Noch einmal schlafen…

Die Vorfreude ist gross…morgen geht es zurück zu Guy und zurück auf Adesso 🙂

Ich freue mich. Wenn alles klappt, werden wir schon kurz vor 9 Uhr in Olbia landen. Wir, das sind Chico, meine Mutter und ich. Vor 2 1/2 Wochen bin ich ja mit Chico von Barcelona nach Luxemburg geflogen, hauptsächlich, weil unser kleiner 7kg Scheisserchen sich nicht auf dem Boot erleichtern will. Viele Segler mit 4pfötiger Begleitung haben mir zwar inzwischen bestätigt, dass der Zeitpunkt unweigerlich kommen wird, wo der Druck so gross wird, dass er sich dann schlussendlich doch dazu entscheidet, sein Geschäft auf dem Boot zu verrichten, aber bis jetzt brachte ich es noch nicht übers Herz, es darauf ankommen zu lassen. Diesmal entschied ich mich also dafür einen Zwischenstopp in Luxemburg einzulegen um dann gemeinsam mit meiner Mutter die Reise nach Sardinien anzutreten (da sie ungern alleine fliegt), also „zwei Mücken mit einem Schlag“…

Aber ich fühlte mich echt schlecht als ich mich von Guy am Flughafen von Barcelona verabschiedete. Obschon er mehrmals betonte, dass er kein Problem damit hätte, ein paar Tage alleine unterwegs zu sein, ja, dass er sich sogar ein bischen darauf freuen würde: ein Mann, ein Boot und die Weite des Meeres… Aber trotzdem…Ich war mir schliesslich der Tatsache bewusst, dass auch Vieles schiefgehen kann und dass er halt ganz alleine auf sich gestellt sein wird…ein sehr ungutes und beklemmendes Gefühl.

Um ein bischen auf andere Gedanken zu kommen, machte ich mich mit Chico auf den Weg zur Flughafenterrasse auf welcher ein, speziel für Hunde, eingerichteter Bereich sein sollte. Hier angekommen, musste ich aber schnell feststellen, dass Chico sich nicht wirklich für den Hundeauslauf- und Pippikackabereich interessierte. Im Gegenteil, er legte sich lustlos dahin…

Dieser Kunstrasen verfehlte seinen Zweck genauso wie unsere Kunstwiesenstücke auf Adesso 😦

Der Flug verlief problemlos und Chico war sehr brav in seiner Transportbox. 

In Luxemburg angekommen, musste ich unweigerlich mit dem schon fast verdrängten Schmuddelwetter Vorlieb nehmen. Keine 22 Grad und Sonnenschein mehr wie in Spanien, sondern grau und minimum 10 Grad kälter. Ich vermisste Guy schon jetzt…aber er hatte sich eine wundervolle Überraschung für mich ausgedacht:

Damit ich jeden Tag an ihn denken würde… (was ich natürlich auch ohne die Blumen getan hätte…) aber ich erfreute mich sehr lange an ihrem Anblick 🙂 MERCI GUY, ganz léiw vun dir!

Die kommenden Tage konnte ich mich nicht wirklich entspannen, denn Guy hatte sich dazu entschieden sich ziemlich schnell auf den Weg Richtung Sardinien zu machen. Ich „verfolgte“ ihn, oder besser seine Positionsdaten auf In-Reach. Verglich seine Position immer wieder mit den mir bekannten Wind- und Wetterverhältnissen. Versuchte mir immer wieder vorzustellen auf welchem Windkurs er wohl unterwegs ist, mit wieviel Segelfläche, bei wieviel Wellen…Ohne mir einen Wecker zu stellen, erwachte ich stündlich in der Nacht und griff nach meinem Handy…

