Unsere letzten Tage auf Mallorca, zurück nach Ibiza

Meinen letzten Blog schrieb ich in der Bucht vor S’Estanyol. Obschon das Wasser hier nicht diese schöne Türkisfarbe hatte, punktete dieser Ankerplatz vor allem durch seine herrliche Ruhe. Keine Musik, kein Gekreiche am Strand oder auf anderen Boote, nur Sand, getrocknetes Seegras, Pinien und Dünen. Am letzten Tag waren wir mit dem Beiboot bis zum Hafen von Colònia Sant Pere gefahren und bekamen dort sehr freundlich von einem Marineiro einen Platz für unser Beiboot zugewiesen, nachdem wir ihm erklärten, dass wir nur etwas zu Mittag essen möchten. Ein kleines Restaurant direkt an der Strandpromenade weckte unser Interesse und wir wurden nicht enttäuscht, die Pizza war echt lecker. Ich nutzte noch die Gelegenheit frisches Obst und Gemüse zu kaufen, bevor wir wieder auf Adesso zurückkehrten. Den Tag liessen wir gemütlich ausklingen, wohlwissend, dass wir am nächsten Morgen Richtung Norden aufbrechen müssten, da der Wind in den kommenden Tagen sehr ungünstig in diese Bucht hinein wehen würde und mit ihm, dann auch die Wellen. Wir wären mit Sicherheit noch gerne länger hier geblieben oder weiter die Ostseite von Mallorca Richtung Süden erkundet. Denn jedes Mal mussten wir wetterbedingt relativ grosse Strecken hinter uns bringen um im Süden oder wie jetzt im Norden Schutz zu suchen und konnten so viele interessante Buchten nicht besichtigen. Aber das ist halt die Kehrseite der Medaille, wenn man auf einem Boot unterwegs ist, da bestimmt das Wetter den Kurs.

Am Morgen, als ich mit Chico unterwegs war, genoss ich noch ein letztes Mal diesen atembraubenden Sonnenaufgang hier in der Bucht von Alcudia.

Unser heutiges Ziel war die Bucht Sant Vincenç. Hier waren wir ja schon ein paar Mal vor Anker gewesen und wissen die Vorzüge dieser Bucht zu schätzen: grosse Sandflächen um sicher ankern zu können, türkisfarbenes Wasser, tolle Felsformationen links und rechts der Bucht. Leider haben sie hier mit dem riesigen Hotel eine echte Bausünde begangen. Ich bin überzeugt, dass man das Gebäude auch unauffälliger hätte bauen können, aber da wurde wohl keinen Wert drauf gelegt. Schade…

Laut Wetterbericht sollte der Wind morgens früh die Richtung wechseln und stark aus Nordost wehen. Das bedeutete für uns, dass wir früh aus der Koje mussten um rechtzeitig hier weg zu kommen, bevor sich die Wellen in dieser trichterförmigen Bucht sehr schnell sehr ungünstig aufbauen können. Zudem wollten wir dann diesen Wind nutzen um flott die 20 Seemeilen nach Port Soller weiter zu segeln. So stellte ich mir für morgens 6 Uhr den Wecker, eine Uhrzeit die mir jetzt abartig früh vorkam, obschon ich „früher“ immer zu dieser Uhrzeit aufstehen musste. Ohhh, man gewöhnt sich so schnell daran, nach dem Rythmus der Sonne zu leben, aufstehen wenn es hell wird und nicht weil ein Wecker klingelt. Es war noch ganz dunkel in der Bucht als ich mit Chico mit dem SUP Richtung Strand paddelte. Der schaute mich ganz ungläubig an, als ich ihn so früh aufforderte mit mir auf Pippitour zu gehen. Es herrschte eine ganz besondere Stimmung, noch keine Menschenseele weit und breit. So langsam begann es zu dämmern und etwas heller am Horizont zu werden, als ich mich auf den Rückweg machte.

Morgendämmerung in der Cala Sant Vincenç

Um 7 Uhr waren wir unterwegs und stellten ziemlich schnell fest, dass der angekündigte Wind sich leider gar nicht einstellte. Im Gegenteil, er blies uns voll auf die Nase. Das fand ich so gar nicht witzig. Jetzt waren wir extra so früh aufgestanden und mussten gegen Wind und Welle motoren….grrr. Noch ein letzter Blick zurück Richtung Richtung Cala Sant Vincenç und Cap Formentor.

Cap Formentor im Hintergrund

Wir hofften dauernd, dass der Winddreher etwas „Verspätung“ hätte und sich noch einstellen würde, aber leider mussten wir feststellen, dass dies bis Port Soller nicht der Fall war. 😦 

Die Bucht von Port Soller war schon wieder richtig voll, so dass sich die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz etwas schwieriger gestaltete. Aber es klappte. Wir nutzten hier natürlich wieder die Nähe der Restaurants um abends nicht kochen zu müssen 😉

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg, an der Insel Sa Dragonera vorbei, Richtung Westseite von Mallorca.

Insel Sa Dragonera

Unser Ziel, die Cala d’Egos. Hier wollten wir die letzte Nacht auf Mallorca verbringen bevor wir wieder Kurs Richtung Ibiza einschlagen würden. Die Wettervorhersagen versprachen optimalen Segelwind von 10-15 Knoten von hinten-seitlich und den wollten wir nutzen. In Cala d’Egos angekommen, teilweise unter Segel, teilweise motort, liessen wir den Anker über feinem Sand fallen. Uns gefiel es sehr gut hier in dieser Naturbucht, wo es ausser einem kleinen Strand und unberührter Natur, nur noch ein paar Ziegen gab. Hier ein paar Eindrücke von meinem Spaziergang mit Chico.

