Adiós Mallorca, Hola La Rapità

Eigentlich hatten wir gehofft, dieser Blog hätte den Titel „Adiós Mallorca, Hola Ibiza“, aber leider hat das Wetter wieder einmal nicht mitgespielt.

Schon bevor meine Mutter abgereist war, hatten wir uns immer wieder die Wetterprognosen genauer angeschaut und gemerkt, dass sich wieder eine Schlechtwetterphase ankündigte. Doch wir hatten gehofft, dass dies sich noch ändern würde.

Am Tag der Abreise meiner Mutter waren wir wirklich hin- und hergerissen, ob wir am kommenden Tag weiter nach Ibiza oder zurück in unseren Winterhafen nach La Rapitá segelen sollten. Beides wäre mit dem angekündigten Nordostwind möglich gewesen. Lust, zum Saisonende, noch ein paar schöne Tage auf Ibiza zu verbringen, hatten wir auf jeden Fall. Aber genau da lag das Problem. Bei der angekündigten Schlechtwetterlage mit viel Wind, Gewitter und Regen, riskierten wir eher unter sehr unangenehmen Bedingungen vor Anker zu liegen oder dauernd auf der Suche nach einer gut geschützen Bucht zu sein. Da die Aussicht auf die erhofften „schöne Tage“ leider sehr gering und das schlechte Wetter für mindestens eine Woche angekündigt war, entschieden wir uns schweren Herzens gegen eine Überfahrt nach Ibiza. Obwohl es sicherlich die richtige und klügste Entscheidung war (was sich auch bestätigen sollte), tat es mir echt leid, denn ich hatte mich während des ganzen Sommers darauf gefreut, das Saisonende auf Ibiza und Formentera zu verbringen. Ich denke, ich habe es hier schon mehrmals geschrieben, dass mich am Bootsleben am Meisten nervt, dass das Wetter den Ton angibt (oder besser den Kurs) und die erhoffte „Freiheit“ vom Wetter kontrolliert und eingeschränkt wird. 

Unsere Entscheidung war also gefallen. Am kommenden Tag würden wir uns also wieder war auf den Rückweg Richtung La Rapitá machen….

Daher wollte ich noch den letzten Tag hier in Pollença nutzen um eine vielversprechende Wanderung zur Bucht Cala Bóquer zu unternehmen. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil. Die Landschaft war atemberaubend. Hochragende Felsen, auf beiden Seiten die Berge der Tramuntana, uralte Trockensteinmauern, eine üppige Vegetation mit Wildgräsern, Farnen, wildem Rosmarin und Zwergpalmen.

Von weitem hörte ich das Gemecker der zahlreichen Wildziegen, konnte anfangs aber noch keine erblicken.

Nach knapp einer Stunde eröffnete sich vor mir die Bucht Cala Boquer und der Ausblick war atemberaubend.

Ich entschied mich nicht den direkten Weg runter zum Meer zu nehmen, sondern wanderte noch etwas weiter den Küstenweg entlang und genoss diese herrliche Aussicht.

Unten am Meer angekommen, staunte ich nicht schlecht, als ich die vielen Ziegen sah, die erfolgreich hier und da ein Stück vom Picknick der Wanderer ergatterten. Scheu waren die definitiv nicht. 

Eigentlich wäre ich gerne eine Runde schwimmen gegangen, aber da die Strömung schon seit Tagen von Norden genau in die Bucht hereinkam, vermutete ich hier leider eine grössere Anzahl an Quallen. Dies bestätigte sich kurze Zeit später, als verschiedene Badende aufschrieen und fluchten, die in den Genuss dessen „Liebkosungen“ gekommen waren…

Als ich auf dem Rückweg noch ein paar schöne Bilder von der tollen Landschaft machte, hörte ich ein komisches Geräuch in den Pinien direkt hinter mir. Als ich mich näherte, staunte ich nicht schlecht über diesen Kletterkünstler, der genüsslich die oberen grünen Zweige vernaschte.

Vom Landgut Cases de Boquer aus, dem Anfang bzw. Ende des Wanderweges, hatte ich eine letzte schöne Aussicht über Port de Pollença.

Dann spazierte ich gemütlich zum Hafen hinunter und dann an der Strandpromenade entlang Richtung Ankerplatz von Adesso. Der Teil des Passeig de Colom, an dem alte Pinienbäume für Schatten und eine wunderschöne Stimmung sorgen, gefällt mir am Besten.

