Die Hölzer links und rechts am Niedergang, sowie am Schiebeluck von Calimero sind nach all den Jahren nicht mehr wirklich ansehnlich. Am Schiebeluck bleiben beim anfassen immer wieder Klarlackreste an der Hand kleben. So abgewetzt ist das Teil mittlerweile. Es sieht auch ganz danach aus, dass da schon mal jemand „versucht hat“ (freundlich ausgedrückt) das Ganze zu verschönern.
Die Hölzer links und rechts sind auch komplett verblichen. Das auf der Backbordseite hat zusätzlich noch zwei Risse, welche ebenfalls sehr sehr stümperhaft ausgebessert wurden indem jemand einfach Silikonmasse in die entstandenen Fugen gepresst hat.
Die Kapitana wollte sich diesen Anblick nicht mehr länger antun, und… Ja, und brummte mir kurzerhand den Auftrag an die Stirn diese Schandflecken instand zu setzen.
Also los: Das erste Teil war die Kante am Schiebeluck. Die 3 Schrauben waren schnell gelöst und das gute Stück wurde erst einmal in meine kleine Werkstatt gebracht. Dort wurde das Holz von den Resten des Klarlacks befreit und gründlich angeschliffen. Nun folgten 7 Schichten von einem handelsüblichen Klarlack aus dem Baumarkt (extra fest für Böden) der ist zwar für den Innenbereich gedacht, aber der Aufdruck „für sehr hohe Beanspruchung“ und die geplante Schichtdicke haben mich das Risiko eingehen lassen. Welches Risiko? Na, das Marinezeugs kostet das 3-fache als das Baumarktprodukt. Deshalb das Risiko es mit einem Lack zu versuchen, welcher nicht explizit für Boote gedacht ist.
Das Resultat kann sich schon mal sehen lassen.
Weiter nun mit den Seitenteilen.
Hier wurde auch erstmal das Ganze gründlich mit dem Exenterschleifer bearbeitet. Jetzt ist schon ein großer Unterschied zu sehen.
Für die Risse wende ich folgendes Verfahren an:
Die Silikonmasse habe ich in Vorbereitung mit einem scharfen Messer und Stechbeitel ausgekratzt.
Als erstes zeichne ich mir an wohin die Schrauben zum Zusammenziehen der Risse hin sollen.
Dann werden die Löscher in 3 verschiedenen Durchmesser und Tiefen gebohrt. Die Späne, welche beim Bohren entstanden sind, habe ich für eine spätere Bearbeitung aufgesammelt.
- Der Durchmesser des Schraubenkopfes ausbohren, damit dieser sauber ins Holz eindringen kann. Nur so tief bohren, dass der Schraubenkopf die richtige Position hat.
- Mit einem Bohrer, welcher dem Durchmesser der Schraube entspricht, genau bis an den Riss durchbohren. Dies ist damit die Schraube das Holz auch zu einer Seite „ziehen“ kann.
- Mit einem viel dünneren Bohrer 3-4 cm in das restliche Holz einbohren, damit dieses nicht durch die Krafteinwirkung einreißt.
Verwendet habe ich übrigens Edelstahl Schrauben (nichtrostend).
Die Risse werden nun mir Holzleim regelrecht geflutet.
Anschließend werden die Schrauben gefühlvoll in die zuvor gebohrten Löscher gedreht und jeweils abwechselnd etwas fester angezogen. Solange bis der Riss sich schließt.
Nachdem der ausgepresste Leim abgewischt wurde, kann man schon gut sehen, dass die Aktion erfolgreich war.
Aus Eichenholz habe ich mir noch schnell auf der Drehbank passgenau zwei Stopfen gedreht und diese mit Holzleim in die Bohrlöscher getrieben. Trocknen gelassen, und die überstehenden Enden abgesägt. Anschließend können die Stopfen bündig verschliffen werden.
Nun kommen die Bohrspäne wieder zum Einsatz. An der Rückseite war das Holz so ausgerissen, dass es sich schon zersetzte. Also habe ich hier großzügig den Stechbeitel angesetzt um das ganze gegammelte Holz entfernt. Da klafft natürlich jetzt eine grobe Vertiefung.
Um diese Vertiefung zu verschließen werden die Holzspäne mit Leim vermischt. Diese Masse wir dann mit einem Spachtel in die Vertiefung hineingedrückt.
Nun habe ich das Teil noch zum trocknen 2 Tage in den Heizungskeller gelegt und dann die gespachtelte Stelle verschliffen.
Der Lackauftrag war identisch mit dem Teil vom Schiebeluck: Klarlack, trocken, anschleifen…, Klarlack, trocknen, anschleifen… 7x.
Ich meine das Resultat kann sich sehen lassen. Und auch die Kapitana war mehr als begeistert (hatte nichts mehr zu meckern… 😉).
Und nun noch der vorher – nachher Vergleich


Guy