Von Ketelhaven nach Urk und nach Lelystad: 21 Nm — Calimero seit 2017: 265,7 Nm
2017-08-14
Tag drei des langen Wochenendes fing dann im Ketelhaven wieder bei strahlendem Sonnenschein an. Mein Protest das Frühstück draußen einzunehmen wurde von Raymonde einfach überhört. Da ich aber immer derjenige bin der länger in der Koje bleibt und daher den Luxus genießen kann, dass mir jemand (Raymonde) etwas Essbares auf den Tisch stellt, mummelte ich mich halt in eine Fliessjacke und nahm meinen Platz in der Plicht ein (Wikipedia: Eine Plicht, umgangssprachlich auch: Cockpit, ist ein Teil an Deck eines Bootes mit Steuerstand und Sitzgelegenheiten). Das heutige Ziel stand gestern Abend schon fest: Urk.
Also Leinen los und auf Richtung Westen zurück zur Ketelbrug. Erster Eindruck an der Hafenausfahrt: Es gibt Wind, achterlicher Wind. Ab um die letzte Tonne welche das Fahrwasser kennzeichnet und Vorsegel ausgerollt. Motor auf Leerlauf und… hmmm, leichte Brise… sehr leichte Brise. Das macht auf Dauer keinen Spaß. Der Weg soll ja das Ziel sein, wenn man aber so dahin dümpelt, dann ist das Ziel verdammt weit entfernt 😉. Also Segel wieder eingerollt und mit 2000 Umdrehungen schiebt der Diesel uns in die gewollte Richtung. Nach ein paar Minuten: Wind! Yuppie, Segel wieder ausgerollt und Motor aus. Nach ein paar weiteren Minuten wieder Flaute. Grrrrr… Segel wieder eingerollt, Motor wieder am Knattern. Mit reicht’s, das Großsegel kommt hoch, dann wird eben Motorgesegelt. Unter Motorsegeln versteht man dass der Motor unterstützend zum Segel mit dreht, und somit eine Mindestgeschwindigkeit erreicht wird. An der Ketelbruck kommt dann das Segel wieder runter… 10 Minuten treiben lassen…, Brücke öffnet…, schnell durchgeschlüpft…, Segel wieder hoch…, und direkter Kurs Richtung Urk. Segeln wird ja auch Segelsport genannt 🤔
Das Dörfchen Urk war immer eine Insel und fand durch die Einpolderung und dem Bau des Sperrwerks zur Nordsee hin den Anschluss zum Festland. Es ist wirklich unvorstellbar, wenn man die alten Bilder sieht auf denen Urk, umringt von Wasser, heraussticht.
Wir haben uns den alten Hafen ausgesucht (Urk hat 3 Häfen!) Das alte Hafenbecken liegt ganz im Norden. Raymonde wollte in den ganz alten Teil, also bog ich nach Links ab. „Verdammt eng hier…“ murmelte ich leise vor mich hin. Egal, Frau wollte Rustikal. Frau sollte Rustikal bekommen.

Die erste freie Box war dann auch meine. Aber was sehe ich: Fingersteg. Seit Amsterdam sind wir etwas geübter was Fingerstege anbelangt, ganz routiniert geht es aber noch nicht. Es klappte aber alles prima. CALIMERO war bereits fest verzurrt als sich mein Blick nach hinten richtete. Ach du Backe! Das fette Hinterteil von CALIMERO ragte gute 2 Meter in die Gasse 😲. Blick nach links, Blick nach Rechts… O.K. kein Wunder, dass es hier so eng zugeht, war ich doch in einer Box welche für wesentlich kleinere Boote gedacht war. Also Leinen wieder los und rückwärts wieder rausgezirkelt. Die letzte freie Box für unsere Größe im alten Becken wurde dann schnell in Besitz genommen. Auch hier gab es einen Fingersteg, und das Ganze lief ohne größere Aufregung ab. So langsam spielen wir uns ein 😉
Während ich an Bord alles verstaute, zeigte Raymonde klein Chico mal die Gegend. Dieser fand auch auf Anhieb einen Spielkameraden und huschte vergnügt durchs seichte Wasser. Als alle Frauen und Tiere ihren Bewegungsdrang gestillt hatten, gab es dann endlich den obligatorischen Anlieger. Diesmal die ganz gesunde Variante. Nämlich nicht nur Bier sondern auch noch Chips. Da freuen sich die Fettpolster 🤗.
Auch in Urk haben wir uns kurz später auf die Beine gemacht um das Dörfchen zu erkunden. Obwohl wir es eigentlich schon kannten, denn vor 3 Jahren waren wir bereits bei einer Fahrrad Tour entlang der Ostküste des Ijsselmeers hier vorbeigekommen. Die Dorferkundung natürlich auch mit dem Hintergedanken unsere Primären Bedürfnisse zu stillen = die Suche nach einem guten Restaurant für abends. Und mit dem Restaurant Zeebodem hatten wir auch einen ganz guten Treffer gelandet: leckeres Essen, sehr stilvoll eingerichtet, nette Bedienung. Nur leider durfte Chico nicht mit und passte währendessen auf Calimero auf.
Am nächsten Morgen ging es dann nach dem Frühstück einmal quer durchs Ijsselmeer zurück zur Schleuse bei Lelystad, welche das Ijsselmeer vom Markermeer trennt. Bei schwachem Gegenwind machte ich mir nicht mal die Mühe das Segel hochzuziehen… höchsten aufkreuzen wäre gegangen. Doch Raymonde ist kein großer Fan von Aufkreuzen, also knatterte Herr Diesel wieder vor sich hin. Es war eine eigenartige Stimmung auf dem Ijsselmeer. Leichter Nebel zog auf und der Himmel ergraute immer mehr. Kurzdarauf setzte Nieselregen ein… Chico fand einen trockenen Platz unter der Sprayhood und auch Raymonde verkroch sich unter das trockene Stoffverdeck. Ich dagegen stand gut verpackt am Steuerstand… mit nassen Füssen! Ich muss mir unbedingt mal Segelstiefel kaufen 😟 .
So tuckerten wir also Richtung Schleuse. Nach der Schleuse ist dann auch schon unser Heimathafen in Sichtweite. Alles Weitere war dann schon fast Routine. CALIMERO sicher anleinen, klein Chico und klein Frauchen vertreten sich die Füße. Ich unterdessen machte das Boot klar… Der prüfende Blick auf Motor und Saildrive ergibt keinen Grund zur Besorgnis. Das Öl im Saildrive ist immer noch schön klar und frisch. Absolut kein Anzeichen von Wasser im Öl. Dann packen wir gemeinsam unser Zeug zusammen. Noch eine Stärkung im Hafenrestaurant und dann machten wir uns auch schon auf die Heimfahrt.
Schöne Tage hatten wir und freuen uns schon auf die nächsten Wochen.
Guy