Cala d’Egos

Am Abend hatten wir freien Blick auf den Sonnenuntergang und genossen diesen bis zum letzten Augenblick in vollen Zügen.

Alles war perfekt, wäre da nicht im späten Nachmittag ein Motorboot voller testosterongesteuerter Feierlustige aufgetaucht, die abends wieder dafür gesorgt haben, dass die ganze Bucht in den „Genuss“ von ihrem musikalischem Entertainment kam…..grrrr. Es ist, wie Guy schon so oft gesagt hat, immer das letzte Boot, das auftaucht und ohne Rücksicht auf die anderen, dafür sorgt, dass Ruhe am Abend und in der Nacht nur noch eine Traumvorstellung ist 😦

Wir haben uns schon so manches ausgemalt, was man alles machen könnte, um solche Egoisten zur Vernuft zu bringen. Da reicht unsere Phantasie von „mit Wasserschlauch bewaffnet auf Attacke gehen“ bis „Stinkbombe basteln und ins Cockpit werfen“ über „morgens mit der Trillerpfeife alle unlieb aus dem Schlaf reissen“. Ich hasse diesen Egoismus der sich immer mehr verbreitet, diese Respektlosigkeit anderen Leuten gegenüber. Natürlich habe ich auch Verständnis dafür, dass die sich, während ihren 1-2 Wochen Urlaub, amüsieren wollen, aber mit ein bischen Rücksicht und Verstand….Neben der Wetterabhängigkeit, sind diese kurzen Nächte ohne ausreichend Schlaf leider ein weiterer negativer Faktor vom Leben auf dem Boot. 

Nach einer wenig erholsamen Nacht, klingelte der Wecker wieder um 6 Uhr, denn wir wollten uns früh auf den Weg machen Richtung Ibiza. Heute erhellte der Vollmond die Bucht als ich mit Chico auf Pippitour ging…wow, was für ein Anblick.

Vollmond über der Cala d’Egos

Dieser tolle Sonnenaufgang entschädigte uns für den Schlafmangel. Sobald die Segel gesetzt waren, genossen wir ein gemütliches Frühstück mit Blick auf Mallorca, wo langsam die Sonne über den Bergen aufging. So schön!!! Jetzt war wieder „alles gut“ 😉

Kurz nach unserem Start ging die Sonne auf 😉
Frühstück mit herrlichem Blick auf den Sonnenaufgang 🙂

Diesmal haben die Windvorhersagen gestimmt und wir hatten wirklich optimalen Segelwind Richtung Ibiza. Mit teilweise über 8 Knoten flog Adesso durchs Wasser. Wir hatten mit einer Überfahrt von 10 Stunden gerechnet für die knapp 50 Seemeilen, schlussendlich erreichten wir unser Ziel, die Cala Xarraca nach etwas mehr als 8 Stunden. Wow, besser hätte es nicht laufen können.

Jetzt sind wir seid zwei Tagen hier in Cala Xarraca vor Anker und wollen auch erst wieder hier weg, wenn der Wind wieder aus nördlicher Richtung kommt. Denn im Moment stehen wir hier sehr gut geschützt vor Wind und Wellen und geniessen das relaxe Bordleben am Ankerplatz. Ausserdem gefällt uns die Cala Xarraca auch landschaftlich richtig gut. Hier ein paar Eindrücke:

Cala Xarraca und die vorgelagerte kleine Felsformation S’Illot des Rencli
Abendessen im Restaurant S’Illot des Rencli mit Blick auf Adesso

Vielleicht fragen sich jetzt einige von euch, ob so ein Tag auf dem Boot am Anker nicht langweilig wird. Nein, wirklich nicht. Es gibt immer etwas zu tun. Bei Morgendämmerung steht erst mal Chicopippitour an, danach springe ich meistens sofort ins Wasser oder mache ein paar Stretching/Yogaübungen. Wenn sich über Nacht Kondenzflüssigkeit an Deck gesammelt hat, nutze ich jedes Mal die Gelegenheit um Adesso eine Schönheitskur mit dem Wischmop zu gönnen. Danach frühstücken wir gemütlich. Dann ist es schon meistens 10-10.30Uhr. Anschliessend steht entweder ein bischen Fitness auf dem Programm oder Putzen, Staubwischen, Unterschiff von Algenbewuchs befreien oder Mülltüte/Recycling entsorgen… Wahrscheinlich denkt sich jetzt so mancher: „wie, Mülltüte entsorgen“, das ist doch keine Beschäftigung die man im Tagesablauf erwähnen muss oder die zeitintensiv wäre. Doch, wenn man auf dem Boot lebt, dann schon. Oft muss ich lange suchen, bevor ich den Standort der grossen Mülltonnen und Recyclingbehälter ausfindig gemacht habe. Dann bringt Guy mich entweder mit dem Beiboot an Land oder ich fahre mit dem SUP rüber. Dann kann das Müllentsorgen auch schon mal einige Zeit in Anspruch holen. Das Einkaufen dauert natürlich auch viel viel länger und ist viel beschwerlicher als „Zuhause“, wo man einfach mit dem Auto zum Supermarkt fährt. Hier kommt es schon vor, dass der erste Supermarkt eine gute Viertelstunde Fussmarsch entfernt ist und man sich dann genau überlegen muss, was man braucht und was man schleppen kann und will. Nach dem Mittagessen gehe ich dann noch einmal kurz mit Chico, denn bei dieser Hitze erspare ich ihm lange Spaziergänge. Den Nachmittag verbringe ich dann meistens mit Lesen, Spanisch lernen, immer wieder ins kühle Nass schwimmen/schnorcheln gehen, ein bischen Siesta oder einen neuen Blog schreiben…

Chico bei der Siesta

Wie es weitergeht, mehr im nächsten Blog.

Raymonde

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