Kalt erwischt…

oder: Herbsteinbruch in Griechenland

Wir sind wieder zurück in der Vlycho Bay… in „unserer Bergseebucht“… schon seit drei Tagen und es wurden noch ein paar mehr, aber der Reihe nach…

Die Bucht ist wirklich schön, vor allem hier im hinteren Teil wo wir mit unserem Adesso vor Anker liegen. Die Sicht auf die umliegenden Berge und grünen Hügel ist schon speziell. Man glaubt sich wirklich auf einem See in der Schweiz oder Österreich. In der Morgendämmerung spiegelten sich die Hügel im Wasser (an einem der gewitterfreien Tage), fast wie ein Gemälde 🙂

Zudem gibt es hier auch riesige Exemplare der Spiegeleiqualle zu bewundern, pizzatellergross, bestimmt 30-40 cm Durchmesser.

Die sind total ungefährlich für den Menschen und der Name könnte nicht besser gewählt sein. Beeindruckende Wesen! Nachdem wir den Starkregen abgewettert hatten (siehe letzten Blog), hatte sich das Wetter wieder für ein paar Tage beruhigt. Aber es war spürbar kälter geworden, vor allem Abends und auch das Wasser hatte sich schon von 26 auf 22 Grad abgekühlt. Der Sommer war wie weggeblasen oder weggespühlt nach diesem Gewitter-, Starkwind, Dauerregentag. Wir beschlossen die kommenden, ruhigerenTage zu nutzen, um bis nach Syvota runter zu fahren. Wir hatten schon viel über Syvota gelesen. Diese Bucht ist vor allem in den Sommermonaten sehr beliebt und daher immer total überfüllt. Man würde Syvota „lieben oder hassen“ hatte ich gelesen. Also wollten wir uns jetzt selbst ein Bild davon machen. Ausserdem war dies die perfekte Gelegenheit um endlich unsere Segelbekannten Maria & Raimund wieder zu treffen, die auch hier mit ihrem Katamaran Tess seit ein paar Tagen am Steg lagen. Aber, es sind genau diese Stege, und es gibt deren mehr als ein halbes Dutzend in dieser Bucht, die aus Syvota eher einen Hafen als eine Bucht machen. Anscheinend werden die Schwimmstege alle, bis auf einen, Ende Oktober abgebaut bis Saisonbeginn Anfang Mai. Dann hat die Bucht mit Sicherheit einen ganz anderen Flair als jetzt. Wir fanden zwar noch einen guten Ankerplatz ziemlich mittig, wo wir auch sicher übernachten konnten, aber für uns war klar, dass wir hier wohl kaum mehrere Tage verweilen würden. Das ständige Rein-und Rausfahren von Booten nervte uns schon nach kurzer Zeit. Nach einem kleinen Spaziergang durchs Dorf, vor allem an Restaurants, Bars und Shops vorbei, gingen wir zur Tess rüber um „Hallo“ zu sagen. Wir wurden sehr herzlich von den Beiden empfangen und sofort mit Keksen, Espresso usw. verwöhnt. Wir hatten uns natürlich sehr viel zu erzählen. Als der Wind auffrischte und wir bemerkten, dass ein anderes Boot ziemlich nah an Adesso ankerte, zogen wir es vor, auf Adesso zurück zu kehren, um da nach dem Rechten zu schauen und aufzupassen. So führten wir etwas später unser Gespräch dann einfach bei uns auf dem Boot weiter. 

Den Abend liessen wir dann zu viert in einem der vielen Restaurants ausklingen. Am nächsten Morgen nutzte ich die Gelegenheit mit dem SUP rüber zum Bäcker zu paddeln um uns ein paar Croissants zu besorgen. Jetzt war es auch noch total ruhig in der Bucht. Richtig angenehm!

Die leckeren, noch lauwarmen Croissants zum Frühstück, waren echt lecker. Danach machten wir uns auf den Weg in eine Bucht, nördlich von Syvota. Wir ankerten vor einem langen Sandstrand, aber es gefiel uns nicht besonders gut hier. Das Wasser war ziemlich trüb, am Strand gab es viele Liegestühle und sogar einen ‚Strandsherrif’. Als nach dem Mittagessen dann der Wind und mit ihm, die Wellen in die Bucht hineinkamen, entschieden wir uns dazu, den Wind zu nutzen um wieder hoch in die Vlychobucht zurück zu segeln. Wir wollten dann den kommenden, noch regenfreien Tag nutzen, um einen Spaziergang zu den Wasserfällen von Nidri zu unternehmen und um endlich einen Friseurtermin für Guy zu ergattern. Beides klappte. Am nächsten Morgen um 11 Uhr hiess es dann „time to say goodbye“ zu Guy’s Haaren. Natürlich nicht alle 😉 Denn die waren inzwischen echt lang geworden, so lang, dass sie ihn schon seit längerer Zeit immer mehr nervten. Und dauernd einen Zopf tragen, das wollte er nicht. Also war der Entschluss gefasst… sie werden wieder kürzer geschnitten. Mit neuer Frisur, machten wir uns dann auf den Weg Richtung Nidriwasserfälle. Nach einer knappen Stunde durchs Hinterland von Nidri, erreichten wir den schmalen Pfad Richtung Wasserfälle. Dieser führte an einem trockenen Flussbett vorbei und überquerte dieses auch an einer Stelle. Aber alles staubtrocken, nirgends Wasser! 

