Von Lelystad über Hoorn und Edam zurück nach Lelystad: 41,4 Nm — Calimero seit 2017: 488,7 Nm.
Das war wirklich ein herrlich schönes Wochenende. Ich würde sogar behaupten, das beste Wochenende das wir bis jetzt auf Calimero erlebt haben 😀
Schon einige Tage vorher sorgte ein stabiles Hoch für sonniges und warmes Herbstwetter, sogar hier in Luxemburg. Immer wieder schaute ich gespannt auf die Wetterprognosen für das Ijsselmeer, in der Hoffnung dass die Sonne und die angenehmen Temperaturen von fast 20 Grad uns auch noch am Wochenende in den Niederlanden verwöhnen werden. Wir hatten Glück, sehr sogar, denn auch der Wind kündigte sich sehr vielversprechend an : Wind aus Südwest, 15-20 Knoten. Perfekt für einen Trip nach Hoorn, eine für uns noch unbekannte Stadt am westlichen Markermeer, die aber für ihren tollen alten Stadtzentrum bekannt ist.
Am Samstag morgen nach dem Frühstück hat Guy noch ein paar kleine Arbeiten auf Calimero erledigt. So hat er unsere neue Toilettenpapierrollenaufhängung, die er sehr kreativ selbst hergestellt hat und die super schön und praktisch geworden ist, im Badezimmer fixiert, die Lampe am Niedergang wieder fest angeklebt, die Batterie des Feuermelders ersetzt usw.
Währendessen war ich mit Chico auf Pippitour unterwegs. So gegen 11Uhr haben wir dann alles zur Abfahrt vorbereitet und die Seile von Calimero gelöst. Aber diesmal war nicht ich verantwortlich für die Seile und Fender, sondern Guy, denn ich hatte mich entschieden bei diesen guten Bedingungen aus der Box zu fahren. Schliesslich will ich es ja lernen und dann will ich auch von jeder Gelegenheit profitieren, wo die Gegebenheiten mir einfacher erscheinen und ich mir das zutraue. Ich fuhr zwar etwas zu eng am hölzernen Pfosten an Steuerbord entlang, aber sonst klappte es eigentlich schon ganz gut, trotz leichtem Seitenwind 😉.
Noch in der Hafenausfahrt hat Guy das Grosssegel gesetzt, vorsichtshalber mit einem Reff, denn inzwischen wissen wir ja, dass wir immer mit 10 Knoten mehr als angekündigt rechnen müssen auf dem Ijsselmeer. Und das hat sich auch dieses Mal wieder bestätigt… Sobald wir unseren richtigen Kurs eingenommen hatten, rollte Guy das Vorsegel aus und sofort ging es mit über 7 Knoten Fahrt richtig flott voran. Ohne lästiges Motorengeräusch konnten wir die ganze Strecke bis nach Hoorn (16 sm) auf Halbwindkurs segeln. Nur ganz zum Schluss drehte der Wind etwas mehr nach Westen, so dass wir die letzten Seemeilen hoch am Wind seglen mussten. Die Sonne hatte zwar noch einige Schwierigkeiten um gegen die Wolken anzukommen, aber man erahnte schon, dass es im späten Nachmittag bestimmt schön sonnig werden würde.
In Hoorn angekommen hatten wir drei Häfen zur Auswahl : der Binnenhafen, den man durch eine immer offenstehende Schleuse erreicht und wo man seitlich an der Hafenmauer anlegen muss, der Grashaven sofort am Ende des Fahrwassers an der linken Seite und der Vluchthaven WSV Hoorn, der vor der Schleuse auf der rechten Seite liegt. Das war ohne Zweifel mein Favorit, denn ich hatte schon im Hafenbuch gelesen, dass er ruhig und im Grünen liegen würde und doch in der Nähe des alten Hafens. Guy wollte anfangs in den Binnenhaven, aber als er bemerkte, wie viele Schiffe fast gleichzeitig mit uns Hoorn ansteuerten, hat er sich auch für « meinen Favoriten » entschieden. Am Meldesteiger angelegt, ging ich zum Hafenmeister und fragte eine Box für eine Nacht. Inzwischen bin ich froh, dass ich einige Wörter Niederländisch kann, denn der Hafenmeister war ein älterer Herr, der wirklich fast kein Wort Deutsch und gar kein English konnte. Wahrscheinlich half er in der Nebensaison im Hafen aus, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Hauptsaison, bei all den Segeltouristen, einer hier arbeiten kann, der nur Niederländisch spricht. Aber wir konnten uns verständigen und alles klappte. Nachdem Calimero fest in seiner Box angeleint war, haben wir uns auf Entdeckungstour durch Hoorn gemacht. Da es inzwischen schon 14 Uhr war, knurrten unsere Mägen schon ziemlich heftig. So machten wir uns als erstes auf die Suche nach einem Restaurant. Hier wurden wir ziemlich schnell fündig und auf das Restaurant DE HOOFDTOREN aufmerksam.
