Malta

Am Montag morgen, so wie versprochen, bekam ich die Nachricht, dass unser langersehnte Schlauch unterwegs sei und wie abgesprochen am Dienstag vormittag ankommen soll.

Ich muss gestehen, dass ich es zwar gehofft hatte, aber nicht wirklich daran geglaubt habe, dass der Schlauch nach der Ferragostawoche wirklich innerhalb von zwei Tagen ankommen würde. Aber es hat geklappt! Am Dienstag vormittag lag der langersehntene Schlauch bei uns an Bord und am späten Nachmittag war er eingebaut. Ich half Guy so gut ich konnte, damit er sich so wenig wie möglich verbiegen musste, denn sein Rücken war definitv noch nicht in Ordnung (und im Moment, fast zwei Wochen später, ist der Schmerz noch immer nicht ganz weg).

Aber wir schafften es gemeinsam und abends konnten wir endlich unseren Wassermacher wieder starten… ich freute mich so sehr auf eine „normale“ Dusche, ohne jeden einzelnen Tropfen zählen zu müssen…manchmal sind es echt die kleinen Dinge, die grosse Freude bereiten…

Am nächsten Tag stand Wäschewaschen und Adesso Putzen auf dem Programm und frische Lebensmittel besorgen, denn am kommenden Tag wollten wir uns auf den Weg Richtung Malta machen. Der Wind sollte mässig von achtern kommen, die Wellen unter einem Meter und auch von hinten, so dass die Bedingungen recht vielversprechend vorausgesagt waren. Wir entschieden uns daher sofort nach Malta weiterzufahren, ohne vorher noch bis zu den ägadischen Inseln rüber zu segelen. Vielleicht echt etwas schade, aber wir waren einfach nicht mehr motiviert nachdem wir jetzt über eine Woche lang miterlebt haben, wieviele Boote und Touristen jeden Tag diese kleinen Inseln ansteuern. Wir hatten einfach auf diesen Trubel keine Lust.

Die Überfahrt nach Malta kann man in drei Phasen aufteilen: ein Drittel motoren bis wir die Südseite von Sizilien erreicht hatten, dann gings flott unter Segel voran, denn wir hatten deutlich mehr Wind (und natürlich auch Wellen…grrrr!), als geplant, und dann zum Schluss wieder ein paar Stunden motoren, weil der Wind sich in Richtung Malta verabschiedete. Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir als erstes eine schöne naturbelassenen Bucht auf Gozo ansteuern könnten, aber leider waren die Wellen aus Nordwest immer noch deutlich höher als geplant und so bot leider keine der schönen Buchten auf Gozo wirklich Schutz. Etwas enttäuscht fuhren wir also weiter Richtung Malta, an der felsigen Küste von Gozo und an Comino vorbei. Wir hatten nach dieser 30 stündigen wakeligen Überfahrt wirklich keine Lust auf weitere wakelige Stunden in einer Bucht, sondern wollten uns ein paar Stunden aufs Ohr legen und ein bischen Schlaf nachholen. Als wir zwischen Comino und Malta durchfuhren, wurde uns ganz schnell bewusst, dass wir hier auch wieder im Trubel gelandet sind. Zwischen unzähligen Fähren und Motorbooten mussten wir durchmanövrieren, die teilweise null Rücksicht auf Segelboote nehmen und manchmal sogar extra den Kurs wechseln um noch dichter vorbei zu fahren und sich dann köstlich amüsieren, wenn wir in deren Wellen hin-und her geschauckelt werden…Richtige Idioten…

Dann meinte Guy, noch bevor wir den Anker das erste Mal auf Malta fallen liessen: „Ich weiss nicht, ob es mir jetzt schon leid tut, dass wir hierhin gesegelt sind…“ Ich muss gestehen, ich hatte mir inzwischen auch schon die Frage gestellt, ob es eine gute Idee war…

Wir hatten keine besonderen Erwartungen, aber irgendwie haben wir immer davon gesprochen einmal bis nach Malta zu segelen und die Strasse von Messina mit dem eigenen Boot zu befahren.  

Unser Anker fiel in der grossen Bucht Il-Baija tal Ghadira vor dem Dorf Mellieha auf einem kleinen Sandfleck. Die Bucht war riesengross, aber die Ankermöglichkeiten beschränkt. Im hinteren Teil der Bucht war alles mit Bojen für die lokalen Boote besetzt, in der Mitte gab es grosse Becken einer Fischzucht und dazwischen viele felsige Stellen oder Posidoniawiesen. 