Das wunderte uns ein wenig, denn vor ein paar Tagen hatte es ja wirklich viel geregnet. Wir befürchteten schon, dass es gar keinen Wasserfall zu bestaunen gäbe, aber als wir da ankamen, plätscherte es trotzdem den Berg hinunter. 

Wir hatten Glück, denn wir hatten den Wasserfall grösstenteils für uns alleine. Wir picknickten direkt davor und genossen die besondere Stimmung hier.

Im Wasser tummelten sich viele grosse Kaulquappen und ein paar dicke Krabben.

Als die Wolken immer dichter wurden und es so langsam mit rieseln anfing, war es Zeit aufzubrechen. Doch es dauerte nicht lange, bis es richtig mit regnen anfing, so dass wir ziemlich nass in Nidri ankamen. Zurück auf Adesso freuten wir uns über eine warme Dusche. Den Abend liessen wir gemütlich in unserem Lieblingsrestaurant, der Gialos Taverne hier in Geni, ausklingen.

Die nächsten zwei Tage wurden dann allerdings richtig unangenehm. Der Herbst hatte den Sommer hier in Griechenland total verdrängt, die Wassertemperatur war inzwischen hier in der Bucht auf 19 Grad gefallen, in der Nacht kühlte es bis auf 12 Grad ab. Es war grau und regnete ununterbrochen wie in Strömen. Wir holten die Decken, langen Hosen, Pullover und Strümpfe raus… und ich kochte uns zum Mittagessen Suppe, um uns aufzuheizen. Dieser Wetterumschwung hat uns echt kalt erwischt…im wahrsten Sinne des Wortes! Wir vertrieben uns die Zeit mit Siesta, Youtube Videos schauen, Brot backen, ein bischen Fitness, putzen, kochen…aber weder Guy noch ich, keiner war wirklich für irgendetwas richtig motiviert. Es waren so richtige „Pijama“- Tage… wo ich von morgens bis abends im Pijama rumlaufen kann… Nach zwei Tagen hatte das Wetter sich dann endlich beruhigt, so dass wir am Nachmittag eine kleine Wanderung an der Tranquilo Bucht entlang bis zum Wilhelm Dörpfeld Denkmal und der Agia Kiriaki Kirche unternahmen. Von hier aus hatten wir auch eine schöne Aussicht auf die vorgelagerte Insel Madouri (mit Regenfront über den Bergen am Festland) auf der einen Seite und Nidri auf der anderen.

Wir hatten auch überlegt, ob wir nicht weitersegeln und in eine andere Bucht wechseln sollten, aber da der Wind nach 24 Stunden wieder auf Süd drehen würde, hätten wir nach einem Tag, also heute, wieder hierher zurückkommen müssen. Denn die meisten Buchten hier in der Gegend sind nach Süden hin ungeschützt. Also haben wir es vorgezogen, hier zu bleiben und uns die Beine zu vertreten und so ein bischen das Hinterland zu erkunden. Gestern Abend liessen wir uns dann wieder in der Gialos Taverne verwöhnen. Heute morgen sind wir kurz mit dem Beiboot nach Nidri rübergefahren um noch einmal frisches Obst und Gemüse einzukaufen, denn morgen nachmittag wollen wir dann aber ziemlich sicher los und die Bucht (endlich) wechseln. Diese Nacht kündigt sich allerdings wieder richtig unangehm an, mit Gewitter und viel Regen ab Mitternacht. Aber das Ganze „soll“ sich dann in den späten Morgenstunden beruhigen und der Wind „soll“ dann wieder auf NW drehen. So könnten wir den dann nutzen um morgen Nachmittag in eine andere Bucht zu segeln, die uns dann ausreichend Schutz bieten müsste… so jetzt mal der Plan…vorausgesetzt das „Wetterhoroskop“ stimmt…

Heute mittag haben wir eine weitere ausgedehnte Wanderung zum Roudagipfel (226m), dann an der gegenüberliegenden Bucht Desimi entlang zurück nach Geni unternommen. Die eine oder andere schöne Aussicht erhaschten wir zwischen den Bäumen und Hecken hindurch auf die Bucht vun Vlycho auf der einen Seite und Meganisi und die vorgelagerte Insel Skorpios auf der anderen. 

Heute abend treffen wir uns noch einmal mit Kerstin&Hans bei Gialos zum gemeinsamen Abendessen. Die Beiden liegen heute abend auch wieder mit ihrer Flamingo hier in der Vlycho Bucht vor Anker. Ich freue mich auf einen entspannten Abend, ein leckeres griechisches Gericht und den Nachtisch frei Haus von der Mutti selbstgemacht. Ja, und ich hoffe, dass die Nacht nicht zu unangenehm wird und wir dann morgen den richtigen Wind haben um weiter zu segeln.

Wie es weitergeht, wie lange wir noch hier im ionischen Meer bleiben, hängt davon ab, wann sich ein gutes Wetterfenster auftut um Richtung Sizilien zu segelen. Dazu dann mehr, im nächsten Blog.

Raymonde

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