Das letzte Wochenende packten wir schon am Donnerstag Abend unseren Wagen und machten uns erneut auf den Weg nach Lelystad. Wir hatten uns vorgenommen Lemmer einen Besuch abzustatten, und wenn die Windvorhersagen zutreffen, dann weiter hoch nach Hindeloopen zu segeln.
Es war wieder herrliches Sommerwetter angekündigt. Leider war der Wind am Anfang doch etwas zu schwach zum Seglen oder blies mehr aus Nord-Ost als urspünglich geplant. So mussten wir die Strecke nach Lemmer grösstenteils motoren…zum Leidwesen von Guy, der das Motoren nicht besonders lustig findet. Vor unserer Ankunft in Lemmer passierten wir viele imposante Windräder an unserer Steuerbordseite.
In Lemmer angekommen, waren wir doch ein bischen gespannt, was uns jetzt erwarten würde. Wer kennt nicht die chaotisch-witzigen Youtube Videos von verzweifelten und hecktisch umherspringenden Bootsleuten in der berühmt berüchtigten Lemmersluis während den Sommermonaten. So fragten wir uns, ob wir nicht lieber dem ganzen Trubel ausweichen und im Hafen Friese Hoek ausserhalb von Lemmer übernachten sollten. Doch irgendwie waren wir aber auch beide neugierig und entschieden uns zum Jachthaven Lemmer Binnen weiterzufahren, durch die Lemmersluis und unter den vielen Brücken innerhalb von Lemmer hindurch. Wer hatte das gedacht…wir waren das einzige Boot in der Lemmersluis. Es herrschte also doch noch Ruhe vor dem Sturm an einem Freitag nachmittag Anfang der Saison. Natürlich zogen wir, als einziges Segelboot, die Blicke aller Touristen an und waren ein begehrtes Fotomotiv 😉
Aber auch wir wollten die vielen Eindrücke festhalten und machten während unserer Fahrt durch Lemmer viele Fotos.
Nach einem erfrischenden Anlegebier und einer mehr als erfrischenden Dusche, denn die war sowas von kalt und wurde auch leider nicht wärmer (ich hasse kalt duschen…grrr), haben wir uns auf eine Erkundungstour durch Lemmer gemacht. Lemmer hat einen hübschen alten Stadtkern mit vielen Restaurants, Bars und kleinen Geschäften, aber schon jetzt wimmelte es überall von Touristen. Wir wollten uns nicht so wirklich vorstellen, was sich hier wohl während der Ferienzeit abspielt. Darauf wollen wir lieber verzichten. Den Abend haben wir in einem italienischen Restaurant ausklingen lassen, wo ich dann auch endlich wieder normale Körpertemperatur erreicht habe, denn ich fröstelte noch längere Zeit nach dieser Antarktisdusche.
Am Samstag morgen haben wir uns ziemlich früh auf den Weg gemacht, heutiges Ziel : Hindeloopen. Wir waren schon vor ein paar Jahren mit dem Fahrrad in Hindeloopen gewesen und es war mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Letztes Jahr hatte es irgendwie nie so richtig in unsere Törns gepasst, aber dieses Mal sollte es klappen. Als wir nach viel Motoren endlich ankamen, sahen wir ein Schiff nach dem anderen Richtung Hafeneinfahrt steueren. So langsam machten wir uns Sorgen ob wir noch eine freie Box für Calimero bekämen bei dem Andrang. Der Meldesteig war gleichzeitig die Tankstelle und als wir im Hafenbecken ankamen, sahen wir hier schon viele Schiffe auf engem Raum hin und her manövrieren. Keine Chance hier gemütlich anzulegen um nach einer freien Box zu fragen. So hegte Guy den Plan aus Calimero mit dem Bug zum Steg zu fahren um mich dort abzusetzen. Er wollte dann so lange im Hafenbecken drehen bis ich vom Hafenmeister zurück bin. Als wir zu diesem Manöver ansetzten, rief plötzlich jemand in Kapitänsuniform auf einem der Stegs hinter uns, ob wir einen Liegeplatz haben möchten. Das erweckte natürlich unser Interesse. Er bot uns an uns seitlich ins Päckchen an einem Schiff festzumachen, direkt neben der bekannten alten Schleuse. Als wir ihm sagten, dass wir lieber eine Box möchten, bot er uns die letzte freie Box an diesem Steg an. So lagen wir nach ein paar Minuten in einer der wenigen Boxen des alten Gemeindehafen von Hindeloopen. Dieser Liegeplatz war schon irgendwie speziell und hatte etwas Nolstalgisches an sich, wenn man bedenkt wie alt dieser Hafen schon ist. Auch hier waren wir bestimmt Bestandteil des einen oder anderen Fotos, denn hier tummelten sich sehr viele Tagestouristen die den alten Gemeindehafen aus jeder Perspektive fotographierten. Der einzige Nachteil unseres Liegeplatzes war der, dass wir eine ziemlich lange Wanderung in Kauf nehmen mussten, wenn wir von den modernen Sanitäranlagen des neuen Hafens profitieren wollten. Aber dafür waren die Duschen hier richtig toll : sauber und vor allem gut warm…super !
