Diesmal: 24 Nm – Gesamt 61,2 Nm
Dieses Wochenende war ich alleine auf CALIMERO, Raymonde hatte leider berufliche Verpflichtungen zu erfüllen. Da ich aber die Sache mit dem Boiler fertig haben wollte, entschloss ich mich kurzfristig das Wochenende als Einhandsegler zu verbringen.
Doch vor dem Vergnügen stand die Arbeit. Wie im letzten Post schon geschrieben, war die Sache mit dem Boiler kein großes Ding. Neues Anschlussstück, ein Stückchen neuer Schlauch, ein paar Zentimeter Dichtband und alles war wieder wie es sein sollte. Und immer noch ärgerte mich diese unnütze Arbeit… 😠 Egal, ich füllte den Wassertank wieder komplett auf und lies ein paar Liter durch die Hähne laufen. Bei der ersten Kontrolle schien alles o.k. zu sein. Nun folgte der Härtetest. Ich schaltete den Boiler an bis das Wasser kochend heiß war. Auch diesmal fand kein Tropfen den Weg nach draußen.
Diese Baustelle war also beendet!
Mittlerweile war es schon dunkel draußen, also gönnte ich mir noch eine Dusche im Hafengebäude und verkroch mich in die Koje. Am nächsten Morgen widmete ich mich dann einer anderen kleinen Baustelle. Raymonde fand es nicht so angenehm, dass die Stauflächen unter den Sitzbänken so mühselig zu erreichen seien… ob ich da nicht was ändern könnte 😌. Ihr Problem war, dass die Bänke, ohne die Polster komplett runter zu holen, nicht geöffnet bleiben, sondern immer von Hand festgehalten werden müssen. Doch natürlich kann man auch hier etwas optimieren. Per CAD (Computer Aided Design) Zeichenprogramm habe ich eine einfache Halterung entworfen und diese anschließend mit einer CNC Fräse ausgefräst. Einfach und funktionell lassen sich die Sitzbänke nun in 2 Positionen arretieren.
Als auch dies erledigt war, machte ich mich bereit für meine erste Einhand Tour. Es herrschte quasi Windstille, so war das Ablegen unspektakulär. CALIMERO blieb auch ohne Festmacher wie festgenagelt auf der Stelle. Mit einem Schubser am Seitenpfosten geleitet das Boot sanft aus seinem Liegeplatz. Die Windstille möchte ich noch nutzen um zu testen in welche Richtung das Heck abdriftet, wenn man den Rückwärtsgang einlegt. Quasi jedes Boot driftet dabei mal mehr, mal weniger in eine Richtung. Dies ist der sogenannte Schraubeneffekt. Dieses Abdriften kann man sehr gut für das seitliche Anlegen oder für das Drehen auf engem Raum nutzen. Nach ein paar Aufstopper kann ich jetzt behaupten, dass CALIMERO nach Steuerbord wegdriftet (also nach rechts).
Unter Motor fahre ich aus dem Hafen um auf dem Markermeer die Segel zu setzen. So dümpelte ich also mit teilweise unter einem Knoten Fahrt dahin. Doch dann durfte ich das erleben wovon ich schon viel gelesen hatte. 5 Knoten… 10… 15… 20 Knoten. Von fast 0 auf 20 Knoten innerhalb weniger Minuten. CALIMERO springt sofort an und beschleunigt auf +7 Knoten Fahrt. So macht es auch viel mehr Spaß. Ziel ist eine Sportboje, welche sich 5 Meilen außerhalb befindet, zu umrunden und dann zurück in den Hafen zu segeln. Bei der Boje angekommen haut das Wendemanöver überhaupt nicht hin 😟. Der Autopilot steuert einen unerklärlichen Zickzack Kurs bei der Wende, und auch bei einer Geradeausfahrt ist das System überfordert. Also bleibt mir nur das Ruder Festzustellen und so die Wende zu fahren während ich die Segel neu trimme. Auf der Rückfahrt gehe ich dann verschiedene Einstellungen am Autopilot durch… erfolglos. Die nächste Baustelle also!
Sobald ich die Hafeneinfahrt erreicht hatte ging ein kräftiger Regenschauer runter. Kurz danach herrschte wieder Windstille. Das Anlegen gestaltete sich eben so unproblematisch wie das Ablegen. Bei null Wind ließ sich CALIMERO auf den Punkt genau steuern.
Um eine Erfahrung als Einhandsegler reicher sind mir um 19h30 schon die Augen zugefallen und um 19h50 lag ich im Schlafsack.
Am Sonntag dann bastelte ich noch kurz rum und entschloss mich nochmal rauszufahren. Alleine schon, weil ich die Segel gestern nass einholen musste, wollte ich einen kurzen Schlag segeln damit die trocknen können. Es war guter Wind, so um die 15 Knoten. Ich befreite CALIMERO aus seiner Zwangsjacke und ließ das Boot sich einfach in die seitlichen Führungsleinen treiben. Mit einem kurzen Schub Rückwärts legte ich das Boot gegen den äußeren Pfosten und konnte so den Bug ohne Mühe gegen den Wind geradestellen um weiter Rückwärts aus der Box zu fahren. Bei diesen Manövern orientiere ich mich immer an den Fahnen der umliegenden Boote um die Windrichtung und Stärke abzuschätzen. Als ich dann einen Blick auf die elektronische Windanzeige geworfen habe war ich verwirrt😯. Die Windanzeige zeigte den Wind aus einer anderen Richtung an als meine Nasenspitze wahrnahm… Hmmm. Sowas ähnliches war mir schon bei der Fahrt von Kampen nach Lelystad aufgefallen. Gedanklich habe ich das Problem auf nachher verschoben und wollte jetzt mal das Segeln genießen.
Und so kam es auch. Sportlich ging es voran, der Wind drückte mit Spitzen von 22 Knoten in die Segel und wiedermal stand die „8“ als Fahrt über Grund auf dem GPS. 1,5 Stunden segelte ich einfach nur raus aufs Markermeer um dann zu wenden und den Hafen wieder anzusteuern. Es war recht wenig los, so konnte ich mich entspannt hinsetzten um alles auf mich wirken zu lassen. Schön war es die Stille der Weite und die Kraft des Windes zu spüren. Zurück im Hafen, habe ich dann mein ganzes Zeug wieder zusammengepackt und machte mich auf den Weg nach Hause, wo Raymonde mit einer leckeren Lasagne auf mich wartete.
Zwei neue Baustellen gibt es also wieder nach diesem Wochenende: die Windanzeige und der Autopilot…
Raymonde & Guy