Hier hatten wir guten Schutz vor den Wellen (des Meeres) aber nicht vor den Wellen der gefühlt 100 Motorboote, die hier während des ganzen Tages ein und aus fuhren. Erst ab Sonnenuntergang wurde das Wasser deutlich ruhiger, so dass wenigstens in der Nacht Ruhe einkehrte. 

Auch am nächsten Tag entschieden wir uns hier in der Bucht zu bleiben, denn weiterhin kamen Wind und Welle aus Norden. Wir hatten Besuch von einem super schönen Eisvogel.

Mich wunderte es, dass es hier Eisvögel gibt, aber laut „Google“ ist es keine Seltenheit Eisvögel im Mittelmeerraum anzutreffen… man lernt nie aus…

Am Abend fuhren wir mit dem Beiboot zum Blu-Beach Club, wo ich einen Tisch reserviert hatte. Wir waren ein bischen früher rübergefahren um uns ein bischen umzuschauen, aber ausser einer Strasse mit ein paar uneinladenden Shops und Restaurants und vielen runtergekommenen Häusern, gab es nichts zu sehen. Nichtdestotrotz war die Stimmung mit Live-DJ Loungemusik ganz angenehm und unsere Burger ganz ok. Am nächsten Tag waren wir lange unschlüssig ob wir noch einen weiteren Tag hier vor Anker bleiben oder den Wind nutzen wollen um weiter an der Küste entlang nach Süden zu segeln (denn die Buchten von Gozo boten leider noch immer keinen Schutz). Ziemlich spontan entschieden wir uns für einen Ortswechsel. Also Anker hoch, Vorsegel raus und ab Richtung Süden, vorbei an San Giljan, Sliema und Valetta.

Unser Ziel war die Bucht Il Hofra i Kbira ganz im Südosten. Wir hatten schon im Vorfeld gelesen, dass diese Bucht eine sehr beliebte Bucht bei den Maltesern ist, um hier das WE zu verbringen. Daher liessen wir uns auch Zeit und starteten unterwegs den Motor erst, als wir fast keine Fahrt mehr machten, denn wir wollten nicht zu früh in der Bucht ankommen. Wir hofften, dass die meisten so gegen 18 Uhr den Rückweg antreten würden. Als wir uns der Bucht näherten, schien unser Plan aufzugehen, denn wir fuhren definitiv gegen den Strom…ohne Pause kamen uns Boote entgegen… Als wir jedoch in der Bucht ankamen, kam die Ernüchterung. Ich habe keine Ahnung wo all die Boote standen, die uns schon entgegen kamen, denn die Bucht war immer noch total überfüllt. Teilweise standen die kleinen Motorboote in Päckchen von 10 Booten aneinander…ganze Reihen, fast wie Stege überall in der Bucht und dazwischen grössere Yachten und Segelboote… Wir wollten schon fast wieder abdrehen, aber dann entschlossen wir uns den Anker ziemlich in der Mitte der Bucht fallen zu lassen (da war wohl gerade vorher der eine oder andere weggefahren…). Wow…wo waren wir gelandet… um den ersten Schock zu verdauen genehmigten wir uns mal ein kaltes Bier und schauten dem ganzen Trubel zu. Zu unserer Erleichterung leerte sich die Bucht aber stetig, so dass abends so gegen 20 Uhr wirklich nur noch ein paar Boote übrig blieben…ufff….

Die Nacht war sehr angenehm und ruhig. Am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, bin ich mit dem SUP auf Entdeckungstour zur Höhle Hofriet Window. 

Es herrschte wieder Ruhe pur so früh am Morgen und ich genoss die Stimmung. Hier ein paar Eindrücke.

Ab 10 Uhr gings dann aber wieder los und die Bucht füllte sich…aber nicht so schlimm wie am WE. Immer wieder checkten wir das Wetter und fragten uns, wo wir hinfahren sollten, welche Bucht noch Schutz bietet, ob wir ein paar Nächte im Hafen von Valetta reservieren sollten, um Valetta zu besuchen…die Buchten von Gozo waren leider immer noch ungünstig… dann entschlossen wir uns schlussendlich in eine Bucht 5 Meilen weiter südlich zu wechseln, in die Bucht vor Birzebugga, da wir hier vor den angekündigten Gewitterfronten den meisten Schutz vorfinden würden.

