Wochenendtrip nach Enkhuizen

Diesmal 31,9 Nm – Gesamt 215,6 Nm

Am Donnerstag Nachmittag sind wir wieder nach Lelystad hochgefahren, aber diesmal nicht alleine. Eine Freundin von mir war mit dabei. Von Anfang an war sie an unserem Projekt „Calimero“ interessiert, aber sie war etwas skeptisch ob ihr das Leben auf einem Segelschiff gefallen würde und ob sie schnell seekrank wird. An diesem Wochenende hatte sie dann ihren Mut zusammengenommen und sich entschlossen das Wochenende mit uns auf Calimero zu verbringen. Für uns war es auch eine neue Erfahrung da wir bis jetzt noch nie „Besuch“ auf Calimero hatten…

Ohne Stau sind wir am Donnerstag abend bei Calimero angekommen. Doch wir waren entsetzt wie dreckig wir das Schiff nach ein paar Wochen auffanden, überall Spinnen-und Vogelkacke und ganz zum Leidweisen von Guy, überall Spinnennetze. Das ist wirklich eine echte Plage hier in den Niederlanden und wir sind schon am „googeln“, was wir gegen die vielen Spinnen unternehmen können.

Damit wir uns nicht gegenseitig im Weg waren, haben wir beschlossen, dass meine Freundin mit Kleinchico auf Pippitour geht, während wir das ganze Gepäck verstauten und die Kabinen bezugsfertig machten. Das hat wunderbar geklappt, denn als beide zurückkamen, war es in Calimero schon wieder wohnlich geworden. Wir haben den Abend mit einem Glas Wein und ein paar nützlichen Infos (Benutzung der Bordtoilette usw.) gemütlich ausklingen lassen.

Wie schon am Donnerstag abend, blies auch am Freitag morgen der Wind mit über 20 Knoten, manchmal bis 30 Knoten Spitze im Hafenbecken. Wir beschlossen daher am Freitag noch nicht rauszufahren, denn das waren definitif nicht die besten Bedingungen um meiner Freundin, die ja vorher noch gar keine Segelerfahrung gemacht hatte, das Segeln schmackhaft zu machen. Da Guy den neuen Funk, den wir in Almere gekauft hatten, noch einbauen und die Leuchten im Schiff überall auf LEDleuchten umbauen wollte, haben meine Freundin und ich beschlossen mit Chico nach Bataviastad zu spazieren. So hätte Chico seinen Bewegungsdrang gestillt und wir würden Guy nicht bei der Arbeit stören. Dass wir aber fast den ganzen Tag in Bataviastad verbringen würden, das hätte ich vorher nicht gedacht.

Bataviastad ist ein riesiges Outlet Einkaufszentrum mit sehr vielen Geschäften. Guy und ich, wir waren bis jetzt ja nur einmal mit dem Elektroroller nach Bataviastad, aber da waren wir ja nur auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen und die ganzen Geschäfte waren schon zu. Ich hatte nicht erwartet, dass es so viele Geschäfte sind…ja, fast wie eine Stadt.

Meine Freundin, die sehr gerne shoppen geht, war voll in ihrem Element. Als Guy mit seinen Arbeiten fertig war, ist er mit dem Elektroroller zu uns gekommen um gemeinsam zu Mittag zu essen, danach ist er schnell wieder zu Calimero geflüchtet, damit wir nicht auf die Idee kamen, ihn mit durch die Geschäfte zu schleifen 😉Nichtdestotrotz hat er ein paar T-Shirts gekauft, die ich vorher schon erblickt hatte, und wo ich wusste, dass sie ihm gefallen würden….aber nur dieses eine Geschäft, auf mehr wollte er sich nicht einlassen 😉

Während wir weiter durch die Geschäfte zogen, hat Guy sich auf Calimero dem Radar und seinen vielen Einstellungen gewidmet und wahrscheinlich auch ein wenig seine Ruhe genossen.

Am Abend sind wir dann gemütlich ins Hafenrestaurant vom Yachthafen Lelystad essen gegangen und haben beschlossen, dass wir am Samstag morgen relativ früh nach Enkhuizen aufbrechen wollen. Es war südwestlicher Wind gemeldet, 10-13 Knoten, perfekt für einen gemütlichen Segeltrip nach Enkhuizen. Enkhuizen liegt an der westlichen Seite des Ijsselmeeres und soll eine wirklich schöne Altstad besitzen. Wir waren gespannt…

Der Wind hatte am Samstag leider die Meldungen nicht wirklich verstanden, denn er blas uns, wie so oft, wieder voll auf die Nase, so, dass wir fast die ganze Strecke motoren mussten. Doch es war diesmal viel angenehmer, da das Markermeer sehr ruhig und der Wind ziemlich schwach war. Leider verschwand die Sonne oft hinter dicken grauen Wolken, zeitweise regnete es sogar. Es war sicher nicht das Sommerwetter, welches man sich Anfang August erhofft. Als wir noch ungefähr ein fünftel der Strecke vor uns hatten, nahm der Wind deutlich zu und kam jetzt auch aus der „richtigen“ Richtung, so, dass wir bis zur Schleuse, dem Naviduct „Krabbersgat“, segeln konnten.

