Etliche Zeit ist schon vergangen seit meinem letzten Blog, aber irgendwie fehlte die Zeit, die Inspiration zum Schreiben. Wir waren viel unterwegs in den vergangenen Wochen und entdeckten immer neue Orte und bekamen Besuch aus Luxemburg…
Jetzt sind wir schon zwei Tage hier im Hafen von Barbate, weil der Wind und die Wellen sehr ungünstig aus Südost kommen, genau auf die Nase, wenn wir Richtung Gibraltar wollen. Für Samstag sehen die Wetterprognose ganz vielversprechend aus, so dass wir planen am Samstag morgen hier abzulegen. So habe ich heute und morgen noch Zeit zum Blogschreiben 😉
Unser erstes Ziel, nach meinem letzten Blog, war Lagos. Hier haben wir uns für eine Nacht einen Hafenplatz gegönnt, denn wir wollten wieder einmal von dem Luxus profitieren, genug Frischwasser zur Verfügung zu haben um das Boot gründlich zu putzen, Wäsche zu machen, in einen grösseren Supermarkt einkaufen zu gehen ohne das Beiboot nehmen zu müssen usw. Lagos ist eine schöne, aber auch sehr touristische Stadt. Überall sind Stände an denen man Boots- oder Kayakfahrten zu den Grotten angeboten bekommt. Den Abend haben wir nach einem Restaurantbesuch auf Adesso mit Blick auf das ständig wechselnde Farbspiel des Hafenriesenrades ausklingen lassen.

Am kommenden Morgen haben wir den Hafen verlassen und ankerten in der grossen Bucht links vor der Hafeneinfahrt.

Mit dem Dinghi sind wir dann auf Erkundungstour zu der berühmten Felsenküste und den Grotten gestartet. Hier erwartete uns wirklich eine spektakuläre Landschaft. Da Bilder mehr aussagen als tausend Worte…hier einige der vielen schöne Eindrücke die wir geniessen konnten:








Am kommenden Tag haben wir uns dann dazu entschlossen nach Alvor zu fahren, denn der Wind würde drehen und dann ungünstig in die Bucht reinblasen. Alvor ist ein kleines Fischerdorf, auch ziemlich touristisch, das am Ende einer Flussmündung liegt.

Guy hatte die Tiefenanzeige dauernd im Blick als wir in den Kanal hineingefahren sind. Auf beiden Seiten waren Sandbänke, die dann doch gefährlich nah schienen aber alles klappte. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen hatten wir auch den mittleren Zeitpunkt zwischen Ebbe und Flut gewählt, so dass die Sandbänke noch zu sehen waren und wir, bei einer Grundberührung wieder kurz danach bei einlaufendem Wasser frei gekommen wären. Theorie ist gut, aber besser ist, wenn in der Praxis alles klappt und man nicht in eine Sandbank reinfährt. Alvor, mit seiner ständig ändernden Landschaft, hat mir sehr gut gefallen.

Das einzige was uns richtig, aber wirklich so richtig genervt hat, waren die rücksichtslosen Fischer die abends, nachts und früh morgens ohne Rücksicht auf Verluste mit voller Geschwindigkeit an den ankerden Booten vorbeigebraust sind 😦
Abends, nachdem die Fischer draussen waren und der Wind sich gelegt hatte und das Wasser spiegelglatt war, genossen wir diese ganz spezielle Stimmung…die Sterne, den Mond, diese unbeschreibliche Ruhe…