Den Abend liessen wir gemütlich in einem der vielen Restaurants in Port de Pollença ausklingen. Ich war traurig, dass es morgen zurück geht und damit unsere Saison beendet sei. Gerne wäre ich noch länger hier auf Mallorca geblieben oder eben nach Ibiza gesegelt, aber …ja, das Wetter… 😦

Am nächsten Tag hatte der Wind schon deutlich zugenommen und so machten wir uns nach dem Mittagessen auf den Weg. Bis zum Cap Formentor mussten wir allerdings gegen Wind und Wellen motoren, aber als wir die Nordseite Mallorca’s erreicht und uns ein paar Meilen von der Küste entfernt hatten, konnten wir die Segel setzen und den Motor für den grössten Teil der restlichen Strecke ruhen lassen. Kurz bevor wir das Ebrodelta erreichten, wurde der Wind zusehens schwacher und wir mussten die letzten paar Stunden motoren. Wir entschieden uns noch eine Nacht hier in der Lagune vor La Rapitá zu ankern und die tolle Stimmung hier vor Anker noch einmal zu geniessen bevor es am nächsten Tag in den Hafen geht. Ausserdem hatten wir so genügend Zeit um das Boot in aller Ruhe auf den Hafen vorzubereiten, die Segel ordentlich einzupacken und die Ankerkette noch einmal gründlich mit Süsswasser zu spülen.

Wir genossen noch einmal den herrlichen Sonnenuntergang mit dem Montsià Gebirge im Hintergrund. Noch war das Wetter herrlich angenehm.

Die Stimmung am Morgen war genauso toll…Ruhe pur… nur das Schnattern der Möwen auf der Sandzunge…

Nach dem Frühstück war es dann an der Zeit aufzubrechen, denn noch war es windstill, aber das würde sich in ein paar Stunden ändern. Wir fuhren noch bis an die Tankstelle um die Dieseltanks zu füllen (die sollen über den Winter voll sein, damit sich kein Kondenzwasser in den Tanks bilden kann). Dann ging es weiter in unseren Hafen und kurze Zeit später war Adesso fest vertäut auf seinem Liegeplatz. Sofort begrüssten uns viele bekannte Stegnachbarn, die wir schon vom letzten Jahr kennen. Es fühlte sich ein bischen an wie „zurück nach Hause kommen“. 

Schnell waren wir wieder im „Hafenmodus“ angekommen und genossen das (noch) schöne warme sonnige Wetter. Sogar das Schwimmen im nicht geheizten Hafenschwimmbad war richtig angenehm. 

Aber das sollte sich dann aber schlagartig ändern, denn danach wurde das Wetter richtig ekelig und unangenehm. Fast pausenlos regnete und stürmte es über eine Woche lang. Immer wieder zogen heftige Gewitter mit Starkregen über die spanische Mittelmeerküste hinweg, mit verheerenden Folgen, vor allem in Valencia, wo es hunderte Todesopfer zu beklagen gibt und viele tausende Menschen alles verloren haben. 😦 

Hier in La Rapità und Umgebung war es weitaus weniger schlimm. Hier waren nur die Strassen überschwemmt, der Strom war zeitweise weg und das Wasser im Hafenbecken war total braun wegen den ganzen Sedimenten die aus den Bergen, Feldern und Ortschaften mit den Flüssen ins Hafenbecken geschwemmt wurden. Bis heute, gute zwei Wochen später, ist das Wasser immer nicht bräunlich. Es war wohl definitv die richtige Entscheidung nicht länger auf den Balearen zu bleiben, sondern Schutz hier im Hafen zu suchen…Es wäre sehr unangenehm geworden!  Die letzte Woche war das Wetter an ein paar Tagen endlich wieder angenehmer, blauer Himmel und Sonnenschein, aber leider kündigte sich die nächste Schlechtwetterphase schon wieder an. Daher nutzen wir gestern noch einmal die Gelegenheit eine kleine Wanderung an den Reisfeldern entlang zu unternehmen und entdeckten dabei auch ein paar Flusskrebse. 

Heute ist es dann wieder echt übel hier. Es regnet seit gestern abend fast ununterbrochen, immer wieder ziehen Gewitter über uns hinweg und nur selten weniger als 20 Knoten Wind. Inzwischen kommen dann auch regelmässig Wetterwarnungen von der spanischen Regierung, die ja heftig kritisiert wurde, sie hätte die Menschen in Valencia nicht ausreichend vorgewarnt. Heute blieben zb. Schulen, Tagesstädte und Geschäfte geschlossen und sportliche Aktivitäten waren untersagt. Man dürfte nur im Notfall „raus“. Diese Art Lockdown 2.0 finde ich dann trotzdem sehr übertrieben, aber das zeigt klar, dass dieses Wetter mit dem vielen Starkregen hier in Spanien nicht „normal“ ist! Keine Ahnung was dieses Jahr los ist, aber so ein sch…ss Wetter und andauernd Ostwindlage im westlichen Mittelmeerraum, das kennen wir so nicht von den vorigen Wintern. Im ersten Winter hier in La Rapità hatten wir insgesamt, in den 6 Monaten, 3 Regentage (was natürlich für die Natur auch nicht gut ist). Wenn es Starkwind gab, dann Mistral aus Norden, nicht aus Osten… keine Ahnung… wir können nur hoffen, dass es nicht so weiter geht. Ab morgen soll sich das Ganze dann wieder für ein paar Tage beruhigen… Hoffentlich kann ich im nächsten Blog von besserem Wetter berichten.

Raymonde

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