Amsterdam die Stadt der…

Diesmal: 47,8 Nm – Gesamt: 109 Nm

Ja, Amsterdam die Stadt der was… ? Keine Ahnung…, ich fange mal am Anfang an.

Am Donnerstag den 18.05 sind wir mal wieder die Reise nach Lelystad angetreten. Diesmal sind wir um 18h00 zuhause losgefahren und konnten somit dem ganzen Berufsverkehr, welcher sich in den verschiedenen Ballungsgebieten bildet, wunderbar entgehen. Der Nachteil ist, dass man halt irgendwo auf einer Raststäte etwas isst und erst um 22h00 im Hafen ankommt. Und da Raymonde ein Ordnungsmensch ist, muss dann auch noch alles Mitgebrachte an den von Ihr vorgesehen Platz verstaut werden. Die männlichen Mitbewohner dieses Planeten sind da etwas pragmatischer angehaucht. Unser Plan für das Wochenende lautete Amsterdam. Die Wettervorhersage war so Lala… Angesagt war Wind aus Westen von 22-30 Knoten. Also alles andere als ideal wenn man mit einem Segelboot nach Westen möchte. Da wir aber beide zwei Sturköpfe sind und von einem Plan nicht weichen möchten, machten wir uns trotzdem auf den Weg. Aus den vorhergesagten Windspitzen von 30 Knoten wurden dann mal locker 42 Konten in den Böen. Laut Beaufortskala ist dies eine glatte 9 und bereits ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 75 km/h. Mit 2-fach gerefftem Großsegel mussten wir also wieder den Elementen trotzen. Ich hätte nie gedacht, dass sich auf dem Markermeer so eine Welle aufbauen kann. Nicht besonders hoch, aber besonders fies. Kurze steile Wellen welche das Boot nicht sanft hochheben sondern mit dem Bug überkippen lassen und in die Fluten einstampfen lässt.

Spätestens jetzt hätte jeder halbwegs vernünftige Segler Plan B in Erwägung gezogen und abgedreht. Wir Sturochsen wollten aber nach Amsterdam… war ja schließlich unser Plan. Ich wollte die Strecke bis zur Kanaleinfahrt dann auch noch aufkreuzen um CALIMERO mal so richtig auf den Zahn zu fühlen. „Wenn jetzt nichts zu Bruch geht, dann ist das Boot o.k.“ dachte ich mir und teilte Raymonde die erfreuliche Nachricht mit dass ich gegen die 42 Knoten kreuzen möchte. Allerdings gefiel ihr diese Idee so mal gar nicht. Blankes Entsetzen war aus ihrem Gesicht zu lesen😫. Nach einem kurzen Austausch von nicht jugendfreien Ausdrücken welche ich lieber hier nicht wiedergeben möchte gab der Klügere dann nach und das Boot mitsamt dem Haussegen konnte wieder die Schräglage verlassen.

Also Motor an und voll gegen die Wellen bolzen… nicht angenehm, nicht schnell, nicht schön. Auch der Motor fand die Vorstellung nicht besonders schön und verweigert seinen Dienst erst mal. Erst nach mehrmaligem betätigen des Starterknopfes war mehr als nur ein „Klick“ aus dem Motorraum zu vernehmen. Sofort nachdem der Anlasser andrehte erweckte der Volvo seine Lebensgeister und sprudelte unbefangen vor sich hin. Der Anlasser oder die Batterie waren die ersten Schuldigen nach der Ferndiagnose. Das Problem wird einfach mal beiseitegeschoben indem wir beschossen den Motor bis nach Ankunft in Amsterdam nicht mehr zu stoppen.

