Nach einer gefühlten Ewigkeit, geprägt von grauen kalten dunkelen Tagen, kündete sich dieses Wochenende endlich der langersehnte Frühling an. Wir mussten zwar ein wenig Stress in Kauf nehmen, da wir erst am Freitag nachmittag aus Kroatien zurückgekommen waren. Hier hatten wir an einem Katamaranskippertraining teilgenommen und danach noch ein paar Tage Pula, Rovinj und Umgebung erkundet.

Doch das Wetter kündete sich so vielversprechend an, dass wir kurzerhand entschieden haben, die einen Koffer schnell auszupacken um anschliessend den Wagen wieder mit allem Notwendigen für Calimero zu beladen.
Am Samstag morgen sind wir dann relativ früh losgefahren, denn wir hatten uns so manches vorgenommen: Calimero von seinem Winterschmutz befreien, alles wieder wohnlich einrichten, die Segel anschlagen, eine kleine Probefahrt machen und…üben, denn die Bedingungen schienen mir an diesem Wochenende optimal zu sein. Schliesslich habe ich mir fest vorgenommen, dass ich mich diese Saison öfters traue Calimero in seine Box zu fahren, oder seitlich am Meldesteg anzulegen.


Als wir in Lelystad ankamen, waren wir ziemlich erstaunt, dass noch viele Schiffe fehlten. Eigentlich hatten wir gedacht, dass die meisten ihre Schiffe über Ostern wieder ins Wasser gelassen hätten. Wir hatten Calimero ja dieses Jahr während des Winters im Wasser stehen lassen und waren Mitte März nur kurz nach Lelystad hochgefahren um Calimero aus seiner Winterbox wieder in seine Sommerbox zu verlegen (die Dalben unserer Stegseite waren im Winter ausgetauscht worden, daher der Boxwechsel während den Wintermonaten).
Calimero hat den Winterfrost sehr gut überstanden. Der Motor sprang sofort wieder an, so, als wäre er noch von der letzten Fahrt warm gewesen, was Guy natürlich sehr erfreute 😜 (Anmerkung Guy : Yes Yes Yes… 🤓🧐🤪)
Nirgends konnten wir Schimmel entdecken, nichts riechte moderig…perfekt !
Nachdem wir alles an Bord gebracht hatten, widmete Guy sich sofort der äusseren Schönheitspflege von Calimero. Als erstes spritzte er eine Oxalsäuremischung über das ganze Deck, damit sich die grünen Ablagerungen besser lösten. Danach kärscherte er das ganze Deck bis es wieder richtig sauber und weiss erstrahlte. Was für ein Unterschied 😊.

Währendessen habe ich im Innern alles abgestaubt und geputzt, alles ausgepackt, die Vorhänge aufgehängt usw. Ziemlich zeitgleich wie Guy, hatte ich dann meinen Teil der Arbeit auch erledigt und Calimero wieder wohnlich und gemütlich gemacht.
Nach einer kurzen Verschnaufpause bei einem kühlen Bier (denn das hatte ich bei unserer Ankunft sofort in den Kühlschrank gelegt), fingen wir an das Grosssegel anzuschlagen. Danach brachten wir die Lasybacks und schliesslich das Vorsegel an. Alles klappte einwandfrei. Gegen 17h hatten wir alles, was wir uns vorgenommen hatten, erfolgreich erledigt. Wir genossen noch ein bischen den herrlichen Sonnenschein und die angenehmen warmen Temperaturen. Den Abend liessen wir, ganz traditionnel, im Hafenrestaurant ausklingen.
Am nächsten Morgen strahlte wieder die Sonne und es herrschte kaum Wind. Also nahm ich meinen Mut zusammen und sagte zu Guy, dass ich heute üben wollte. Er schaute mich etwas verdutzt an, glaubte mir wahrscheinlich nicht wirklich. Dann fügte ich noch hinzu, dass es ja heute wenig Sinn machen würde bei 5-8kn Wind rauszufahren um Probe zu segeln, da würden die Segeln ja ohnehin nur faul runhängen…
Ihm wurde so langsam bewusst, dass es mir wirklich Ernst war und wir besprachen mit was wir anfangen sollten.
Es ging los. Ich fuhr Calimero aus der Box, ohne Probleme…ufff. Dann fuhren wir zum Passantensteg und ich legte Calimero mehrmals mit der Steuerbordseite längsseits an den Steg. Es klappte recht gut und ich traute mich immer näher ran zu fahren bis ich schlussendlich mir den Fendern am Steg festlag. Innerlich war ich zwar noch immer recht aufgeregt, aber so langsam bekam ich ein bischen mehr Vertrauen in mein Manövrieren.
Dann das Gleiche auf der Backbordseite. Das klappte eigentlich auch ganz gut, nur ist es wegen der Schraubenwirkung auf dieser Seite etwas schwerer, weil das Heck von Calimero beim Aufstoppen nach rechts ausbricht.
Dann kam meine Angstübung, Calimero in seine Box manövrieren. Das erste Mal sagte mir Guy noch genau wann ich was tun sollte und es klappte auf Anhieb ganz gut, dann versuchte ich es alleine. Eines mal sofort vorweg : Calimero erlitt keinen Schaden und auch sonst niemand…ufff 😳
Ich habe aber gemerkt, dass ich noch Probleme habe einzuschätzen wie schnell ich anfahren soll und wann ich anfangen soll in die Kurve einzudrehen. Aber Guy beruhigte mich und meinte, das wäre reine Übungssache, es hätte doch schon ganz gut geklappt.
Guy hatte wirklich viel Geduld mit mir und unterstützte mich mit vielen konstruktiven Infos.
Guy…dicker Kuss für dich. ❤️
Nachdem wir öfters in die Box rein und wieder raus gefahren sind, haben wir geübt den Steg rückwärts anzufahren. Hier habe ich gemerkt, dass es für mich wesentlich leichter ist, wenn ich mich in Fahrtrichtung stelle und nicht rückwärts über die Schulter schaue, denn hier hatte ich dann immer wieder Schwierigkeiten in die richtige Richtung zu lenken. Ein Phänomen was wohl öfters bei Frauen auftaucht, heisst es zumindest…hmmm ?
Anschliessend haben wir noch vorwärtsfahren bis an den Steg geübt, weil ich Guy mehrmals gesagt habe, dass ich Schwierigkeiten hätte einzuschätzen wo genau sich der Bug von Calimero befindet. Zum Schluss bin ich bis auf 30cm an den Steg rangefahren…zitter, zitter…
Danach brauchte ich eine Pause und wir entschieden kurzerhand ins Vorhafenbecken ankern zu fahren um hier noch ein bischen auszuspannen und in der Sonne zu liegen bevor wir dann wieder die Heimreise antreten würden. Es war herrlich und ich fühlte mich richtig gut, ein bischen stolz war ich dann schon und ich hoffe jetzt natürlich, dass ich bei unserem nächsten Besuch auf Calimero, wieder das nötige Selbstvertrauen habe um weiter zu üben…
Raymonde
Bravo mach esou weider
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