Wie schon vorher kurz erwähnt, hatten wir Besuch aus Luxemburg. Spontan und kurzfristig hat sich eine langjährige Arbeitskollegin von Guy dazu entschlossen uns wieder besuchen zu kommen. Ihr hatte ihr letzer Besuch bei uns auf Vlieland letzten Sommer so gut gefallen, dass sie spontan entschied den Flieger nach Faro zu nehmen um ein paar Tage mit uns auf Adesso zu verbringen. Nachdem wir den ersten Tag gemeinsam in Alvor verbrachten, sind wir am nächsten Tag nach Lagos in die Bucht zurückgesegelt um ihr die Küstenlandschaft und Lagos zu zeigen. Der Wind hatte inzwischen gedreht aber leider schlugen die Wellen immer noch sehr ungünstig in die Bucht hinein, so dass wir nach kurzer Bedenkzeit den Anker wieder lichteten um nach Portimao auszuweichen. Es war einfach zu wakelig, zu unangenehm. In Portimao angekommen haben wir den Anker vor dem kleinen Fischerdorf Ferragudo fallen lassen. Leider konnte uns weder Ferragudo, noch der alte Ortsteil von Portimao, noch die Umgebung so wirklich vom Hocker reissen. Daher entschieden wir uns am kommenden Tag in den Hafen von Portimao umzusetzen, denn der Hafen und Umgebung schien ganz nett zu sein. Zudem gab es hier auch die Möglichkeit eine Bootstour zu den Grotten von Benagil zu buchen, so dass Sandra wenigstens diese Küstenlandschaft bestaunen konnte. Den Abend liessen wir bei einem letzten gemütlichen gemeinsamen Abendessen ausklingen, denn am kommenden Morgen ging für sie wieder der Flieger zurück nach Luxemburg…Für uns ging es anschliessend weiter nach Albufeira. Aber da man dort keinen Hafenplatz für einen Katamaran anbieten konnte, mussten wir weiterziehen nach Vilamoura. Am liebsten hätten wir ja in einer der kleinen Buchten geankert, aber da Wind und Wellen aus südlicher Richtung kamen, unmöglich…leider. In Vilamoura hatten sie einen Platz für uns…für 79 Euro! Aber wir hatten keine Wahl….Vilamoura gehört defintiv zu den Orten, die mir in Portugal am wenigsten gefallen haben. Total Schikkimikki, alles auf Luxus getrimmt. Man glaubt sich fast in England…Vilamoura scheint für die wohlhabenden Engländer der zweite Wohnsitz zu sein…die Preise der zum Verkauf stehenden Immobilien sind sogar in englisch Pfund angegeben…Nein, mir hat Vilamoura nicht gefallen, wirklich nicht. So haben wir uns am nächsten Morgen zügig auf den Weg gemacht. Unser heutiges Ziel, ein Ankerplatz zwischen Olhao und der Insel Culatra. Grösser hätten die Gegensätze wohl nicht sei können.


Hier vor den Dünen und Sandbänken von Culatra gab es nichts, ausser Sand, Meer, Dünen und viele vor Anker liegende Boote. Einige davon, so schien es uns, sind wohl schon länger hier und werden wohl auch noch länger bleiben. Am Abendspaziergang mit Chico kam ich ins Gespräch mit einem Belgier, der schon 25 Jahre im Riu Giudiana, dem Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien lebt und der immer im September hier nach Culatra kommt um diese Ruhe und diese Weite zu geniessen. Er bestätigte mir, dass viele Leute hier schon längere Zeit auf ihren Booten lebten und dass die Dorfbewohner von Culatra das Ankerfeld schon als Vergrösserung ihres Dorfes ansehen. Hier findet man eigentlich alles was man braucht, zwei kleine Minimercado, ein paar lokale Restaurants, eine Post, ein Geldautomat usw. Als wir so durch das Dorf Culatra spazierten, kamen wir uns ein bischen vor wie in Mittelamerika. So oder so ähnlich stellen wir uns die Dörfer auf Cuba oder so vor. Kleine, sehr einfache Häuser wo alles verbaut wird, was gerade vorhanden ist. Keine befestigten Strassen sondern Sand- oder Pflasterwege…Hier ein paar Eindrücke von Culatra:



Wir verbrachten 4 Tage hier vor Culatra vor Anker. Nachdem Guy die Umgebung gründlich abgecheckt hatte, beschlossen wir, Adesso am kommenden Tag bei Hochwasser Richtung Strand zu verlegen, in den Bereich, der bei Ebbe trocken fällt. Guy wollte schon längere Zeit den Unterboden von Adesso säubern und die Propeller von den Muscheln befreien und dies erschien ihm als ideale Gelegenheit. Mir war etwas mulmig zu Mute bei dem Gedanken Adesso ohne Wasser unterm Kiel zu sehen, aber es verlief alles ganz problemlos. Sobald das Wasser Stehhöhe erreicht hatte, begann Guy mit dem Schrubben. Hier ein paar Fotos vun dieser Putzaktion:



Beim nächsten Hochwasser, haben wir Adesso dann wieder in tiefere Gewässer verholt, denn schwimmend fühlt es sich dann doch besser an 😉
Den letzten Tag genoss ich noch einmal in vollen Zügen diese menschenleere Landschaft, die Dünen, der leere weite Strand…nur Chico und ich. Hier konnte er sich voll austoben und wir mussten auf keinen Rücksicht nehmen.

