Dieser Blogeintrag richtet sich in erster Linie an Bootsbesitzer welche einen Volvo Penta Marinemotor der „D1“ Serie in ihrem Boot werkeln haben. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass andere Motoren von Volvo Penta ihre Seewasserpumpe auf die gleiche Art aufgebaut haben (hab ich aber nicht recherchiert 🤷♂️).
So, was ist also passiert?
Nach den Winterpause war es an der Zeit unsere ADESSO wieder fit zu machen.
Meine Winter-Routine bei den Motoren war es, in der Vergangenheit, immer 1x im Monat, jeden Motor für 15 Minuten mit 1000 Umdrehungen im Leerlauf und anschliessend je 10 Minuten à 1500 U/Min im Vorwärtsgang, sowie im Rückwärtsgang drehen zu lassen. Bei dieser Prozedur wird der Motor schonend belastet, das Öl im Motor und Getriebe wird gleichmässig auf Temperatur gebracht und die Propeller von eventuellem Bewuchs befreit.
Hier in Sant Carles de la Ràpita/Spanien stehen wir aber in sehr nährstoffreichem Brackwasser, was einen starken Unterwasserbewuchs zur Folge hat. Um dem vorzubeugen, hatte ich bei unserer Ankunft grosse Müllsäcke über die Propeller und den Getriebegehäusen gestülpt. Deshalb konnte ich nicht, wie sonst üblich, die Motoren jeden Monat starten, da das Kühlwasser über dieses Getriebegehäuse (Saildrive) angesaugt wird.
Als ich diese Müllsäcke vor ein paar Tagen entfernt habe, war ich dann auch sehr gespannt auf das Startverhalten der Motoren. Aber nach dem üblichen Vorglühen, sprang jeder der beiden Motoren sofort und absolut problemlos an. Keine Rauchentwicklung und das Kühlwasser strömte mit der bekannten Intensität aus dem Auspuff.
Hier wird jetzt sicher so mancher Leser, der nichts mit Booten am Hut hat, die Stirn runzeln… Ja, bei einem Bootsmotor kommt auch Wasser aus dem Auspuff! Ich möchte jetzt nicht erklären warum das so ist, der Blogeintrag richtet sich ja eigentlich an Bootsbesitzer und die wissen was ich meine (hoffe ich zumindest mal). Also soweit alles in Ordnung.
Beim Blick in den Motorenraum entdeckte ich dann eine kleine Pfütze, die eindeutig von der Seewasserpumpe stammt.

Wenn eine Seewasserpumpe leckt, dann kann man die Schadensursache recht schnell eingrenzen. Tropft Öl, dann kann es nur der motorseitige Simmerring sein. Tropft Wasser, dann kann dies 3 Gründe haben:
- Die Schlauchschellen der Ansaugleitung sind locker oder beschädigt -> es tropft an den Schlauchverbindungen.
- Der Impellerdeckel ist undicht -> es tropft am Deckel.
- Der seewasser-seitige Simmerring ist beschädigt -> es tropft hinter dem Impellergehäuse an der Welle
In diesem Fall war es eindeutig der Simmerring.
Sehr viele Bootseigner sehen darin leider einen Totalschaden der Pumpe. Diese falsche Einschätzung hat seinen Ursprung bei den cleveren Verkäufer, die natürlich viel lieber eine komplett neue Seewasserpumpe für 500.-€ verkaufen, als eine Dichtung für 25.-€.
Jeder, der einen Impeller wechseln kann (und das sollt meiner Meinung nach jeder Bootsbesitzer, der ohne Personal auskommt, können) kann auch diesen Simmerring tauschen. Man braucht die Pumpe nicht mal dafür auszubauen.
Da diese Wellendichtung eigentlich auch eine Verschleissteil ist, hat es mich nicht besonders alarmiert. Irgendwann fängt jede Seewasserpumpe mal an zu tropfen und ein Ersatzteil hatte ich sogar an Bord.
Auch wenn es nur ein paar Tropfen waren, ist es ein eindeutiges Zeichen, dass man handeln sollte. Das Ganze kostet nicht mal eine Stunde an Arbeit und ich ziehe es auf jeden Fall vor das Teil sofort auszutauschen, als das Risiko einzugehen, dass der Motor überhitzt. Das könnte dann sogar zum Totalschaden führen… Und das nur weil man zu faul war ein 25.-€ Simmerring zu wechseln!
Schritt 1 ist es die sechs Schrauben vom Impellerdeckel zu lösen und diesen vorsichtig zu entfernen. In der Regel sitzt dieser aber fest. Hierbei helfen ein paar GEFÜHLVOLLE Schläge mit einem keinem Gummihammer auf die Flanken des Deckels.

