Amsterdam – Staandemastroute ins Greveldinger Meer

Grösser könnte der Kontrast jetzt fast nicht sein. Heute sitze ich hier im Bikini bei gefühlten 25 Grad und strahlendem Sonnenschein um diesen Blog zu schreiben. Vor einer Woche, als ich den letzten Blog verfasst habe, regnete es noch in Strömen und es war sch….kalt. Total der Herbsteinbruch. Ja, seit gestern ist der Somme zurückgekehrt und darüber freuen wir uns natürlich sehr ! Also doch noch ein bischen Sommerferienfeeling 😀

Am Montag sind wir also morgens, nachdem wir doch noch die richtigen Schrauben auftreiben konnten und Guy die Klemme wieder ordnungsgemäss befestigt hatte, Richtung Amsterdam gestartet. Es regnete nicht, das war schon mal positiv, aber leider konnten wir nur bis zur Höhe des Markerleuchtturms segeln, danach kam der Wind leider wieder voll von vorn, so dass wieder motoren angesagt war und Fahrt gegen die Wellen. Aber die waren noch nicht zu hoch, so dass der Weg nach Amsterdam erträglich war.

In Amsterdam angekommen, haben wir vor der Westerkanalsluis angelegt.

Der Schleusenmeister informierte uns, dass die nächste Öffnung der Brücke und Schleuse um 18h stattfinden würde und dass wir kurz danach vor der Eisenbahnbrücke wieder festmachen müssten und dann ab 23 Uhr Kanal 22 abhören müssten um alle weiteren Infos zu erhalten. Wir hatten also noch 2 Stunden Zeit um mit Chico auf Pippi- und Erkundungstour zu gehen. Wir machten einen Pizzaservice ausfindig bei dem wir abends Pizza bestellen wollten.

Pünktlich um 18Uhr öffnete sich die Brücke und wir legten vor der Eisenbahnbrücke wieder seitlich an. Es warteten schon zwei Boote da und es sollten auch noch später weitere 5 folgen, so dass der Konvoi durch Amsterdam aus 8 Booten bestand.

Nach unserem Pizzaabendessen, legten wir uns in die Koje, denn wir wollten ein bischen Schlaf bekommen, bevor die Nachtfahrt durch Amsterdam losgeht. Ich stellte mir für 22Uhr den Wecker um mit Chico auf Pippitour gehen zu können bevor es losgeht. Ich muss eingestehen, dass ich ein leicht mulmiges Gefühl im Bauch hatte als ich um diese Uhrzeit in einem Vorstadtviertel von Amsterdam mit Chico in der Dunkelheit unterwegs war…aber ging alles gut. Kurz nach 23h kam dann auch ein Funkspruch mit einer Info über Brückenöffnung geplant für 23.57h und noch irgendetwas danach, was wir aber leider nicht verstanden…natürlich war der Funkspruch wieder nur auf Niederländisch, das nervt schon ein bischen. Später, wussten wir dann auch, was die weitere Info war, denn wir mussten bis 01 :00 Uhr warten bis endlich der letzte Zug vorbei war und sich die Brücke für den Konvoi öffnete. Diese Durchfahrt durch Amsterdam war schon ein einmaliges Erlebnis, aber Guy musste dauernd hoch konzentriert sein, denn der Konvoi kam immer wieder ins Stocken, wenn eine Brücke noch geschlossen war und jeder abbremste oder wenn Gegenverkehr anstand, den man erst im letzten Moment sah. Er meisterte aber alles perfekt 😉

Hinter der Schinkelbrug sind 6 Boote rechts rangefahren und haben dort wahrscheinlich den Rest der Nacht verbracht. Nur wir und ein anderes Boot sind weitergefahren bis zur Bosrandbrug. Da diese erst um 5 Uhr wieder öffnet, haben wir uns für weitere 2 Stunden aufs Ohr gelegt. Kurz vor 5h ging also wieder der Wecker, wir funkten die Brücke an und kurz nach 5h konnten wir durchfahren. Etwas weiter kam dann die Aalsmeerderbrug die aufging als wir uns ihr näherten. Kurz vor dem Braassemermeer haben wir uns dann auch entschlossen eine Pause einzulegen. Das andere Boot war ab jetzt alleine unterwegs. An dieser öffentlichen Anlegestelle haben wir uns noch für weitere 2 Stunden hingelegt und anschliessend gefrühstückt. Trotz der vielen Schlafunterbrechungen fühlten wir uns eigentlich noch relativ fit, nur Chico, der wusste nicht so recht was da die letzte Nacht los war und warum seine Menschen da immer wieder in Action getreten sind. Dass er ein bischen durcheinander ist, das kann ich ihm ja auch nicht verdenken, ist ja nicht alltäglich in so einem Hundeleben….

Nach dem Frühstück ging unsere Fahrt weiter durch Alphen am Rijn, Boskoop und weiter bis zur Spoorbrug Gouda.

Hier ein paar Brückenfotos, die wie ich finde, doch recht spektakulär sind :

Der Weg bis nach Gouda war geprägt durch viele verschiedene Eindrücke.