Natürlich hätten wir auch noch länger hier bleiben können, aber mittlerweile sind wir fast Mitte September und wir haben ja noch ein bischen Strecke vor uns. Zudem haben wir uns entschlossen den Riu Giudiana Fluss hinaufzufahren, einen Tipp, den wir jetzt schon von mehreren Seglern bekommen haben. Wir planten unsere Fahrt so, dass wir bei Niedrigwasser an der Brücke ankamen die hinter dem Ort Ayamonte den Fluss überquert. Wir hatten so unsere Zweifel ob es mit der Höhe reichen würde oder nicht. In unserem Törnführer geben sie eine Höhe von 18 m an. Laut Erfahrungsberichten von Seglern im Internet soll die Durchfahrtshöhe bei Ebbe sogar bei 23m liegen. Wir haben eine Masthöhe von 20m. Der Belgier meinte, das würde kein Problem darstellen, er hätte schon grössere Boote im Riu gesehen und sein Mast wäre auch nicht viel kleiner…Ja, wir wollten es versuchen…mit einem flauen Gefühl im Magen…sehr langsam tastete sich Guy an die Brücke heran…es reichte…aber ich kann ehrlich gesagt nicht abschätzen ob noch 20cm, 50cm oder mehr Platz waren…??? Aber es reichte! Wir verbrachten den Abend vor Anker kurz nach der Brücke in der Nähe des Golfes Quinta do Vale. Hier habe ich abends dieses schöne Foto beim Abendchicospaziergang geschossen:

Am kommenden Morgen sind wir dann bei einlaufender Strömung den Fluss hoch gefahren. Am Anfang waren wir dann doch ein bischen enttäuscht, denn so magisch erschien uns das Ganze nicht zumal wir den Wind voll auf der Nase hatten und wir nach langer Zeit wieder die Jacken auspacken mussten. Aber als der Fluss allmählich schmahler wurde, kam dann doch eine spezielle Stimmung auf.

Nach einer letzten Flusskrümmung tauchte auf der linken, der portugiesischen Seite Alcoutim und auf der rechten, der spanischen Seite Sanlucar auf.


Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass Adesso sicher im Flussschlamm verankert war, sind wir mit dem Dinghi zuerst nach Alcoutim zum Mittagessen. Mit der schon bekannten anfänglichen portugiesischen Unfreundlichkeit wurden wir empfangen und wir mussten ziemlich viel Geduld mitbringen, bevor wir bedient wurden. Naja…danach machten wir uns auf Erkundungstour durch Alcoutim aber so richtig vom Sockel konnte es uns hier nicht reissen. Also entschieden wir uns für einen Länderwechsel rüber nach Sanlucar. Der Unterschied war schon krass…hier in Sanlucar lag nirgends Müll am Strassenrand, alles war sauber, die Leute grüssten obwohl wir hier total fremd waren…

Nach einem ausgedehnten Spazierganz zu der Mühle hoch, mit Blick auf unseren Ankerplatz, genossen wir ein kaltes Bier bei netter zuvorkommender Bedienung in einer kleinen Bar.
Hierhin sollten wir dann auch zum Abendessen zurückkommen…
Es ist schon eine eigenartige Stimmung hier…rechts in Spanien schlagen die Kirchenglocken 5 Mal für 17Uhr, links in Portugal nur 4 Mal, denn hier ist es ja erst 16 Uhr…beide Dörfer nur durch diesen Fluss getrennt und doch so unterschiedlich…
Am kommenden Tag sind wir dann am Nachmittag mit auslaufender Strömung wieder flussabwärts gefahren um wieder bei Niedrigwasser erfolgreich unter der Brücke durchzufahren.

