Von Adesso auf Adesso und wieder zurück

Meinen letzten Blog verfasste ich, ein paar Tage vor unserer Rückreise nach Spanien. Ich hatte ja schon befürchtet, dass der Wettergott wieder keine Gnade walten liesse und so kam es dann leider auch. Wir waren anfangs noch unschlüssig ob wir ein oder zwei Tage vor der Schlüsselübergabe unserer Lucia nach La Rapità fahren sollten. Da die Wetterprognosen für Port Saint Louis du Rhône mit über 30 Knoten Wind und Dauerregen wieder mehr als unangehm angekündigt waren, beschlossen wir einen Tag früher Richtung Süden zu fahren. Denn hier war dann doch besseres Wetter vorausgesagt, wenigstens ein bischen Sonnenschein und weitaus weniger Wind, aber auch ein paar Regenschauer.

Als die Koffer soweit gepackt waren, nahm ich mir am Tag vor unserer Abreise eine kleine Auszeit um eine erste Erkundungstour, bei noch angenehmen Wetter und blauem Himmel, hier in Port Saint Louis du Rhône zu unternehmen. Hier ein paar Eindrücke des Stadthafens und Umgebung. 

Auf den Fotos habe ich die „schöneren Aussichten“ festgehalten. Die Stadt Port Saint Louis du Rhône wurde am Anfang des Jahrhunderts rund um die verschiedenen Hafentätigkeiten geboren. Überall erinnern noch leerstehende Hallen und verlassene Industriegebäude an die früheren Zeiten. Einen „gemütlichen Ortskern“ haben wir bis jetzt noch nicht entdeckt. Alles ist eher einfach, ohne Charme und pragmatisch ausgelegt. Uns gefällt es hier bis jetzt wirklich nicht sonderlich gut. Aber wir haben uns ja auch nicht für diesen Ort entschieden, weil wir hier Urlaub machen wollen, sondern weil es hier das grösste Trockendock in Europa mit über 2200 Plätzen gibt. Dass die Leopard Katamarane, hier in der Gegend mit dem Cargoschiff aus Südafrika ankommen und hier abgeladen werden, war natürlich ein weiterer Pluspunkt. Im Nachhinein sind wir jetzt auch wirklich froh, dass wir uns dazu entschieden haben, von unserem ursprünglichen Plan abzuweichen und unsere Leopard nicht wie vorgesehen in Saint Raphaël entgegen zu nehmen. Denn dann wäre die Auslieferung erst vor 4 Tagen gewesen und wir wären jetzt bestenfalls auf dem Weg hierhin. Wenn ich aber bedenke, was wir bis jetzt schon alles in den letzten 3 Wochen erledigt, organisiert und gearbeitet haben, dann ist es inzwischen klar, dass unser Zeitplan bis Ende Juni die wichtigsten Arbeiten abgeschlossen zu haben, sicher nicht aufgegangen wäre. Ob jetzt alles wie geplant klappt, das wissen wir natürlich auch nicht, aber die Chancen stehen deutlich besser.

Ohne Panne aber leider mit einem längeren Stau, kamen wir später als geplant am Nachmittag in La Rapità an. Freundlich wurden wir von allen Stegnachbarn begrüsst und jeder wollte die letzten News bezüglich unseres neuen Katamarans. Wir vertrösteten sie auf den nächsten Tag, denn wir wollten so schnell wie möglich unsere Koffer aufs Boot bringen, das Bett beziehen und die noch übrig gebliebenen Transportkisten sofort in den Wagen schaffen. Denn, obwohl wir bei unserer Abfahrt den Wagen bis unters Dach voll gepackt hatten, konnten wir nicht alles auf einmal mitnehmen. Anschliessend gingen wir uns schnell frisch machen, denn Kerstin und Hans hatten uns, gemeinsam mit ein paar anderen Segler, zu einem netten Abendessen auf der Flamingo eingeladen. Gerne hatten wir diese Einladung angenommen und wir freuten uns auf diese Auszeit. Wir verbrachten einen sehr angenehmen Abend und an Gesprächsstoff mangelte es definitiv nicht. Danke an die Beiden für die relaxen Stunden, das leckere Essen und den kühlen Wein 🙂

Am nächsten Morgen verloren wir keine Zeit und fingen sofort mit Putzen an, denn so schmutzig wollten wir unsere „alte“ Adesso nicht an ihre neuen Besitzer übergeben. Uns blieben noch ein paar Stunden bis zu deren Ankunft am späten Nachmittag. Während Guy draussen das Deck vom Saharasand befreite und Adesso so langsam wieder in Weiss erstrahlte, putze ich noch einmal drinnen den restlichen Staub weg und überprüfte ob inzwischen wirklich alle Schränke leer seien.