Wenn der Deckel nachgibt, sollte man die Papierdichtung entfernen und den Deckel gründlich reinigen. Ich gehe immer noch einen Schritt weiter und schleife die Innenseite mit 1000er Nass-Schleifpapier und einem geraden Schleifklotz bis dieser wieder glänzt. Die Papierdichtung sollte auf jeden Fall (wenn der Deckel fest war) ersetzt werden.
Schritt 2 ist es den Impeller aus seinem Gehäuse heraus und von der Welle abzuziehen. Auch hier gibt es so viele Mythen, dass man Spezialwerkzeug dafür benötigen würde…! Es reicht eine saubere gratfreie Rohrzange. Dabei gefühlvoll an dem jeweils gegenüberliegenden Impellerflügel ziehen. Mit dieser Methode bekommt man den Impeller langsam, aber unbeschädigt von der Welle.


Und nun sieht man auch schon die Wellendichtung, also der besagte Simmerring
Schritt 3 besteht darin diese Wellendichtung zu entfernen. Da das Teil eh hinüber ist, braucht man nicht besonders behutsam damit umzugehen. Mit einer Schnabelzange greifen und raus damit. Man sollt nur aufpassen mit der Zange nicht die Welle oder das Gehäuse von innen zu beschädigen. Denn sonst ist die Pumpe wirklich Schrott!


Das wars dann auch schon. Nachdem alles mit einem Lappen gründlich gesäubert wurde, kann die neue Wellendichtung schon aufgeschoben werden. Ich habe hierzu aus meinem Bootsfundus zwei 12er Scheiben auf die Welle geschoben und die Dichtung behutsam in seine Position gedrückt. Hierbei sollte man aufpassen die Dichtung gerade und nicht zu weit zu schieben. Es gibt nämlich keinen „Stopp-Punkt“ wenn man zu rabiat an die Sache rangeht, kann man die Dichtung auch auf der anderen Seite des Impellegehäuse wieder herausdrücken! Wenn die Dichtung aber bündig abschliesst, ist alles richtig gemacht.


Übrigens; an der Wellendichtung sollte kein Schmiermittel verwendet werden!
Schmiermittel, und zwar reichlich davon, sollte man aber für den Impeller benutzen. Dabei unbedingt das Schmiermittel benutzen, das bei jedem Impeller beiliegt. Auf keinen Fall darf ölhaltiger Schmierstoff verwendet werden. Dieser würde das Gummi vom Impeller angreifen, was einen frühzeitigen Ausfall bedeuten würde.

Den gut mit Schmierstoff eigeriebenen Impeller nun mit einer leichten Drehbewegung wieder in sein Gehäuse einsetzen. Dabei unbedingt die Drehrichtung beachten!
Der saubere Deckel wird dann mit einer neuen Papierdichtung wieder aufgesetzt und die 6 Schrauben über Kreuz behutsam angezogen. Hier ist weniger mehr. Es ist besser die Schrauben erst mal handfest einzudrehen. Dann über Kreuz immer eine wenig fester. Ich habe nirgends gefunden mit welchem Drehmoment man die Schrauben eindrehen soll, aber mit eine bisschen Verstand sollte jedem klar sein, dass die kleinen Schrauben nicht mit voller Kraft gequält werden sollten.
Thats it!
Wie bereits erwähnt: Wer einen Impeller ersetzten kann, der kann auch einen Simmerring ersetzen.
Nur Mut, es ist wirklich keine Hexenwerk…
Guy
Servus Guy.
Ist eine super und leicht verständliche Schritt für Schritt Anleitung den Impeller oder auch den dazugehörigen Simmering zu tauschen. Du gibst Dir immer sehr viel Mühe solche Berichte zu Erstellen. Ich weiß das zu schätzen. Damit nimmst Du sicher vielen Bootsbesitzern , die vielleicht technisch nicht so versiert sind, die Angst auch mal selbst einen Impeller zu wechseln. Danke dafür.
Bleibt Gesund
Monika und Peter
LikeLike
Danke für dein Feedback Peter.
Freut mich sehr 👍
LikeLike