Der Kanal am Shiphol-Flughafengelände entlang war schon einzigartig. Da wir aber in der Nacht daran vorbei fuhren, war der Flugverkehr aber eingestellt.

Im Aalsmeer und im Braassemermeer konnten wir viele sehr schöne und teuere Anwesen bestaunen in perfekter Lage mit Schiffs-und Autogarage.

Rund um Aalsmeer gab es sehr viele Gewächshäuser, Alphen am Rijn erschien uns sehr belebt zu sein, mit vielen Terrassen, Restaurants und Bars, die Gegend um Boskoop war sehr industriel.

Kurz bevor wir die Spoorbrog von Gouda erreichten, telefonierte ich dem Brückenmeister ob er uns die Brücke für die im Almanach angegebene Zeit öffnen würde. Wir bekamen die schlecht Nachricht, dass zwischen 16 und 18h die Brücke nur für Werkverkeerschiffe geöffnet würde und ein solches hätte sich aber leider nicht angemeldet, so dass wir dann leider bis 20h warten müsste. Das war echt eine sehr schlechte Nachricht zumal da seiner Wartezeit von 4 Stunden gleichkam. Und was erschwerend dazu kam, der Wartesteiger vor der Brücke war freistehend im Wasser und nicht mit dem Land verbunden. Gar nicht gut, denn es war inszwischen auch Pippizeit für Chico.

So kehrten wir erstmal um und suchten einen Platz wo Guy mich entweder mit Chico absetzen oder wir uns kurz festmachen könnten. Wir erblicken eine Strassenlampe, die mit Sicherheit nicht fürs festmachen gedacht ist, aber etwas besseres konnten wir nicht finden. Also machten wir hier seitlich fest und ich sprang mit Chico rüber. Ich hatte vorsichtshalber das Handy mitgenommen, damit Guy mich sofort anrufen kann, wenn jemand meckert und ihn auffordert sofort wegzufahren. Nach ein paar Minuten klingelte auch mein Telefon, doch es war nicht Guy, es war der Brückenmeister von Gouda, dass ein anderes Schiff sich gemeldet hätte und dass wir kurz nach 16 Uhr durchfahren könnten. Das war vielleicht eine richtig gute Neuigkeit !

Ich rief Guy sofort an, dass ich auf dem Rückweg bin und verkündete ihm die erfreuliche Nachtricht. Während wir bei der Brücke warteten, reservierte ich uns auch einen Liegeplatz im Hafen W.V. Gouda.

Als wir im Hafen ankamen, sollten wir einen Schreck bekommen, furchtbar eng, alles schon voller Boote, nur noch 10cm Wasser unter dem Kiel…hmm, nicht gut. Der Hafenmeister kam aber sofort sehr freundlich auf uns zu und gab uns Anweisungen wie wir Calimero an einem anderen Schiff festmachen sollten. Im Päckchen liegen, das was wir eigentlich so gar nicht mögen. Und es sollte auch nicht dabei bleiben, denn kurz nachdem wir festgemacht hatten, kam noch ein weiteres Boot, welches sich seitlich an Calimero legte. Naja, unter einem Liegeplatz in einem Hafen hatten wir uns definitv etwas anderes vorgestellt. Nach dem Bezahlen haben wir sofort die Duschen gestürmt, denn wir hatten keine Lust später vor belegten Duschen warten zu müssen, denn es gab jeweils nur 2 Duschen für Frauen und für Männer. Nach dem Duschen, haben wir uns auf den Weg nach Gouda gemacht. Gouda hat einen schönen alten Stadtkern, hier ein paar Fotos (Rathaus und Käsewaagehaus) :

Aber der Weg vom Hafen bis zum alten Stadtkern war alles andere als einladend.

Der Höhepunkt des Tages war ohne Zweifel das super Abendessen in einem kleinen griechischen Restaurant.

Am nächsten Morgen haben wir um 8 Uhr die Leinen gelöst. Dies hatten wir schon im Vorfeld mit unserem Bootsnachbarn abgesprochen, damit das Ablegen reibungslos ablaufen würde. Dies war aber kein Problem da sie auch um 8 Uhr los wollten.  Unser erklärtes Ziel heute war das Hollands Diep zu erreichen. Wir fuhren die Ijssel runter, an Capelle  und Krimpen aan der Ijssel vorbei bis zur Spoorbrug von Dordrecht.

Hier mussten wir dann leider über eine halbe Stunde warten bis die Brücke geöffnet wurde.

Während der Wartezeit, habe ich diese Foto von Dordrecht gemacht.

Vue Dordrecht

Dordrecht ist bestimmt auch einen Besuch wert, aber da wir ja schon durch die Schlechtwetterwoche viele Ferientage verloren hatten, mussten wir jetzt schneller voran kommen und Strecke machen. Wir hatten jedoch Glück, denn ausser an der Dordrechtbrücke, mussten wir nirgends lange warten, so dass wir dann doch recht flott voran kamen. Der Strom schob uns zügig voran denn teilweise fuhren wir mit über 7 Konten. Im Hollands Diep angekommen, enschieden wir uns nach Strijensas in den Hafen zu fahren, denn erstens war so langsam wieder Pippizeit für Chico und zweites näherte sich zweifelslos eine dicke graue Regenfront. Bis jetzt waren wir, ausser ein paar Tropfen, den ganzen Tag recht trocken geblieben. In Strijensas angekommen, machte ich mich mit Chico auf Erkundungstour, zum Leuchtturm und durch das angrenzende Naturschutzgebiet. Natur pur. Hier ein paar Bilder :

Ich genoss diesen Spaziergang durch diese naturbelassene Landschaft, nur Vögel, Schwäne, sonst nichts, keine Menschenseele. Chico lies seiner aufgestauten Energie freien Lauf und flitzte hin und her. Als es dann leider mit regnen anfing, zog ich es vor mich auf den Rückweg zu begeben. Doch es dauerte nicht lange, da hörte es auf langsam zu regnen, so dass wir beide plitschnass am Boot angekommen sind. Nachdem ich Chico abgetrocknet hatte,  schnappte ich mir meine Duschsachen und genoss ausgiebig eine gute warme Dusche.

Es regnete den ganzen Abend in Strömen, so dass es die richtige Entscheidung war, unser Törn an diesem Tag hier zu beenden bevor es richtig los ging.

Wir blieben diesen Abend auf Calimero. Es zog uns nicht mehr nach draussen.

Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus, blauer Himmel, erste Sonnenstrahlen…

Der Hafen von Strijensas liegt eigentlich sehr schön, total im Grünen, aber das Dorf ist nicht besonders sehenswert, ausser diese schön renovierte Brücke mit Schleuse, sofort neben dem Hafen. Die gefiel mir sehr gut, so dass ich sie im Bild festgehalten habe :

Breck Strijensas

Am nächsten Morgen hatten wir nur eine kleine Strecke zurückzulegen, denn unser heutiges Ziel war Willemstad. Ich hatte mehrmals gelesen, dass Willemstad eine der sehenswertesten Städte der Niederlande wäre und ich muss zugeben, wir waren auch sehr angetan. Der Hafen fügt sich schon sehr schön an die Festungsmauer an, sehr sauber und gepflegt.

Calimero Hafen

Willemstad ist eine alte Festungsstad, sternförmig angelegt mit vielen noch erhaltenen Bunkern. Der alte Stadkern ist wirklich sehenswert, viele liebevoll renovierte Häuser. Hier ein paar Eindrücke :

Ganz zur Freude von Chico, gab es hier auch ein paar schöne Spazierwege an den Festungskanälen entlang. Willemstad ist ohne Zweifel einen Besuch wert.

Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück mit frischen Croissants und Brötchen, haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Heutiges Ziel, das Greveldinger Meer. Je nachdem wieviel Wartezeit wir an den einzelnen Schleusen hätten, wollten wir entweder bis nach Bruinisse oder weiter hoch nach Brouwershaven fahren.

Natürlich dauert es immer eine gewisse Zeit bis man durchgeschleust ist, aber es ging eigentlich noch verhältnismässig gut. Wir mussten an keiner Schleuse lange warten bis wir reinfuhren durften. Das Schleusemanöver verlief auch immer ohne Probleme, ausser an der letzten Schleuse bei Bruinisse, da verhedderte sich das Seil, so dass ich es nicht mehr losbekam als Guy ablegen wollte. Doch Guy reagierte intuitiv richtig und legte den Rückwärtsgang ein, so dass er das Seil freibekam. Er verfluchte mich, das sah ich ihm an und ich wusste, dass ich ihn jetzt in Ruhe lassen muss und einfach am Besten nichts sage …

Mich hat es ja auch tierich genervt, dass ich ihn wieder in diese brenzlige Situation gebracht habe, wo sicherlich viel mehr hätte passieren können. Aber, ich werde den selben Fehler in derselben Situation sicher nicht noch einmal machen, da bin ich mir sicher !

Als wir dann, zwar leicht gestresst, aber unbeschadet im Greveldinger Meer angekommen waren, entschlossen wir uns die noch verbleibenden 7 sm bis nach Brouwershaven zu fahren. Brouwershaven ist auch ganz nett, aber kein Vergleich mit Willemstad.

Hier ein paar Fotos vom Marktplatz :

Heute morgen haben wir uns dann auf den Weg gemacht um die Inseln im Greveldinger Meer zu erkunden. Hier und da tauchte ein Kopf, ein Rücken oder einen Schwanz auf, es waren Robben, süss !

Den Tag haben wir heute ganz relax auf der Insel Ossehoek verbracht. Ein bischen spazieren, Sonne tanken, zwischendurch kurz ins kühle Nass…Wir haben einfach nur die Seele baumeln lassen und den zurückgekehrten Sommer genossen.

Und…ein bischen Blog geschrieben 😉

Morgen wollen wir noch ein bischen im Greveldinger Meer bleiben, noch andere Inseln erkunden, vielleicht noch einen Ankerstopp an den Archipelinseln bevor wir dann den Haven von Bruinisse ansteuern. Danach soll es weiter durch die Osterschelde Richtung Roompot und die Nordsee gehen, so der Plan…

Raymonde

 

 

 

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