Kurz nach Ayamonte haben wir noch bei letztem Tageslicht den Anker fallen lassen und sind noch schnell mit Chico zum Strand bevor es ganz dunkel wurde. Leider sollte diese Nacht alles andere als erholsam werden, denn 25-28 Knoten Wind gegen Flussströmung lies Adesso hin und her wanken und alles klapperte. Keiner von uns drei konnte wirklich schlafen. Am Morgen war es dann richtig umständlich um mit Chico auf Pippitour zu gehen. Guy musste uns gegen Wind und Welle mit dem Dinghi an Land bringen…ein bischen verfluche ich unseren Vierbeiner in solchen Situationen dann schon, dass er sich nicht einfach auch mal auf Adesso auf seinem Kunstrasen erleichtern kann…grrr 😦
Nach „erfolgreichem“ Pippitour, machten wir uns zügig auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, einem Ankerplatz vor dem Strand vor Mazagon. Hier lagen wir bedeutend ruhiger, nur das Anstranden mit dem Standup gestaltete sich als schwierig, so viele Angler standen am Strand entlang. Es war schon Glücksache, wenn man sich in keiner Angelschnur verfing.
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Bucht von Cadiz neben den Porto Sherry vor der Playa de la Puntilla. Hier lagen wir eigentlich ganz ruhig, wäre da nicht die Beschallung der Strandbar gewesen. Einige Benutzer von Navily hatten schon vor der Musikbelästigung gewarnt, aber das waren immer Einträge vom August, so dass wir hoffte, jetzt Ende September, wäre die Bar vielleicht schon geschlossen…nein…leider nicht. Aber wenigstens war um Mitternacht Ruhe.
Am Morgen fuhren wir weiter Richtung Fluss Sancti Petri. Hier lagen wir ähnlich wie vor Culatra zwischen Sandbänken und Dünen mitten in einem Vogelschutzreservat. Die Umgebung war wirklich schön. Aber leider war es hier bei Ebbe unmöglich mit dem Standup an Land zu fahren. Bei Niedrigwasser hätte man richtig weite Strecken durch dicken Schlamm waaten müssen um schlussendlich den Strand zu erreichen. So musste Guy mich und Chico abends und morgens mit dem Dingi an Land bringen…ja, ja, es wäre viel einfacher wenn unser Virbeiner auf dem Boot pinkeln würde…wäre, ist aber nicht….
Dies war dann auch einer der Gründe, warum wir hier nur eine Nacht blieben. Ein anderer Grund waren die Wetterprognosen, die für die kommenden Tage Starkwind aus Süden vorhersagten…Also machten wir uns auf nach Barbate, wo wir die nächsten Tage sicher im Hafen liegen könnten.
Die ersten paar Seemeilen waren dann auch ganz angenehm. Wir konnten hoch am Wind segeln. Doch nach der ersten Kursänderung war der Spass vorbei und wir hatten, wie so oft, den Wind wieder voll auf der Nase 😦 Also Motor an…Im letzten Drittel war der Spass dann endgültig vorbei, denn jetzt kamen auch noch die Wellen von vorn…nicht angenehm, gar nicht angenehm. Guy bekam so manch eine Salzdusche ab und Chico war das Ganze Geklappere auch nicht mehr geheuer. Mit zwei Motoren mussten wir die letzten Seemeilen gegen Wind, Wellen und Strömung ankämpfen bevor wir dann endlich im Hafen von Barbate festmachen konnten. Der Hafen bietet uns Schutz aber er ist wirklich trostlos, eine Ansammlung aus Beton und streunenden Katzen und verfallenen Gebäuden…aber wenigstens nicht zu teuer 😉
Barbate ist eher trist, ohne Charme. Doch es gibt einen grossen Supermarkt und viele Restaurants und einen Friseur, Siñor Gomez, der Guy gestern einen super schönen Haar- und Bartschnitt verpasst hat…für 15 Euro, alles zusammen. Die Preise sind seit 2010 unverändert…kein Coronaaufpreis!
Heute haben wir eine längere Wanderung zum Torre del Tajo gemacht und wurden mit einem schönen Ausblick belohnt.

Voraussichtlich werden wir noch morgen hier bleiben und am Samstag Richtung Gibraltar aufbrechen. Dann sollen Wind und Wellen wieder günstig für uns sein….hoffentlich.
Ich bin auf jeden Fall gespannt auf Gibraltar, das Tor zum Mittelmeer.
Bis dann
Raymonde
Wat en flotten Text an schein Fotoen, sin fro dat alles so gudd klappt. Nach eng erfollesch reisch Fahrt , bis geschwenn.
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Ganz schéi Fotoen
Eng roueg a gut nãchst Segeltour bis Gibralta
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Merci
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Merci
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