Danach haben wir mit Chico Hindeloopen erkundigt und uns eine Stärkung auf der Terasse eines kleinen Restaurants genehmigt. Das Essen schmeckte uns sehr gut und der Wein war lecker. Hier ein paar Endrücke von Hindeloopen, das ich nach wie vor sehr schön und einen Besuch wert finde, frei nach dem Motto : « Klein aber fein ».
Danach sind wir zurück zu Calimero und haben die Abendstimmung und den Sonnenuntergang genossen. Natürlich haben wir auch überlegt, wo es denn am nächsten Tag hingehen soll. Laut Vorhersage soll der Wind aus Osten kommen. Perfekter Wind um auf Halbwindkurs nach Enkhuizen zu segeln, denn so langsam mussten wir ja auch wieder in Richtung Markermeer. Eigentlich hatten wir uns auch noch vorgenommen an diesem Wochenende einmal eine Nacht zu ankern. Doch das WE neigte sich wieder so langsam dem Ende zu und wir wollten am Montag nicht zu spät in Lelystad eintreffen, damit wir weniger Stress mit dem Einpacken hätten und etwas früher als letztes WE die Heimreise antreten könnten.
So entschieden wir uns nach Enkhuizen zu segeln, dort neben dem Hafen zu ankern, dann mit dem Beiboot die nötigen Einkaüfe zu tätigen um anschliessend auf Calimero zu kochen. Am späten Nachmittag, frühen Abend würden wir dann die Überfahrt nach Lelystad antreten. Dieser Plan erschien uns pefekt. Also machten wir so gegen 9.30h die Leinen los und dann Kurs Richtung Enkhuizen.
In Enkhuizen angekommen ankerten wir in der kleinen Bucht rechts neben dem Compagnieshafen. Sofort machten wir unser Gummischwein klar und fuhren mit Chico rüber zum Hafensupermarkt mit anschliessender Chicopippitour. Danach sind wir mit unseren Einkäufen wieder zurück zu Calimero. Inzwischen ist Chico auch schon ganz relax in unserem Gummischwein. Während ich unser Mittag-/Abendessen zubereitete, fuhr Guy noch ein bischen mit unserem Beiboot die Umgebung erkunden.
Nach dem Essen, bin ich dann auf Erkundungstour gegangen und konnte mich von der Leistung unseres Elektromotors überzeugen. Man kommt wirklech flott voran und das ganz ohne Motorlärm, so geschmeidig, toll.
Wir genossen wirklich diesen Nachmittag am Anker, diese Ruhe, das leichte Plätchern…richtig relax. Doch irgendwann wurde es Zeit ans Aufbrechen zu denken. Doch bevor wir Kurs nach Lelystad nehmen konnten, fuhr Guy mich noch mit Chico rüber zum Hafen damit ich noch ein bischen mit ihm spazieren könnte. Als er uns wieder am Treffpunkt abholte, habe ich dieses tolle Foto gemacht, Calimero im Hintergrund :
So gegen 17h verliessen wir unseren schönen Ankerplatz mit Kurs Richtung Krabbersgatschleuse die das Ijsselmeer mit dem Markermeer vor Enkhuizen verbindet. Noch im Fahrwasser hinter der Schleuse haben wir gemerkt, dass der Wind auffrischte und wir hegten Hoffnung, dass wir doch noch einmal schön segeln könnten an diesem WE. Guy konnte es nicht erwarten das Grosssegel zu setzen und übergab mir schnell das Ruder. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass wir kein anderes Schiff behindern, drehte ich Calimero mit dem Bug in den Wind. Dann machten wir aber leider Bekanntschaft mit einer roten Fahrwassertonne, die uns dann doch viel näher kam als erwünscht. Ein Kuss für die Tonne…Ich war wohl genauso überrascht wie Guy, denn ich hatte die Tonne einfach nicht gesehen. Ich gehe mal davon aus, dass sie vor dem Bug war und von unserem Beiboot, das immer vorne auf dem Bug liegt während der Fahrt, verdeckt war. Naja…ist alles gut gegangen, nichts ist passiert…ufff, ausser einem kleinen Schrecken.
Windtechnisch sollten wir nicht enttäuscht werden, im Gegenteil. Wir machten so gut Fahrt, dass wir auf Halbwindkurs in nicht einmal 3 ½ Stunden in unserem Hafen in Lelystad einliefen.
Am Montag morgen hiess es dann leider wieder Koffer packen und die Heimreise antreten…bis zum nächsten Mal.
Raymonde