Ich konnte mich nicht so recht entscheiden ob ich diesen Blog « Der Anfang unseres Sommertörns » oder « Der Kampf mit dem Wetter » nennen sollte. Daher habe ich mich für eine neutrale Überschrift entschieden….
Geplant hatten wir unseren Sommertörn so, dass wir zuerst Richtung Norden um dann über Den Oever und einem kurzen Stopp auf Texel weiter über die Nordsee Richtung Ijmuiden und anschliessend Scheveningen und anschliessend noch weiter südlich zu segeln.
Die Wettervorraussichten sahen auch anfangs vielversprechend aus, doch leider hielt das gute Wetter nicht mehr lange an.
Am Dienstag morgen sind wir also von Lelystad nach Medemblik gesegelt. Wir kamen richtig gut voran, die Sonne strahlte und so kamen wir gutgelaunt am Nachmittag in Medemblik an.
Die Einfahrt in den Hafen von Medemblik an der Burg vorbei ist schon immer ein besonderer Moment, den ich versucht habe auf diesem Foto festzuhalten.
Der Hafenmeister kam uns sofort entgegen als wir in den Hafen einbogen und wies uns eine Box für Calimero zu. Nach dem obligatorischen Anlegerbier, machte ich mit Chico eine kleine Gassitour durch den Park und um die Burg herum.
Hier ist dann auch dieses schöne Foto entstanden :
Wieder auf Calimero angekommen, wollte ich einen Tisch in unserem Lieblingsrestaurant in Medemblik reservieren…und die Enttäuschung lies nicht auf sich warten, denn der Restaurant « Artist » hat Dienstags geschlossen 😠
So haben wir uns dann für Plan B entschlossen und sind abends zu dem kleinen Restaurant in der Nähe der Brücke spaziert, denn da hatten wir auch schon gut gegessen…zweite Enttäuschung…auch dieser hatte Dienstags zu 😠
Fazit : in Urk ist Sonntags fast überall geschlossen, in Medemblik Dienstags.
So haben wir uns dann für das Hafenrestaurant entschieden, welches uns aber nicht wirklich überzeugen konnte. Naja, aber wir hatten ja nicht gerade die Qual der Wahl….
Am Mittwoch morgen habe ich uns frische Brötchen und Croissants besorgt…hmmm, lecker.
Bevor wir Calimero wieder startklar gemacht haben, sind wir noch zum Tierfachhandel spaziert, denn Chico brauchte ein neues Geschirr, denn das andere wird ihm so langsam zu eng und ist im Sommer auch nicht ideal, weil es die Wärme am Körper hält und nicht viel Luft an Rücken und Brust läst.
Hier konnten wir dann ein Erfolgserlebnis feieren, denn nach kurzem Anprobieren hatten wir ein Passendes gefunden. Natürlich gab es auch noch ein paar Bälle zum Spielen 😉
Zurück auf Calimero, haben wir alles startklar gemacht, Kurs Den Oever.
Den grössten Teil der Strecke konnten wir segeln, nur den letzten Teil im Fahrwasser Richtung Schleuse, mussten wir motoren. Die Wartezeit vor der Schleuse hielt sich auch in Grenzen, denn es wollten nur wenige Boote raus ins Waddenmeer.
Das Schleusen verlief ohne Probleme…mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team.
Da der Gezeitenstrom erst spät am Abend wieder günstig für uns wäre für die Überfahrt nach Texel, haben wir beschlossen diese Nacht im Waddenhaven von Den Oever zu verbringen. Hier kam man sich jedoch wirklich ein bischen wie am Ende der Welt vor…ein Hafen inmitten von …naja, der einen Seite eine riesige Baustelle und einem Industrie-Fischerhafen und der anderen Seite Vogelschutzegebiet und Waddenmeer.
Nach einem Spaziergang mit Chico am Deich entlang, haben wir heute auf Calimero geduscht, denn die Duschen im kleinen Sanitärgebäude wirkten nicht besonders einladend auf uns und erschwerend kam hinzu, dass man noch eine spezielle Magnetkarte brauchte, die wir uns aber nicht extra für heute besorgen wollten.
In diesen Situationen schätzen wir es sehr, dass wir eine Warmwasserdusche im Bad von Calimero haben. Nachher muss natürlich alles wieder getrocknet werden, aber das ist halb so schlimm.
Der Hafenmeister hat uns ein gutes Restaurant fürs Abendessen empfohlen und wir folgten seinem Rat und erlebten diesmal keinen Reinfall… war wirklich sehr lecker, nur die Hintergrundmusik entsprach nicht so wirklich unserem Geschmack, amerikanischer Musikstil der 60er…
Am nächsten Morgen haben wir einen Spaziergang durch Den Oever bis zum Supermarkt gemacht und staunten nicht schlecht, dass überall die Häuser und Strassen mit Fähnchen und Fischdeko geschmückt waren.
