Rückfahrt nach Lelystad

Nachdem wir einen angenehmen stresslosen Abend (und Nacht) in Bruinisse verbracht haben, haben wir uns morgens auf den Weg zurück Richtung Hollands Diep gemacht. Ja, wir haben uns dazu entschieden wieder über die Staandemastroute zurückzufahren, denn die Wetterprognosen liessen uns Schlimmes befürchten. Wir hatten ja geplant durch die Nordsee hoch nach Ijmuiden zu segeln, aber daran war nicht zu denken, denn wir würden den Wind (15-25 Konten) die nächsten zwei Tage genau auf die Nase bekommen. Das Wetter spielte also wieder einmal so gar nicht mit und wir wollten definitiv nicht riskieren 60 sm gegen Wind und Welle mit Motor ankämpfen zu müssen…das Ganze gekrönt mit regelmässigen Regenschauern…Nein, dann lieber wieder die ganze Strecke durch die Kanäle zurück, langweilig, aber dann doch erträglicher.

Naja, Jubelschreie machten wir nicht, aber wir hatten keine andere Wahl.

Wir fuhren gute 6 Stunden und machten dann Halt in einem Hafen, dessen Hafenmeister sich ziemlich überrascht zeigte, dass an diesem Montag Abend Anfang September noch Gäste eintreffen würden. Er überreichte uns den Duschentürenschlüssel und meinte, wir wären  bestimmt die ersten und letzten Gäste für heute und sollten ihm den nachher einfach an die Bürotür hängen.  Das Hafenrestaurant war auch geschlossen, aber das Restaurant eines angrenzenden Ferienresorts hatte die Küche noch bis 20Uhr geöffnet.

Am nächsten morgen haben wir uns schnell nach dem Frühstück auf den Weg gemacht, denn wir wollten heute Strecke machen, mindestens bis nach Gouda. Damit wir so wenig wie möglich Zeit verlieren würden, hatten wir die Brückenöffnungszeiten genau studiert und die Abfahrtszeit dementsprechend geplant.

Das klappte dann auch ganz gut, denn wir kamen ohne längere Wartezeiten durch die jeweiligen Brücken und Schleusen durch.

Eigentlich hatten wir geplant in Gouda zu übernachten, aber als wir in Gouda ankamen, stellten wir fest, dass wir auch noch rechtzeitig zur Öffnung der Goudabrücke in 5 Minuten ankämen. Da diese Brücke feste Öffnungszeiten hat, riskiert man dann schon mit etwas Pech mehrere Stunden Aufenthalt an einem Wartesteg ohne Anschluss zum Land. Genau vor dieser Brücke hatten wir ja schon bei der Hinfahrt die Erfahrung gemacht, dass wir mit etwas Pech 4 Stunden hätten warten müssen.

So haben wir uns spontan entschieden sofort durch und weiter zu fahren. Genau während der Durchfahrt unter der Brücke haben wir einen anderen luxemburgischen Segler gekreuzt. Welch ein Zufall…hätten wir uns nicht genau unter der Brücke getroffen, dann hätten wir bestimmt ein bischen gequatscht. Aber so war das definitv nicht möglich. Jetzt musste ein kurzes Zuwinken und ein erstauntes « HALLO, ein Luxemburger » reichen.

Wir haben an diesem Tag wirklich Strecke gemacht, gefühlt 45 sm, es waren dann aber laut GPS doch nur 35 sm. Denn wir mussten den grössten Teil der Zeit gegen den Strom motoren. Bei der Hinfahrt schob der Strom uns voran, diesmal war er leider gegen uns, aber darauf konnten wir nicht gross Rücksicht nehmen.

Gegen 19Uhr haben wir in einem Hafen im Brassemermeer festgemacht. Es reichte jetzt definitiv für heute. Und wieder verfolgte uns das Pech : das Hafenrestaurant war heute ausnahmsweise wegen dem Segelvereinsfest geschlossen. Super, so langsam glauben wir schon nicht mehr an Schicksal sondern an einen Fluch der uns verfolgt… Den Hafenmeister konnte ich auch nirgends finden, so dass ich froh war, dass ein schwedicher Segler, der gerade aus den Duschen kam, mir freundlicher Weise den Eingangscode des Samitärgebäudes verriet. Ohne diese freundliche Geste hätten wir nicht mal duschen oder auf die Toilette gehen können. Naja…aber jetzt wusste ich den Code ja. Nach dem Duschen habe ich uns dann eine Portion Nudeln zubereitet und ab gings in die Koje. Ach ja, da habe ich ja noch etwas vergessen…Nein, bevor es in die Koje ging, bekam Chico und ich noch eine gründliche Dusche, denn es regnete in Strömen. Inzwischen ging mir dieses dauernd schlechte Wetter so richtig auf den Kecks… 😩

Die Nacht sollte auch alles andere als erholend werden, denn ein Gewitter folgte dem nächsten. Es regnete so stark, dass es sich anhörte als würde jemand kleine Kieselsteine auf Calimero runterwerfen. Calimero zurrte und zitterte bei jedem Windstoss in den Seilen. Nein, erholsamer Schlaf war ein Wunschgedanke.

