Abschied von La Rochelle

Das Warten hat endlich ein Ende…oder doch nicht, aber dazu später mehr.

Fast genau 3 Monate sind vergangen, seitdem wir das letzte Mal auf unserem ADESSO waren. Am 16. März, als in Frankreich der Lockdown auferlegt wurde, blieb uns nichts anderes übrig als die Heimreise nach Luxemburg anzutreten und Adesso in La Rochelle zurück zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hätte keiner von uns beiden gedacht, dass es wirklich 13 Wochen dauern würde, bis wir wieder zurück nach La Rochelle reisen dürften.

Diese 3 Monate waren eine schreckliche Zeit der Warterei und der Ungewissheit. Seiner eigenen Freiheit beraubt zu sein und nicht selbstbestimmend sein Leben leben zu dürfen, hat uns doch ziemlich fertig gemacht. Natürlich versuchten wir « das Beste » aus der Situation zu machen, aber unsere Stimmung war doch sehr bedrückt, da wir nicht an unseren Plänen festhalten konnten. Aber es nützt nichts sich noch länger Gedanken über diese 3 « verlorenen » Monate zu machen, jetzt heisst es nach vorne blicken und hoffen, dass wir keinen solchen Lockdown und geschlossene Grenzen mehr erleben müssen.

Sobald die französischen Medien verkündeten, dass die Grenzen am 15. Juni wieder öffnen, war für uns klar, dass wir dann sofort die Reise nach La Rochelle antreten um die restlichen Arbeiten an Adesso fertigzustellen, damit es endlich losgehen kann. Sofort am Montag um 02.00 Uhr machten wir uns auf den Weg…wir wollten keine Zeit verlieren…und schon gar nicht riskieren, dass Frankreich bei einer Verschlechterung der sanitären Lage, wieder ihre Grenzen schliessen würde. Wir waren sehr erleichtert, als wir gegen 10 Uhr in La Rochelle eintrafen und feststellten, dass, auf den ersten Blick, alles in Ordung war !

Diesmal hatten wir auch Chico mit dabei, der nicht lange zögerte, bevor er anfing, Adesso zu erkunden.

Chico AdessoChico grouss

Die Woche verbrachten wir recht unspektakulär, denn es hiess vor allem warten…warten auf die verschiedenen Arbeiter und Techniker. Wir profitierten von dieser Zeit um zu putzen und um noch kleine Arbeiten zu erledigen. So besserte Guy zb. die Schrift unserer Gangway nach, die unter der Sonne schon ziemlich gelitten hatte.

Guy moolen

Ich bewunderte die Geduld und innere Ruhe von Guy, denn ich tat mich doch ziemlich schwer damit, den ganzen Tag auf jemanden zu warten, nicht zu wissen ob und wann dann endlich einer auftaucht. So ungenaue Aussagen wie « er kommt entweder morgen nachmittag ODER übermorgen vormittag », das kann ich einfach nicht leiden… naja…

Irgendwann sind sie dann doch erschienen, so dass am Donnerstag abend alle verbliebenen Arbeiten erledigt waren 🙂

Das Wetter lies die letzten Tage leider sehr zum Wünschen übrig. Es war recht kühl, immer wieder Regenschauer und ziemlich starker Wind. Doch es kündigte sich ein besseres Wetterfenster an und so entschied Guy, dass er am Samstag morgen früh starten wolle, Kurs Richtung Niederlande. Uns verblieb also ein letzter Tag zusammen, bevor uns unsere Wege trennten. Denn leider konnte ich Guy ja nicht begleiten, da ich im Moment keine Schulferien habe. Deswegen hatten wir ursprünglich die Überfahrt gemeinsam während den Osterferien geplant, aber da machte uns ja Corona einen Strich durch die Rechnung 😦

Am Freitag hat Guy sich um die letzten Vorbereitungen gekümmert, während ich die letzten Einkäufe erledigt habe. Den Freitag abend genossen wir noch einmal in vollen Zügen und sind in den alten Hafen spaziert und haben ein letztes Mal in dem super leckeren italienischen Restaurant RAGAZZI da PEPPONE unsere heiss geliebte Tagliatelle alla Carbonara gegessen…. Einfach nur lecker !!!

Zurück auf Adesso, sind wir ziemlich schnell in die Koje gefallen, denn Guy wollte sofort bei Sonnenaufgang so gegen 6 Uhr los.

Am Samstag morgen ging dann alles ganz schnell. Während ich meine letzten Sachen im Wagen verstaute, hat Guy schon die letzten Vorkehrungen für das Ablegen getroffen. Nach einem kurzen Abschied (denn ich kämpfte wirklich mit den Tränen), half ich ihm noch beim Ablegen und schoss noch schnell ein Foto bevor er den Hafen verlies. Schnell lief ich mit Chico am Hafenbecken entlang, denn ich wollte ihm bei der Ausfahrt noch etwas zusehen. Dieser Abschied war schon hart. Ich versuchte meine Tränen bestmöglich zu unterdrücken und schoss noch ein paar Fotos.

Départ

Das war schon ein ganz komisches Gefühl…

Départ AusfaartPhare adesso

Während der 8-stündigen Rückfahrt, kreisten meine Gedanken natürlich dauernd bei Guy und es fiel mir teilweise schwer an etwas anderes zu denken. Umso erleichterter war ich, als er mir gegen 18 Uhr mitteilte, dass er gut in seiner ersten Ankerbucht auf der île d’Yeu angekommen ist.

Während ich diesen Blog verfasse, ist Guy auf seiner 2. Etappe unterwegs zwischen der île d’Yeu, der Belle île und der île de Groix. Ich « verfolge » ihn auf Marinetraffic und Vesselfinder, denn natürlich will ich wissen, wo er sich gerade befindet und wie er weiterkommt.

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Das hat nichts mit « Frau kontrolliert Mann » zu tun… ;-)… aber meine Gedanken sind schon fast andauernd bei ihm. Natürlich mache ich mir Sorgen und hoffe, dass alles klappt und er keine Probleme alleine an Bord hat. So bin ich jedesmal erleichtert, wenn er mir mitteilt, dass der Anker eingegraben und die nächste Etappe geschafft ist. Ich habe zwar grosses Vertrauen in Guy, aber auch für ihn, ist dies die längste Überfahrt, die er bis jetzt einhand gemacht hat. So muss ich mich jeden Tag aufs Neue in Geduld üben (was ja bekanntlich nicht meine Stärke ist) und warten, bis ich wieder Neuigkeiten von Guy bekomme und so auch die Gewissheit, dass die nächste Etappe geschafft ist.

Raymonde

 

8 Kommentare

  1. Super ! Merci fir d’nouvellen. Ech hun och elo just nom Guy gekuckt a gesinn dass hien an der Loc’h bucht ass. Daat heescht do geet hien net an en hafen ?

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    1. Hien probeiert sou man wei meijelech an en hafen ze fueren, mee geet leiwer ankeren.
      Hafen gett mam Kat richteg deier an alleng as festmachen och net evident.

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  2. Ëmmer nees richteg oflenkend an erhuelsam äre Blog ze liesen! MERCI dass dir eis dorunner deelhuelen ditt!

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