Unser Schiffnachbar klärte uns auf, dass vom 24-28 August das berühmte Fischfest in Den Oever stattfinden würde. Hier würde man dann überall lecker Fisch zu essen bekommen und das ganze Dorf wäre in Feierlaune. Ich glaube sie konnten es nicht wirklich nachvollziehen, dass wir am kommenden Morgen, einen Tag vor dem grossen Fest, die Leinen losmachten um nach Texel zu segelen und nicht dem Fischfest einen Besuch abstatten würden.
Die Überfahrt nach Texel ging sehr schnell. Wir brauchten nur etwa 2 ½ Stunden bis wir den Hafen von Texel erreicht hatten. Aber es war heftig oder soll ich es eher sportlich nennen: 30 Grad Krängung bei 2. Reff, meistens über 30 Knoten hart am Wind, 1,5m Welle. Ich war jedenfalls froh als wir ankamen…und Chico auch…
Noch nie hatten wir soviel freie Boxen im Sommer im Texelhafen gesehen. Wir konnten uns wirklich eine ganz nach unserem Geschmack aussuchen. Doch das hatte natürlich auch seinen Grund : die Wetterprognosen waren alles andere als berauschend. Schon am Abend erreichten die ersten Regenwolken Texel und wir kamen durchnässt am Hafenrestaurant an. Wenigstens war es drinnen schön schnukelig warm.
Am Freitag morgen wollten wir mit unserem elektrischen Roller zur Westseite von Texel fahren um dort einen ausgiebigen Strandspaziergang mit Chico zu machen…so wie letztes Jahr, denn das hatte uns richtig gut gefallen.
Doch leider wurden wir auf halber Strecke schon wieder von einem Regenguss überfallen. Da wir schon die ganze Zeit gegen den Wind ankämpfen mussten, waren wir schon ziemlich ausgekühlt und jetzt noch nass… die Lust war uns vergangen, denn lange würden wir bei diesem Wind und Wetter auch nicht über den Strand spazieren gehen…also zurück zum Hafen.
Hier versuchten wir uns dann die Zeit so gut wie möglich zu vertreiben (ich schrieb zb den letzten Blog übers Ketelmeer) und wenn dann mal kurz die Sonne zum Vorschein kam, dann schnell die Lucken auf zum Belüften und Kleider trocknen und dann schnell wieder zu, wenn die nächsten Regentropfen fielen…
Das drückt dann schon auf die Laune, schliesslich sind es ja unsere Sommerferien.
Ich weiss, eigentlich kann man sich über diesen Sommer 2018 wirklich nicht beklagen, aber ein Segeltörn wird total vom Wetter beeinflusst. Wenn das nicht mitspielt oder der Wind nicht aus der angekündigten Richtung kommt oder die Wetterprognosen sich dauernd ändern, so dass man nicht wirklich planen kann, dann nervt das total und drückt erheblich auf die Stimmung. Schliesslich haben wir uns beide lange auf diese Sommerferien auf Calimero gefreut und dann jetzt so ein sch…. Wetter.
Wir wollten ja ursprünglich von Texel nach Den Helder und von da aus weiter nach Ijmuiden über die Nordsee. Doch die nächsten Tage sind nur Starkwind, über 2 Meter Welle, weniger als 15 Grad und Regen gemeldet. Darauf hatte ich definitiv keine Lust und ich machte Guy klar, dass ich unter diesen Gegebenheiten keine 40 sm nach Ijmuiden segeln will.
Ich denke, wäre er alleine gewesen, er hätte an seinem Plan festgehalten. Alles andere wäre ja einer Niederlage gleichgekommen. Männer halt…aber ich hatte keine Lust darauf, für mich soll segeln und die Fahrt auch ein bischen angenehm sein. Sind ja, wie schon erwähnt, Ferien.
So haben wir dann beschlossen am Samstag nachmittag mit dem Gezeitenstrom wieder Richtung Den Oever zu segeln und dann sofort weiter ins südliche Ijsselmeer nach Enkhuizen. Guy wollte soviel wie möglich Strecke machen, dass wir so schnell wir möglich Richtung Amsterdam kämen um dann von dort aus entweder weiter nach Ijmuiden zu fahren oder die Staandemastroute Richtung Vlissingen zu nehmen.
Die Überfahrt von Texel nach Den Oever ging wieder sehr flott, aber der ständige Rückenwind in Kombination mit relativ hohen Wellen von hinten verlangten Guy eine solide Ruderleistung ab. Als wäre das nicht genug, nein, regelmässig wurden wir von neuen Regenschauern durchnässt. Immer dann, wenn wieder fast alles trocken war, dann kam die nächste Schauer…nein, macht keinen Spass ! 😦
Als wir gedacht hatten, jetzt hätten wir das Schlimmste überstanden, wurden wir in der Einfahrt zur Schleuse Den Oever von einem Gewitter eingeholt mit Sturmböen und Hagel ! Zeitweise hatten wir nur noch wenige Meter Sichtweite. Das war kein gutes Gefühl und mir schossen Gedanken durch den Kopf wie : hoffentlich kann Guy das Boot weiter auf Kurs halten, hoffentlich werden wir nicht irgendwo gegengedrückt, hoffentlich zieht das Gewitter schnell weiter…
In solchen Situationen ist es wirklich wichtig sich auf einen stärkeren Motor verlassen ze können. Wir waren beide erleichtert als wir Calimero sicher und heil an der Wartemauer der Schleuse festgemacht hatten.