Eigentlich herrscht hier Ankerverbot, aber wir sahen auf Vesselfinder und AIS, dass trotzdem ein paar Boote hier ankerten. Also wollten wir unser Glück versuchen. Wir fanden noch ausreichend Platz und die Crew der anderen Boote versicherte uns, dass es bis jetzt noch keine Probleme gab, dass das Ankern wohl in diesem Bereich der Bucht toleriert sei. Die Bucht ist definitiv nicht die typisch schöne Bucht, denn rechts befindet sich der Malta Freeport Hafen Kalafrana.

Hier meine Aussicht im Moment beim Blogschreiben…

Bei der Einfahrt in die Bucht kamen wir uns schon ziemlich klein vor, wenn solche Giganten an einem vorbei fahren.

Am Abend beschlossen wir mit dem Beiboot in die Nachbarbucht zu dem Fischerdorf Marsaxlokk zu fahren um uns hier ein bischen umzuschauen und mal wieder ein Abendessen in einem Restaurant zu geniessen. Marsaxlokk ist vor allem bekannt wegen seinen vielen kleinen farbigen Fischerbooten, die der Bucht einen speziellen Flair verleihen. Der arabische Einfluss ist hier überall zu sehen. Hier ein paar Eindrücke.

Gestern morgen fuhr Guy mich kurz mit dem Beiboot rüber an Land um ein paar frische Lebensmittel zu besorgen, aber das stellte sich definitv als nicht so einfach raus. Meine Ausbeute würde ich dann doch eher als gering bezeichnen, aber für ein paar weitere Tage reicht es aus. 

Den Rest des Tages verbrachten wir gestern den ganzen Tag auf Adesso, denn es waren mehrere stärkere Gewitterfronten mit starken Regengüssen vorausgesagt. Schlussendlich kam nichts hier an, kein einziger Tropfen. Erst als wir gestern abend so langsam zu Bett gehen wollten und eigentlich keine Gewitterfront mehr vorausgesagt war, da zog ein Gewitter von Gozo kommend in unsere Richtung. Aber wir hatten wieder einmal Glück, denn wir bekamen ausser dem Lichtspektakel am Himmel und weiter entfernterem Donner, nichts ab. Das Gewitter zog an der Westseite vorbei…

Heute morgen machten wir uns früh mit dem Bus auf den Weg Richtung Valetta, denn Valetta wollten wir dann schon besuchen, wenn wir auf Malta sind. Allerdings haben wir uns schlussendlich gegen den Hafenaufenthalt entschlossen, denn eine Nacht hätte uns 170 Euro gekostet, sehr viel Geld, nur um das Boot da zu parken. Da wir hier in der Bucht sicher stehen und noch keiner uns aufgefordert hat zu verschwinden, haben wir uns dann dazu entschlossen mit dem Bus nach Valetta zu fahren. Ein bischen abenteuerlich war die Fahrt schon, zumal wegen dem hier herrschenden Linksverkehr und den vielen engen überfüllten Strassen, aber alles klappte und nach einer guten halben Stunde standen wir am Triton Brunnen.

Wir schlenderten durch die Altstadt und konnten viele schöne alte Häuser bestaunen.

Vieles ist aber auch leider am Verfallen oder hätte eine Restaurierung mehr als nötig. Vom „Upper Barrakka“ hatten wir eine super schöne Aussicht auf La Gardiola, den Font Sant Anglu und Lower Barraka und den südlichen Teil des Hafens.

Ich empfand die Anlage rund um den Upper Barrakka Brunnen als eine kleine Oase der Ruhe…sehr angenehm…

Auf der anderen Seite der Festungsmauer hatten wir eine schöne Aussicht auf den Stadtteil Sliema und Fort Manoel und den nördlichen Teil des Hafens.

Nach einer kleinen Stärkung, machten wir noch eine Tour im „Touribummelbus“, denn noch ein paar Stunden durch die Gassen spazieren, wollte Guy seinem Rücken dann doch lieber nicht zumuten. Dann lieber auf diese Art noch ein paar weitere Eindrücke sammeln. 

Am frühen Nachmittag hatten wir das Gefühl, genug von Valetta Altstadt gesehen zu haben und machten wir uns wieder auf den Weg zurück zu Adesso.

Morgen wollen wir früh, kurz nach Sonnenaufgang, Richtung Sizilien starten. So langsam müssen wir nämlich auch wieder „zurück“, denn bald ist September und für die liparischen Inseln, wollen wir noch ein bischen Zeit übrig haben… und Malta konnte uns jetzt nicht so richtig in seinen Bann ziehen… aus mehreren Gründen… mit Sicherheit aber auch, weil wir in der Hauptsaison hier unterwegs waren…

Der nächste Blog, dann wahrscheinlich wieder aus Italien…

Raymonde

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