Krabbersgat_naviduct,_Enkhuizen,_Netherlands-2

Das Naviduct „Krabbersgat“ in Enkhuizen dient als Kreuzung von Straßen- und (Freizeit) Schiffsverkehr. Es ist weltweit das erste Bauwerk dieser Art und wurde 2003 fertiggestellt. Die Schleusen haben eine Länge von 125 Metern, eine Breite von 12,5 m und eine Schwellentiefe von -4,5 m NAP (Amsterdamer Pegel). Die Straße verläuft unterhalb der Doppelschleuse, der tiefste Punkt ist auf -10,80 m NAP. Wir waren gespannt, wie das wohl sein würde, mit dem Schiff über die Strasse geschleust zu werden, aber eigentlich merkt man davon überhaupt nichts, ausser man steigt während des Schleusevorgangs vom Schiff ab und begibt sich an die Begrenzungsmauer, dann kann man beobachten wie die Autos unter der Schleuse hindurchfahren.

Nach ungefähr 3 ½ Stunden sind wir im Compagnieshaven von Enkhuizen eingelaufen. Hier steuerten wir den Meldesteig für Passanten an und staunten nicht schlecht als wir bemerkten, dass keines der vor uns fahrenden Schiffe hier festmachte. Hier gab es ein, wie Guy es nannte, „Float-in“. Wir fuhren langsam an einem kleinen Häuschen vorbei und bekamen während des Vorbeifahrens unseren Stellplatz für die Nacht mitgeteilt…Das ging echt kurz und schmerzlos. Das könnte öfter so ablaufen… Da wir ja noch genügend Zeit zur Besichtigung von Enkhuizen haben wollten, hatten wir uns ja recht früh auf den Weg gemacht. Das war auch gut so, denn im späten Nachmittag/Abend war der Hafen so voll, dass die Schiffe im Päckchen am Anmeldesteig lagen.

20170805_160651Enkhuizen ist wirklich eine schöne Ortschaft mit vielen kleinen Häfen und schmalen Gassen und vielen schiefen Häusern. Hier gibt es nicht nur ein schiefer Turm wie in Pisa…

Das bekannteste Gebäude von Enkhuizen ist der Drommedaris. Es diente lange Zeit als Wehrtor und beschützte den Eingang des Hafens. Das aus dem Jahre 1540 stammende Gebäude enthielt Schießscharten, die den Hafen bewachen konnten. Restauriert wurde das Gebäude in den Jahren: 1914−1915, 1956−1968, 1963 bis 1973. 2012 begann eine erneute Restaurationsaktion.

 

Wir hatten mit Sicherheit nicht genügend Zeit um alles zu besichtigen. So gibt es z.b. auch einen Zuiderzeemuseum, den wir gerne einmal besichtigen wollen. Zwischen dem Museum und dem Compagnieshafen gibt es auch einen grossen ruhigen Ankerbereich, so dass Guy und ich schon Pläne geschmiedet haben, noch einmal nach Enkhuizen zurückzukommen und dann vielleicht hier zu ankern.

Den Abend haben wir im Hafenrestaurant ausklingen lassen.

Am Sonntag morgen haben wir dann gegen 10 Uhr abgelegt, Kurs Lelystad. In der Schleuse herrschte jetzt schon Hochbetrieb und ausgerechnet an uns wollte sich ein niederländisches Paar mit seinem Segelboot längsseits legen um auf die öffnung der Schleuse zu warten. Sie wurden aber vom Wind erfasst und unkontrolliert in uns und das davor gelegene Segelboot gedrückt. Wir hatten Glück, denn sie verursachten keinen Schaden an Calimero, aber das Herz schlug bei uns allen beträchtlich schneller und wir waren alle froh als wir endlich in die Schleuse einfahren konnten. Wir zogen es vor, uns vorsichtshalber an der anderen Seite festzumachen, weit entfernt von diesem Segelboot.

Wir hatten guten Segelwind und konnten halb am Wind bis nach Lelystad segeln. Aber es war wieder wie immer, es waren 13-15 Knoten gemeldet, wir hatten aber dauernd über 20-25 Knoten. Das scheint auf dem Marker- und Ijsselmeer so die Regel zu sein: immer 10 Knoten Wind mehr als vorausgesagt. Wir kamen sehr gut voran und währendem Guy am Steuer war, habe ich mit Chico relaxed und das Segeln genossen.

Chico an ech

Meine Freundin hat sich auch zurückgelegt und das Segeln genossen. Sie wurde auch nicht seekrank obschon das Markermeer wieder ziemlich unruhig war. Als wir gegen 14 Uhr in Lelystad ankamen, haben wir wieder unsere Sachen gepackt, noch schnell etwas zu Mittag gegessen und uns wieder auf den Heimweg begeben. Gegen 20 Uhr waren wir dann wieder zuhause angekommen und ein weiteres Segelwochenende war leider schon wieder vorbei.

20170805_160644

Raymonde

 

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