Morgens sind wir trotzdem wieder früh raus, denn wir wollten wieder unseren Brückenöffnungszeitenplan einhalten und das klappte auch diesmal sehr gut. Um 12.30Uhr sind wir dann durch die letzte Brücke vor der Schinkelschleuse durchgefahren. Jetzt hiess es hier am Wartesteg festmachen und warten bis diese dann gegen Mitternacht für den Konvoi durch Amsterdam geöffnet wird.

Als sich endlich eine Regenpause ankündigte, habe ich mich mit Chico auf eine ausgiebige Pippitour begeben, denn die letzten beiden Tage waren für ihn doch sehr langweilig. Danach haben wir uns auf die Siesta gelegt, denn wir wussten ja dass uns wieder eine ziemlich schlaflose Nacht bevorstand.

Ja…unter Ferien versteht man wohl eher etwas anderes. Dieses Mal fühlen wir uns echt nicht ausgeruht, im Gegenteil. Guy und ich, wir sind beide froh, wenn wir wieder im Ijsselmeer angekommen sind und dieses langweilige Motoren, diese Wartezeiten an den Brücken und Schleusen endlich ein Ende haben. Nein, wir sind nicht der Meinung, dass man die Staandemastroute einmal gemacht haben muss. Wir vertreten eher die Überzeugung, dass sie nur Mittel zum Zweck ist, wenn die Fahrt über die Nordsee abzuraten ist. Aber wie gesagt, das ist unsere Meinung.

Um 23 Uhr haben wir den Kanal 69 abgehört um die Infos über die Durchfahrt durch Amsterdam zu erhalten. Doch es gab nur Infos zur Nord-Süddurchquerung, nichts für uns. Wir waren insgesamt 3 Boote die sich angemeldet hatten für den Süd-Nordkonvoi und alle sassen wir in unseren Cockpits und warteten, dass die Schleusenlichter endlich auf grün schalten würden. Wir warteten und warteten…nichts ! So langsam war es echt schwer nicht im Sitzen einzuschlafen. Es wurde 1 Uhr, 1:30Uhr…um 2:00Uhr öffnete sich endlich die Schleuse und die Boote des Nord-Südkonvois verliessen die Schleuse.  Jetzt erst sprangen die Lichter auf grün und wir konnten endlich los. Ich empfand dies als grenzenlose Frechheit. Die Leute so lange warten zu lassen, ohne jegliche Information. Laut Almanach hätte die Schinkelschleuse, -brücke um 23.56 geöffnet werden müssen. Dann kann man doch wohl erwarten, dass die  Verantwortlichen den Bootsleuten über Funk Bescheid geben, dass mit einer Verspätung von 2 Stunden gerechnet werden muss. Man soll den Kanal 69 dauernd abhören aber dann null Info, was soll das ? Ich war total sauer, aber auch erleichtert, dass es endlich losging.

Da wir nur 3 Boote waren, verlief die Durchfahrt durch die Kanäle von Amsterdam viel flüssiger als bei der Hinfahrt. Das war angenehmer und es ging auch schneller voran.

Nachdem die 11 Brücken passiert waren, waren wir froh es endlich geschafft zu haben und steuerten die Marina Amsterdam an um uns ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Wir machten uns an dem ersten freien Stegende fest und fielen müde in unsere Koje. Doch hier verweilten wir nicht lange, denn schnell merkten wir, dass hier an Schlafen nicht zu denken war, denn Calimero lag sehr unruhig und wurde dauernd hin und her gerissen. Wir lagen einfach zu nah am Hafeneingang wo jedes im Kanal vorbeifahrende Schiff Wellen im Hafeneingangsbereich verursachte. Also wieder raus aus der Koje und rein in wärmere Kleider um Calimero weiter in den Hinterbereich des Hafens zu verlegen. Als Calimero schlussendlich sicher in einer freien Box lag, war es 04:30 Uhr vorbei.

Kurz nach 7Uhr wachte ich aber schon wieder auf, Chico wollte raus und ich fühlte mich auch unwohl bei dem Gedanken, dass der Eigentümer der Box zu jeder Zeit mit seinem Schiff auftauchen könnte und der wäre mit Sicherheit alles andere als erfreut darüber wenn wir in seiner Box liegen. So bin ich mit Chico auf Pippitour und habe anschliessend Guy geweckt. Ohne zu frühstücken sind wir dann gegen halb acht los Richtung Ijsselmeer. Während der Wartezeit an der Schleuse habe ich uns eine Tasse Kaffe gemacht. Anfangs wollten wir noch einen Zwischenstopp einlegen, in Muiden oder Almere, um dann am nächsten Tag weiter nach Lelystad zu segeln. Doch das Wetter war schon wieder so unangenehm, kalt, feucht, bedeckt, Nebel…so dass wir uns dazu entschlossen auf direktem Wege nach Lelystad zu motoren. Ja, wir mussten wieder motoren, denn der Wind war zu schwach zum Segeln und natürlich blies er uns wieder genau auf die Nase…

Wir waren wirklich froh als wir wieder in unserer Box in Lelystad lagen, doch auch sehr enttäuscht darüber, dass unsere Sommerferien dieses Jahr wirklich nicht dem entsprachen was wir uns erhofft hatten…Sehr schade !

 

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