Dieses imposante Bauwerk, welches 1532 gebaut wurde, ist die letzte erhaltene Verteidigungsanlage in Hoorn. Der Hoofdtoren wurde aus Gobergangen Kalkstein- und Ziegelstein gebaut. Neben ihm befindet sich die Statue der Bontekoe-Schiffjungen.
Heute befindet sich hier im Erdgeschoss eine Kneipe und im Obergeschoss ein Restaurant.
Es herrschte wirklich eine ganz spezielle Atmosphere hier, sehr uhrig, doch sehr angenehm.
Wir genossen das gute Essen und die herrliche Aussicht auf die Hafeneinfahrt und entschieden kurzerhand einen Tisch für das Abendessen hier zu reservieren.
Nach unserer kleinen Stärkung, hatte die Sonne den Kampf gegen die Wolken gewonnen und wir haben unseren Entdeckungsspaziergang bei strahlendem Sonnenschein weitergeführt, am alten Hafen entlang, zum alten Dorfplatz, durch die Fussgängerzone und dann wieder am Ufer des Markermeers zurück. Hoorn hat uns auf Anhieb sehr gut gefallen, denn hier findet man alles was ein Wochenendsegler so braucht : eine schöne Altstadt um die Seele baumeln zu lassen, viele gute Restaurants, Geschäfte…und für Segler mit vierbeiniger Begleitung einen toll angelegten Park. Leider konnten wir dieses Mal nicht mehr viel von den Geschäften profitieren, denn die machten alle schon um 17.30 Uhr zu. Bei unserem nächsten Besuch nach Hoorn müssen wir dann entweder früher losfahren in Lelystad oder auf das Mittagessen verzichten wenn wir durch die Geschäfte stöbern möchten.
Als wir auf unserem Rückweg zu Calimero am alten Binnenhaven entlang schlenderten, waren wir beide sehr sehr froh, dass wir uns für den anderen Hafen weiter draussen entschieden hatten. Hier standen die Schiffe überall im Päckchen, aber nicht zu zwei oder drei, nein teilweise 4, sogar an einer Stelle 5 Schiffe nebeneinander. Wir fragten uns warum man sich das freiwillig antut, warum die alle unbedingt hier im Hafen so dicht aufeinander liegen wollen, wenn sich draussen noch zwei andere Häfen mit freien Plätzen befinden. Ist es die Nähe zum Zentrum oder der soziale Kontakt oder das «Gesehen werden»…keine Ahnung, aber für uns wäre das nichts.
In « unserem » Hafen angekommen, haben wir den Rest des Nachmittags gemütlich ausklingen lassen, den Sonnenuntergang und die Atmosphere genossen, bevor wir uns dann fürs Abendessen fertiggemacht haben. Das Restaurant war sehr gut besucht, ohne Reservierung hätten wir hier keinen Tisch mehr ergattert. Nach dem Essen sind wir gemütlich am alten Hafen entlang zurück zu Calimero geschlendert und waren uns beide einig, dass dies ein sehr gelungener Tag war. So fielen wir dann glücklich und zufrieden in unsere Koje.
Am nächsten Morgen bin ich mit Chico auf Pippitour in den Julianapark direkt neben dem Hafen. Hier war für Chico wirklich Action angesagt, denn hier gab es eine Hundefreilaufzone und hier trafen sich natürlich alle Hundehalter mit ihren Schützlingen. Chico konnte sich manchmal nicht so recht entscheiden mit welchem Hund er jetzt als nächstes herumtollen sollte. Er war total happy. Dieser Park ist super angelegt, mit tollen Wegen am Markermeer entlang. Von hier aus hat man einen super tollen Ausblick auf De Hoofdtoren.