Da wir uns richtig ins Zeug gelegt hatten, waren wir sogar schon am frühen Nachmittag fertig und beschlossen die restliche Zeit für einen kleinen erholsamen Spaziergang durch La Rapità zu nutzen. Ein bischen Wehmut machte sich breit… so kurz vor der Übergabe…

Gegen 17Uhr standen Monica, Peter und dessen Bruder Werner mit einem grossen Grinsen vor dem Stegeingang und konnten es nicht erwarten ihre Adesso wieder zu sehen. Endlich war es soweit… lange hatten sie auf diesen Augenblick gewartet… Die Begrüssung war wieder sehr herzlich und schon fast vertraut. Da für den kommenden Tag nur Dauerregen vorausgesagt war, nutzen wir jetzt noch die angenehmen Bedingungen um so viel wie möglich abzuklären, um zusätzliche Infos zu geben und den beiden zu zeigen, wo wir die einzelnen Ausrüstungsgegenstände verstaut haben usw. Eigentlich hatten wir gehofft und geplant, dass wir uns dafür den ganzen kommenden Tag nehmen könnten, aber bei Dauerregen macht es auch keinen Sinn, das Vorsegel zu beschlagen oder draussen die Reffleinen usw. zu verlegen. Sehr schade, denn wie wir ja selbst wissen, ist eine Übernahme bei schlechtem Wetter definitiv nicht so schön wie bei angenehmen Bedingungen. Wie schon am Anfang dieses Blogs erwähnt, der Wettergott hatte keine Gnade 😦

So waren Monica und Peter auch einverstanden, das Boot schon am nächsten Morgen zu übernehmen, damit wir uns dann sofort wieder auf den Weg Richtung Frankreich machen könnten. Denn es machte so ja auch keinen Sinn für uns, dann noch länger hier in La Rapità zu verweilen. Bevor wir zum gemeinsamen Abendessen ins Hafenrestaurant aufbrachen, stossen wir gemeinsam mit einem Glas Sekt auf eine gelungene Übergabe an und wünschten den Beiden viel Freude mit ihrer neuen Adesso. Die Schlüsselübergabe wurde natürlich auch offiziel im Bild festgehalten.

Beim gemeinsamen Abendessen ging uns der Gesprächsstoff natürlich nicht aus. Danach verabredeten wir uns für kommenden Morgen um 9Uhr. Die drei verweilten noch 2 Nächte im Hotel, denn wir hatten ja abgemacht, dass wir noch bis Ende April, also bis zur Schlüsselübergabe, auf Adesso wohnen könnten. 

Wieder zurück auf Adesso, fühlten wir beide uns irgendwie fremd, so wie in einem neuen, noch leeren Boot. Ausser ein paar Sachen, lag ja jetzt fast nichts Persönliches mehr von uns an Bord. Es war komisch… es fühlte sich nicht mehr nach „unserem Adesso“ an, war es ja auch nicht mehr, aber jetzt war das Gefühl unmissverständlich. Um das Kopfkino nicht zusätzlich zu befeueren, beschlossen wir uns schnell in der Koje zu verkriechen, schliesslich mussten wir am nächsten Morgen auch ziemlich früh raus um die restlichen Sachen noch alle im Wagen zu verstauen, bevor die drei eintreffen.

Die Nacht war so lala, irgendwie fanden wir beide keine Ruhe und erwachten morgens nicht wirklich erholt. Ein letztes Mal frühstückten wir hier auf Adesso, draussen hatte es schon angefangen zu regnen, der Himmel war grau und dicht bewölkt… Abschiedsstimmung.

Um 9 Uhr, als die 3 ankamen, hatten wir alles erledigt. All unser Kram war im Wagen verstaut. Wir waren bereit für die Abfahrt und Adesso war bereit für einen Neuanfang mit Monica und Peter. Vielleicht war es gut, dass es in Strömen regnete als wir Adesso verliessen… so verweilten wir nicht lange am Steg… Nur ein kurzer Blick zurück… ein beengendes Gefühl im Bauch… viele Orte haben wir in den vergangenen 4 Jahren gemeinsam bereist, Vieles erlebt… aber wir müssen Abschied nehmen…für einen Neuanfang…

Ohne Panne kamen wir am späten Nachmittag wieder hier in Port Saint Louis du Rhône an, wo das Wetter erstaunlicher Weise deutlich angenehmer war. 

Am nächsten Tag ging es dann sofort weiter hier auf Neu-Adesso mit den Umbauten…

Dazu mehr im nächsten Blog

Raymonde

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar