Wir waren ja noch ein bischen unschlüssig, welches unser nächstes Ziel sein sollte. Das Segelrevier hier ist einfach so riesengross, da hat man echt die Qual der Wahl. Die vielen naturbelassen fjördähnliche Buchten von Meganisi hatten aber mein Interesse geweckt und so schlug ich Guy vor, das ruhige Wetter zu nutzen um nach Meganisi rüber zu fahren. Da ich im Vorfeld gelesen hatte, dass die nördlichen Buchten in der Regel weitaus überfüllter wären als die weiter südlich, entschieden wir uns zur kleinen naturbelassenen Bucht vor Elia Beach zu fahren. Es waren schon ein paar Segelboote dort, aber es blieb noch reichlich Platz für uns. Hier fühlten wir uns sehr wohl, kein Partyboot, kein Geschrei… perfekt. Am Abend fuhren wir mit dem Beiboot an Land und wanderten bis zum kleinen Dorf Katomeri hinauf. Unser Ziel war eine kleine Taverne, die in Seglerkreisen sehr viel Lob erntete. Wir waren voller Vorfreude und erhofften uns einen leckeren griechischen Gyros zu vernaschen. Die Taverne versprühte wirklich Charme und das kühle Mythos schmeckte echt lecker.

Wir bestellten uns zwei Kebab und waren dann aber sehr verwundert, als der Kellner uns die Teller brachte. Wir erwarteten zwei Kebabteller, so wie wir sie von Luxemburg oder auch aus La Rapita kennen, mit Gyrosfleisch, Pommes, weisser Sosse und ein bischen Salat. Auf unseren Tellern waren aber nur zwei Fleischwürste und Pommes. Wir waren hungrig und leerten die Teller, aber das war jetzt keine wirkliche Gaumenfreude. Als der Kellner später den Tisch abräumte, sagten wir ihm, dass wir etwas erstaunt waren und eigentlich etwas anderes erwartet hätten und dann klärte er uns auf, dass Kebab in Griechenland gegrillte Hackfleischwürste seien und das, was wir unter Kebab verstehen, Gyros heisst. Man lernt nie aus… also müssen wir in Zukunft auf den Speisekarten nach Gyros Ausschau halten…
Nach dem Essen spazierten wir noch ein bischen durch das Dorf. Hier ein paar Eindrücke. Vor allem die vielen farbigen Blumen begeisterten mich 🙂





Nach einer halben Stunde, waren wir wieder unten in der Bucht angekommen… herrlich diese Ruhe…


Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg an der Küste entlang zum Dorf Vathy auf Meganisi (denn Dörfer die Vathy heissen, gibt es auf vielen Inseln hier).

In regelmäsigem Abstand säumten kleine Gebetshäuser, so genannte Proskinitaria oder Ikonostasia, den Strassenrand oder die Vorgärten. Oftmals befinden sich kleine Öllämpchen, ein Heilgenbild und andere religiöse Gegenstände in diesen kleinen Gedenkstätten.


Sie dienen als Orte des Gebets und der Andacht, wo Gläubige Kerzen anzünden, Blumen niederlegen oder um Schutz und Segen bitten.
In Vathy angekommen machte ich eine kleine Erkundungstour am Hafen entlang.

Es reihte sich eine Taverne, eine Bar an die andere. Alles sehr touristisch und die Boote lagen sehr dicht nebeneiander… nein, da waren wir viel besser in unseren kleinen Bucht aufgehoben…
Nach zwei Tagen machten wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel: die Insel Kalamos. Hier fiel unser Anker in der Bucht Port Leone, eine kreisförmige Bucht unterhalb des verlassenen Dorfes Leone. Als 1953 ein schweres Erdbeben grosse Schäden anrichtete und die ganze Trinkwasserversorgung zerstörte, wurde das Dorf aufgegeben.