Nach und nach näherten wir uns der ersten Brücke. Als diese in Sichtweite kam gab es dann ein kurzes Stirnrunzeln: die Brücke wird nämlich von 16h00 bis 18h00 nicht geöffnet um dem Berufsverkehr aus der Großstadt Amsterdam mächtig zu werden. „Das wird knapp“… mit Vollgas und 3000 Umdrehungen pro Minute bekommt dann halt der Motor seinen Härtetest. Als wir sahen dass der Verkehr auf der Brücke zum Stillstand kam wollten wir schon fast aufgeben. Aber halt nur fast. Stur hielt ich auf die Brücke zu. Die Niederländer hatten bis jetzt einen guten Eindruck auf mich gemacht. Ein einziger Mann konnte das jetzt zunichte machen indem er den Knopf drückt welche die Ampel von grün auf rot springen lässt. Aber nein, der gute Mann wartete auf CALIMERO und seine sture Besatzung und gewährte uns Einlass in den Nordseekanal. Einfach freundliche Menschen diese Niederländer. Kurz nach der Brücke kommt noch eine Schleuse. Auch diese stand auf grün und kein Boot in der Einfahrt. Nur wir wieder die mit voller Fahrt auf die Einfahrt zuhielten. Aber auch hier hatte ein netter Schleusenwärter ein gutes Herz und wartete geduldig auf CALIMERO.

Einen fetten Dank an euch👍.

Amsterdam anfahrt

 

Da waren wir also im „Nordseekanal“, klingt schon nach etwas. Die Erwartungen waren hoch. Ich hatte schon viel gelesen über den Schiffsverkehr hier in diesem Kanal. Fähren, Frachter, Containerboote, Ausflugsboote, Flusskreuzfahrer und ausgewachsene Kreuzfahrtschiffe… und klein CALIMERO dazwischen.

Amsterdam Kreuzfahrt2

Aber alles halb so wild. Viele Segler wollten mit solchen Behauptungen bestimmt ihre Geschichten interessanter machen. Fakt ist: der Kanal ist sehr breit, die Niederländer haben sogar einen eigenes kleineres Fahrwasser gekennzeichnet für uns kleine Hobbykapitäne. Ohne beschleunigten Puls flanierten wir also durch den Kanal entlang der Anlegedocks für die großen Hunde, entlang des Hauptbahnhof bis in unseren auserwählten Hafen; die Marina Amsterdam.

Amsterdam Marina

Diese Marina haben wir wegen den groszügigen Platzverhältnissen ausgewählt. Günstiger liegt des Sixthaven. Dieser ist aber klein und eng, und bei diesen Wetterbedingungen bestimmt kein Spaß.

Amsterdam Bahnhof

Raymonde sollte den Hafenmeister anfunken, aber das Funkgerät gab keinen Muckser mehr von sich. Was ist bloß mit der Elektrik los auf diesem Boot. Windanzeige, Autopilot, Anlasser oder Batterie und nun das Funkgerät (##🔪☠️@¢f.ck.§@blöde_Sch..e##§grrr).

Und auch der Anleger haute auch nicht so hin wie vom Skipper erwartet. Scheiss  Segeln, es ist doch so schön ein Segelboot zu haben grrrrrrr….. Zu guter Letzt mussten wir auch noch 20 Minuten auf einen Tisch im Hafenrestaurant warten. Die Lautstärke in diesem Restaurant ähnelte einem türkischen Basar, aber das Essen war o.k. Danach machten wir uns noch auf um einen ersten Blick in die Innenstadt zu werfen. Mit der gratis Fähre fuhren wir über zum Bahnhof. Als erstes fallen die unzähligen Fahrräder auf die hier geparkt sind… ja, die Niederlande ist ein Fahrradland. Das ist hier unschwer zu erkennen. Als zweites Merkmal ist dieser süßliche Geruch welcher einem unverkennbar in die Nase strömt. So endete der erste besch… Tag.

Tag 2 sollte mit dem vollen Touri-Programm beginnen. Am Vorabend hatten wir uns noch Hopp-on Hopp-off Tickets für die Grachtenboot und den Touribus gekauft. Aber beim Anblick der Warteschlange waren wir uns wieder einig: Nee, das tun wir uns nicht an. Also marschierten wir einfach zum zweiten etwas abgelegenen Touri-Steg, wo dann auch wesentlich weniger Andrang war. So verging der Tag relativ schnell. Irgendwann sind wir dann wieder zur Amsterdam Marina gepilgert um zu duschen und etwas zu Ruhen bevor wir Amsterdam by Night sehen wollten. Mich würde mal interessieren wie viele Tonnen an Gras hier pro Jahr geraucht werden. Sobald die Sonne untergeht kommen nicht die Moskitos…, nein, sondern die Cannabisfreunde kriechen aus ihren Löschern und kiffen was das Zeug hergibt. Ich muss ehrlich (und stolz) zugeben dass ich noch NIE einen Joint geraucht habe. Aber das wird bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen🚬🌿.