Als er den grössten Teil der Strecke geschafft hatte, wurde ich allmählich etwas ruhiger. Ich wusste, bald wird er wieder Internetempfang haben, bald würden wir uns wieder mehr austauschen können als die vereinzelten kurzen Nachrichten via Satellit. Doch die neugewonnene Ruhe hielt nicht lange an, denn ich realisierte ziemlich schnell, dass der letzte Teil der Strecke noch einmal richtig hart werden würde. Denn ich wusste, dass in Kürze starker Nordwestwind (Mistral) angekündigt war und so musste Guy eine nach Norden gut geschützte Bucht anfahren. Das Problem aber bestand darin, dass es an der Nordseite von Sardinien kaum solche Ankerplätze gibt und die paar Buchten, die in Frage kamen, lagen in einem Naturschutzgebiet wo ankern verboten ist und ausserhalb der Saison auch wahrscheinlich noch keine Bojen auslagen. So entschied Guy sich weiter durch die Strasse von Bonifacio zu segeln bis an die Südostseite von Korsika. Dies war aber gleichbedeutend mit einem zusätzlichen ganzen Segeltag (nach 3 Nächten alleine auf See) und einer Ankunft im Dunkeln in der Ankerbucht! Guy hat ja in seinem voriger Blog beschrieben, wie er sich fühlte und dass die Anspannung echt gross war. Ich war nicht dabei, was vielleicht auch genauso gut war, denn ich hätte wahrscheinlich richtig gestresst…aber gestresst war ich auch hier beim Bildschirm. Ich war innerlich richtig aufgewühlt und konnte an nichts anderes denken ausser, dass ich dauernd darauf hoffte, dass er bald angekommen war und sicher geankert hatte.

Als ich endlich auf In-Reach sah, dass seine Fahrtgeschwindigkeit bei Null war und der Punkt schön mittig in der Bucht lag, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Guy rief mir noch kurz an bevor er in die Koje verschwand und es tat so gut, seine Stimme zu hören! Uff, alles gut gegangen!

Jetzt war Guy angekommen…oder fast, denn er war ja noch nicht auf Sardinien, sondern auf Korsika. Aber über die paar restlichen Seemeilen, machte ich mir jetzt keine Gedanken mehr 😉

Jetzt musste ich mich in Geduld üben, noch 2 Wochen bis zu meinem Flug nach Sardinien. Ich nutzte vor allem die Zeit hier in Luxemburg um mich mit Freunden und Bekannten zu treffen und um ausgedehnte Spaziergänge durch die frühlinghafte Natur zu unternehmen. Luxemburg hat einige schöne Ecken zu bieten. 

Die „Baggerweieren“, ein Naturschutzreservat für Vögel, in der Nähe von Remerschen, besuchte ich sogar zweimal. Mit Sandra hatte ich mich für einen tollen, wenn auch ziemlich langen Spaziergang (denn wir hatten uns ein bischen verlaufen) hier verabredet. Wir verbrachten einen sehr angenehmen Nachmittag zusammen und genossen das tolle Wetter, ein paar Tage hatte das Wetter Mitleid mit mir 😉 und es herrschte auch in Luxemburg ein bischen Sommerfeeling.

Ein paar Tage später besuchte ich die „Baggerweieren“ erneut mit meiner Mutter, die den Ausflug auch sehr genossen hatte.

Da die Wälder im Moment in richtig frischen Grün erstrahlen, nutzte ich fast jeden Tag die Gelegenheit einen ausgedehnten Spaziergang mit Chico zu unternehmen. 

Ab Morgen werden wir dann wieder vermehrt Sand unter unseren Füssen und Pfoten haben. Darauf freue ich mich… und natürlich um Guy endlich wieder in meine Arme zu schliessen!

Mehr über die erste gemeinsame Zeit auf Sardinien…im nächsten Blog.

P.S. Ich habe Guy nicht nur auf In-Reach verfolgt, sondern hatte auch das Glück ihn auf der Webcam von Figari zu entdecken, wo er einige Tage ganz alleine in der Bucht vom Golfo Aranci lag 😉

Raymonde

2 Kommentare

  1. Hallo Raymonde! Endlich ist es soweit und du kehrst zurück in „dein“ Leben!
    Ich freu mich jetzt schon, die ersten Bilder von euch allen gemeinsam mit der Adesso auf Sardinien zu sehen.
    Guten Flug und schöne Tage mit viel Sonne!

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