Nach dem Frühstück (sogar mit frischen Brötchen, denn hier gab es ein kleines Geschäft am Hafen, welches Sonntag morges geöffnet hatte, eine Rarität in den Niederlanden !), mussten wir uns entscheiden, ob wir noch einen Tag in Hoorn bleiben würden oder ob wir weitersegeln. Wir waren hin und her gerissen, denn auf der einen Seite hat uns Hoorn sehr gut gefallen und wir hätten bestimmt noch viele Ecken zu erkunden und auf der anderen Seite war so tolles Segelwetter angekündigt, dass wir es schade fanden, « nur » herumzuspazieren. So entschlossen wir uns weiter nach Edam zu segeln, denn hier wollten wir auch immer mal hin. Da der Wind aus südlicher Richtung kam, müssten wir ankreuzen, aber da das Markermeer nicht weiter aufgewühlt war, dürfte das kein grösseres Problem darstellen. Also war die Entscheidung gefallen. Leinen los und so hoch wie möglich am Wind Richtung Edam ankreuzen. Nach 2 ½ Stunden steurte Guy Calimero bei strammen Seitenwind geschickt durch die sehr enge Hafeneinfahrt (10m). Wir hatten zwar gelesen, dass es sich lohnen würde durch die Schleuse bis zum Zentrum von Edam zu segeln, aber irgendwie sagte uns unser Bauchgefühl, dass es besser wäre sofort im grossen Hafen WSV de Zeevang anzulegen und die restliche Strecke dann zu Fuss nach Edam zu gehen. Im Hafen angekommen, legte Guy seitlich am Aussensteiger fest und ich ging zum Hafenmeistergebäude. Leider war kein Hafenmeister anzutreffen, nur ein Schild auf welchem stand, dass er abends nur von 18-18.30h anwesend sei…hmm…und jetzt ? Ich erkundigte mich bei einem Mann der gerade dabei war sein Schiff zu reparieren. Der meinte wir sollen uns einfach in eine freie Box mit einem grünen Zeichen setzen. Ich suchte den Steg für Schiffe bis 11m Länge und fand dann auch eine freie Box. Als Guy jedoch später in die Box einfahren wollte, meinte er, die wäre doch ziemlich schmal für Calimero. Doch mit ein bischen Schwung presste er Calimero in die Box rein. Ich hatte mir ehrlich gesagt keine Fragen über die Breite gestellt, denn bis jetzt war es immer so, dass die Boxen mit 11m Länge auch die richtige Breite hatten…naja, schlussendlich klappte es ja doch, aber es war eng ! Voller Erwartung sind wir Richtung Zentrum von Edam spaziert, immer wieder gebremst durch Chico, der fast jeden Strauch, jede Strassenlampe gründlich untersuchen und markieren wollte. In Edam angekommen, wussten wir nicht so recht ob wir denn jetzt schon im Zentrum angekommen seien oder nicht, denn irgendwie hatten wir uns mehr erwartet. Edam ist ja bekannt durch seinen Käse und öfters haben wir schon Fotos vom bekannten Kaasmarkt in Edam gesehen. Irgendwie hatten wir uns das alles grösser vorgestellt, aber der Marktplatz ist eine ziemlich kleine unauffällige Fläche mir einer Statue die zwei Käseträger darstellt.
Natürlich knurrte so langsam wieder unser Magen, aber hier war es nicht so einfach ein Restaurant zu finden. Schlussendlich wurden wir dann doch fündig und genossen niederländische Borrels und Kroketten auf einer sonnigen Hotelterrasse.
Während des Essens kam Guy auf einmal mit der Idee, wir könnten ja noch heute abend zurück nach Lelystad segeln, hier gäbe es ja nicht mehr viel zu erkunden und im Hafen wäre auch nichts los. Anfangs war ich skeptisch und konnte seiner Idee nicht wirlich etwas Positives abgewinnen. Doch bei näherem Betrachten gefiel mir die Idee dann doch ganz gut. Die Wetterbedingungen waren einfach perfekt, blauer Himmel, das Markermeer schön ruhig, südlicher Wind, also perfekt für Halbwindkurs nach Lelystad. Chico hatte inzwischen auch ausgiebig Bewegung und Ablenkung. Es sprach eigentlich gar nichts dagegen.
Als ich Guy dann sagte, dass ich dabei wäre, wollte er mir dann anfangs nicht so richtig glauben, aber dann merkte er, dass ich es ernst meinte und wirklich mit ihm bei Sonnenuntergang zurück durch die Dämmerung nach Lelystad segeln möchte. Also machten wir uns zurück zu Calimero, bereiteten alles vor und legten ab Richtung Lelystad. Es war einfach herrlich. Da hatte Guy wirklich eine super Idee gehabt ! Wir genossen diese 2 ½ Stunden in vollen Zügen, und ich gab das Ruder nicht aus der Hand 🤗
Hier ein paar Eindrücke :
Diese Stimmung bei Dämmerung, dieses ständig wechselnde Licht, die Farben am Himmel und dann nur das Rauschen von Calimero durchs Wasser, angetrieben vom Wind… Einfach herrlich, wir haben es genossen !
In Lelytstad angekommen, hat Guy Calimero ohne Probleme in der Dunkelheit in seine Box gesteuert. Anlegen bei Nacht war auch für ihn eine neue Erfahrung, aber er meisterte sie ohne Probleme. Nach der Dusche, haben wir diesen perfekten Tag mit einem leckeren Nachtisch im Hafenrestaurant ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen haben wir von diesem herrlichen Wetter profitiert um einen ausgedehnten Spaziergang durch das Erholungsgebiet von Lelystad in der Nähe unseres Hafens zu machen. Chico war natürlich wieder voll in seinem Element. Hier ein paar Fotos, Chico in Action :
Nach einem kleinen Mittagessen auf Calimero, mussten wir leider wieder anfangen die Koffer zu packen und uns auf den Heimweg zu machen. Natürlich wären wir lieber hier geblieben, aber die Arbeit ruft. Wir waren uns aber beide einig, dass dieses Wochenende einfach super war. Richtig tolle Tage am Ende der Segelsaison.
Raymonde