Ich funkte den Schleusenwächter an um zu erfahren, wann er die Schleuse ungefähr wieder öffnet, um zu wissen ob die Zeit für einen Kleiderwechsel reicht, denn ich war total durchnässt. Seine Antwort : wenn das Licht auf Grün wechselt, er wisse auch nicht genau wann…so ein Idiot…so eine bescheuerte Antwort hebt sicherlich nicht die Stimmung.
Als wir dann endlich durchgeschleust waren, mussten wir noch längere Zeit im Wartebereich vor der Brücke warten, bis wir dann auch endlich diese passieren konnten.
Danach nahmen wir Kurs Richtung Enkhuizen. Am Anfang konnten wir noch segeln, aber danach mussten wir die restliche Strecke motoren. Immer wieder ging unser Blick Richtung Himmel, denn überall waren dunkelgraue Regenwolken. Es war wirklich ein ständiges Zittern und Hoffen, dass die uns doch bitte nicht treffen würden. Doch eine Regenschauer bekamen wir dann doch so richtig ab und alles war wieder total nass. Schlussendlich war es halb neun abends als wir fröstelnd in Enkhuizen im Compagnieshaven ankamen. Guy machte sich sofort auf in die Dusche, während ich mit Chico auf Pippitour ging. Und wieder wurden wir nass, wieder eine Regenschauer…grrr
Heute hatten wir keine Lust mehr irgendetwas zu unternehmen. Wir machten uns noch eine Kleinigkeit zum Knabbern, noch eine Tasse Kaffee und dann ab in die Koje. War ein harter Tag und am kommenden Morgen wollten wir auch wieder vor 10 Uhr unterwegs sein mit dem Ziel Amsterdam.
Laut Wetterprognosen hätten wir heute Südwind haben sollten. Doch es kam natürlich wieder anders so dass wir schlussendlich Südwestwind hatten, genau aus der Richtung in die wir wollen, genau auf die Nase. Wir versuchten anfangs gegen Wind und Welle zu motoren aber nach und nach baute sich eine erhebliche Welle auf und jedesmal wenn Calimero mit dem Bug in die Welle stampfte, verloren wir erheblich an Geschwindigkeit. Diese ging dann zeitweise auf weniger als 4 Knoten Fahrt zurück. Ich fing an mit rechnen…wir hatten noch 20 sm vor uns, sollten wir kreuzen, dann erheblich mehr…ich hatte keine Lust auf 6-7 Stunden Kampf gegen Welle und Wind. Ich teilte Guy meine Überlegungen mit, aber diese teilte die gar nicht. Wir hätten uns Amsterdam als Ziel gesetzt, ich solle mich doch jetzt nicht so anstellen usw. Hmm, da waren wir wohl definitiv anderer Meinung und die Stimmung gereizt. Als wir dann eine Wende fuhren, denn inzwischen hatten wir wieder die Segel gesetzt und probiert mit Kreuzen schneller voran zu kommen, krachte es und wir mussten feststellen, dass die Schrauben der Klemme an welcher das Seil des Vorsegels zusätzlich gesichert wird, abgebrochen waren. Wahrscheinlich waren sie schon beim Schlagen des Vorsegels während der Überfahrt von Texel zurück nach Den Oever angerissen und jetzt hielten sie der Belastung nicht mehr stand.
Jetzt versuchte ich Guy noch einmal davon zu überzeugen doch bitte nach Volendam abzubiegen, hier würden wir dann ja vielleicht auch mit ein bischen Glück beim Bootzubehörgeschäft, das sogar Sonntags geöffnet hat, neue Schrauben bekommen.
Nur widerwillig änderte er seinen Kurs. Das Ganze käme mir ja jetzt mehr als gelegen meinte er…die Stimmung war auf dem Nullpunkt. Nicht schön 😠
In Volendam angekommen, machte Guy sich auf um neue Schrauben zu besorgen, während ich zum Hafenmeister und mit Chico auf Pippitour ging. Leider bekam Guy nicht die richtigen Schrauben, nur kürzere, so dass er die Klemme nur provisorisch befestigen konnte. Ist aber natürlich besser als nichts. Morgen versuchen wir unser Glück bei der hiesigen Werft, vielleicht haben die die richtigen.
Ich hoffe, dass das Wetter endlich besser wird und wir etwas angenehmere und entspanntere Segeltage erleben werden. Im Moment haben wir jetzt geplant morgen weiter nach Amsterdam zu segeln, was klappen müsste, WENN der Wind wie ankündigt kommt und dann, wenn es morgen abend einigermassen trocken bleibt, die Staandemast Route in Angriff nehmen.
Hoffentlich…