Von Terschelling nach Medenblick über Makkum und Workum: 55,2 Nm — Calimero seit 2017: 421 Nm
Zum Abschluss meines letzten Blogs hatte ich ja noch geschrieben, dass wir wahrscheinlich von Terschelling aus nach Harlingen segeln wollten. Als Guy sich aber mit den genauen Beschreibungen vom Hafen Harlingen befasst hat, zog er es doch vor sofort nach Makkum ins Ijsselmeer weiterzusegeln. Denn in Harlingen gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Boxen und da es Samstag war und an den Wochenenden immer deutlich mehr Andrang ist, war ihm das Risiko zu gross, dass wir keine freie Box mehr bekämen und an der Hafenmauer anlegen müssten. Da die Hafenmauer aber aus so gewellten Eisenteilen besteht und der Hafen auch noch ein Gezeitenhafen ist, indem das Wasser steigt und fällt, muss man ein Fenderbrett dabeihaben, das zwischen die Fender und die Mauer fixiert wird. Da wir aber kein solches Fenderbrett an Bord haben und auch nicht riskieren wollten, dass die Fender verrutschen und in den Rillen hängen bleiben und Calimero so mit Sicherheit viele Kratzer abbekommen würde, haben wir es vorgezogen nicht nach Harlingen zu segeln.

So sind wir von Terschelling aus durch die Waddenzee Richtung Harlingen und von dort aus weiter durch die Kornverderzandschleuse nach Makkum gesegelt. Wir haben, die Wartezeit an der Schleuse miteingerechnet, so 7 Stunden gebraucht. Dabei sind wir die ganze Strecke motorunterstützend gesegelt, denn ohne Motor wären wir wahrscheinlich erst in der Nacht angekommen. Da es schon recht spät war, sind wir schnell duschen gegangen und haben den Abend in der Campingpizzeria ausklingen lassen. Am Sonntag morgen bin ich mit Chico am Deich entlang bis zur Steuerbordhafenboje durchs Naturschutzgebiet gewandert. Es herrschte so eine bilderbuchmässige Stimmung. Der aufsteigende Nebel über dem Wasser, das Schilf und inmitten dessen zahlreiche Vögel, noch schlafend…noch alles ruhig. Traumhaft. Nach dem Frühstück sind wir dann relativ früh gestartet, weil wir weiter nach Workum wollten. Hier durchfuhren wir den ganzen Kanal bis zur Schleuse, schön in der Mitte damit wenigstens ein bischen Wasser unter dem Kiel bleibt (das minimum an Wasser waren 20 cm). An der Schleuse angekommen haben wir uns längsseits festgemacht und haben von dort aus per pedes Workum erkundigt. Workum ist ein nettes Dorf mit vielen alten krummen aber liebevoll restaurierten Häusern und vielen Kanälen die sich durch das Dorf schlängeln. Wir haben in einem Gasthaus neben der Brücke etwas Kleines zu mittag gegessen und dabei dem ganzen Treiben auf dem Wasser zugesehen. Die Brücke hat auf jeden Fall keine Chance einzurosten, denn die ging fast im 10 Minuten Takt auf und ab.
Nach unserer kleinen Stärkung haben wir einen schönen Spaziergang an den Kanälen entlang und durch die engen Gassen von Workum gemacht. Wieder bei Calimero angekommen, habe ich einen Liegeplatz im nahegelegenen Hafen It Soal reserviert. Dieser Hafen liegt neben dem gleichnamigen Camping. Ich habe noch ein bischen die Gegend inspiziert und bin noch auf die Suche des Supermarktes (für die frischen Brötchen am kommenden Morgen) gegangen. Dieser liegt am Eingang des Campings, eine gute Viertelstunde zu Fuss. Der Camping ist wirklich sehr gross, aber sehr schön angelegt und gepflegt. An der Westseite befindet sich ein langgezogener Strand aber ich weiss nicht wie weit man ins Wasser hineinmarchieren muss, bis das Wasser teif genug zum Schwimmen ist. Ich war bestimmt 80 Meter rein und stand noch immer nur knietief im Wasser. Aber fürs Erlernen des Kitens, denn hier gibt es auch eine Kiteschule, ist diese Wassertiefe bestimmt ideal. Den Abend haben wir im Hafenrestaurant ausklingen lassen, aber leider hat uns hier weder das Essen, noch das Ambiente wirklich gefallen. Dies lag aber mit Sicherheit auch an unseren Tischnachbarn, einer Männertruppe aus Deutschland, die nicht wirklich Rücksicht auf die anderen Gäste im Restaurant nahmen, sondern laut über Politik und Gott und die Welt diskutierten.
Heute morgen hatte ich beschlossen eine Runde laufen zu gehen und auf dem Rückweg Brötchen aus dem Supermarkt mitzubringen. Ich hatte mir gestern abend bei Google Earth ein bischen das Gebiet angeschaut und einen Weg rund ums Campinggebiet bis hoch zum Strand und weiter zu einem Naturvogelschutzgebiet entdeckt. Ich mochte den Weg sehr gerne, denn man hatte immer wieder neue Aussichten, der Hafen, der Deich, der Kanal, die kleinen liebevoll gestalteten Campinghäuser, der Strand und schlussendlich einen Aussichtspunkt auf das Vogelrastgebiet. Das war eine gute Idee.
Nach dem Frühstück sind wir so gegen halb 11 Uhr gestartet mit dem Tagesziel Medemblick. Bei unerwarteten super Segelwind (15-20 Knoten, dabei waren nur 7-8 Knoten gemeldet !) sind wir teilweise mit über 8 Knoten von Workum aus quer über das Ijsselmeer nach Medemblick gesegelt. Guy war richtig glücklich, denn lange hat er auf so einen Segeltag gewartet. Ich habe das Segeln auch sehr genossen, obwohl wir viel Schräglage hatten, aber die Wellen waren harmlos. Denn es sind wirklich die Wellen, die mir das Leben auf dem Wasser schwer machen, nicht der Wind oder die Schräglage. Nach ungefähr 3 Stunden haben wir dann Calimero hier im Pekelharinghafen von Medemblick festgemacht. Nach einer kleiner Stärkung und einem kühlen Bier, haben wir uns wieder auf Erkundungstour durch Medemblick gemacht. Links von der Hafeneinfahrt befindet sich ein grosses Schloss mit einer schönen Parkanlage. Medemblick besitzt 4 verschiedene Häfen. Nördlich des Westerhafens befindet sich das alte Dorfzentrum mit vielen kleinen Gassen und einer Hauptstrasse mit zahlreichen Bars und Geschäften. Wir sind heute aber nur durch einen kleinen Teil geschlendert und wollen morgen auch noch die anderen Ecken von Medemblick erkunden, so dass wir höchstwahrscheinlich noch einen weiteren Tag hier verbringen werden.
Bis dann,
Raymonde