Das Rotlichtviertel haben wir natürlich nicht ausgelassen, Live-Sex Theater, Sexshops und die berühmten Fensterdamen welche ihre Diente anbieten. Irgendwie kommt mir das Ganze aber eher als Touristenattraktion vor. Alle Strassen der Altstadt waren schon ziemlich bevölkert, aber keine andere Straße war so übervoll mit neugierigen Menschen wie diese… Sex sells 💋.

Sonntagmorgen legten wir dann bei schwachem Wind wieder ab. Aber bevor ich die Amsterdam Marina verließ, wiederholte ich das Anlegemanöver von Freitag. Mein Skipperstolz konnte das nicht zulassen. Nach Fehleranalyse, besserer Vorbereitung, besserem Briefing der Crew (Raymonde) gelang das Manöver auf Anhieb. Was hat der Skipper daraus gelernt? Der Crew mehr Zeit geben, und klare Ansagen machen. „Message reçu…, terminé!“.

Den Nordseekanal tuckerten wir genau so gelassen wieder zurück. Die Schleuse war diesmal gerappelt voll… Wochenende halt. An der Bücke noch 5 Minuten Wartezeit und das Markermeer hatte uns zurück. Der Schwachwind aus Süd Südwest flautete langsam ab und der Motor, welcher wieder die ganze Zeit mitlief konnte fröhlich monoton vor sich hin drehen. Ja, das Starterproblem war noch nicht geklärt. Aber der Schuldige war überführt: die Starterbatterie. Obwohl die Batterie den ganzen Tag am Ladegerät hing sackte Sie auf 11.4 Volt beim Startversuch ab. Ein genauerer Bick ergab ebenfalls dass die Batterie bereits seit 2007 im Einsatz war, also mit 10 Jahren schon ein Methusalem unter den Batterien. Auch handelte es sich gar nicht um eine Starterbatterie sondern um eine Verbraucherbatterie. Ein kleiner, aber feiner Unterschied…! Urteil des Skipper: Todesstrafe durch Entsorgung ⚰️.

An der Einfahrt nach Lelystad begann ich 5 Fender an der Steuerbordseite festzumachen… Raymonde rümpfte besorgt die Nase „Was hast du vor ?“. „Ich…, ich nix. Aber du“. Fast kein Wind, ein riesiges Hafenbecken und eine mit Gummiwürsten behangene Seitenwand von CALIMERO waren ideale Trainingsbedingungen. Seitliches Anlegen mit einem Abstand von 1 Meter zu Steg. Dann richtiges Anlegen mit Absteigen und belegen der Festmacher. Das klappte schon ganz gut. Nach ein paar Versuchen den Anleger rückwärts zu fahren beendeten wir dann die Fahrstunde mit einer sichtlich stolzen Co-Skipperin. Das Anlegen in unseren Liegeplatz traute sie sich aber dann doch noch nicht zu, also übernahm ich wieder…

Wir genehmigten uns noch ein kleines Bierchen packten unser Zeug zusammen und verabschiedeten uns von CALIMERO… bis zum nächsten Mal.

Amsterdam Luxemburg

Ach ja, es bleibt ja noch die Anfangsfrage: Amsterdam die Stadt der…? Ich habe immer noch keine Ahnung. Die Stadt der Grachten, der Kiffer, der Rotlichteulen…? Ein bisschen von allem denk ich. Aber ich muss nicht unbedingt nochmal hin. Aber wir werden trotzdem bestimmt wieder mal Amsterdam anlaufen, es bleit bestimmt immer etwas Besonderes…

Raymonde & Guy

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