Die kleine Kirche oben auf dem Hügel wurde als einziges Gebäude wieder restauriert. Die beeindruckend grosse Olivenpresse ist immer noch deutlich erkennbar.


Die Bucht war eigentlich sehr schön und auch gut geschützt, aber leider auch Anlaufpunkt von unzähligen Booten im Laufe des Tages. Als dann Boote anfingen sich seitlich aneinander ins Päckchen zu legen und ein anderes genau vor uns ankerte ohne den Anker einzufahren, um so zu kontrollieren, ob er hält, wurde ich zusehens genervter. Das merkte auch Guy und so schlug er mir vor etwas weiter an der Küste entlang Richtung Kalamos Dorf zu fahren, um dort einen ruhigeren Ankerplatz zu suchen. Gesagt, getan und so fiel unser Anker etwas später in der Glorius Bay. Nach einiger Zeit gesellte sich ein anderer Katamaran, namens ATIPIK, mit einem französichen Paar hinzu (welches wir danach noch mehrmals wiedergetroffen und inzwischen auch kennen gelernt haben), die offensichtlich auch die Ruhe abseits vom Trubel suchten.

Leider war die Nacht nicht sehr erholsam, weil der Schwell ab Mitternacht ziemlich unangenehm wurde. So war ich auch wieder früh am morgen wach und beschloss mit dem SUP an Land zu paddelen und bis nach Kalamos zu spazieren. Es war ein sehr schöner Spaziergang mit vielen tollen Eindrücken und Aussichten.





Nach dem Frühstück entschieden wir den Ankerplatz noch einmal zu wechseln und nördlich der Dorfes in der Mirtia Bucht zu ankern. Wir fanden nicht sofort den passenden Ankergrund, aber dann entdeckten wir einen guten Sandfleck um sicher zu ankern.


Ich war gerade dabei die tolle Landschaft zu fotografieren, als ich ein Schnaufen und Plantschen hörte. Wow…wir wollten unseren Augen anfangs nicht trauen… ein Seehund, oder wie man mir später anhand der Fotos mitteilte, eine Mönchsrobbe! 🙂
Ich war begeistert und versuchte sie zu filmen und zu fotografieren, was sich aber als sehr schwierig herausstellte.

Mindestens eine Viertelstunde tauchte sie immer wieder in unserer Umgebung auf. Sie war vorsichtig und hielt ihren Sicherheitsabstand, aber wirklich durch uns gestört, wirkte sie jetzt auch nicht. Toll… ich war begeistert!!!
Wir verbrachten einen tollen Tag hier vor Anker. Die anderen Boote blieben alle weiter weg, denn der Ankergrund bestand, ausser unserem kleinen Sandfleck, grösstenteils aus Gestein.
Am Abend fuhren wir mit dem Beiboot nach Kalamos, denn ich hatte bei meinem Morgenspaziergang eine nette kleine familiengeführte Taverne in einer Seitenstrasse entdeckt. Auf der Speisekarte hatten wir schon den Gyros gesehen und so war klar, was wir bestellen würden. Doch als der Kellner kam und meinte, zwei Gerichte hätten sie heute nicht: Lamb and Gyros, da war die Enttäuschung sehr gross. Da wir so auf Anhieb keine Alternative auf der Speisekarte fanden, entschlossen wir uns das Restaurant zu wechseln. Leider sollte es sich auch da herausstellen, dass es kein Gyros gab. Die Alternative war Burger und Moussaka…aber wirklich geschmeckt, hat es uns nicht…
Am nächsten Tag entschlossen wir uns weiter nach Vathy auf Ithaka zu segeln (wieder ein Dorf namens Vathy). Es war Segelwind vorausgesagt mit dem unser Ziel erreichbar war, aber nur hart am Wind und mit Aufkreuzen. Guy sah das als kleine Challenge. Er wollte soviel Strecke wie möglich unter Segel bestreiten… und es gelang ihm. Hier unser Track an dem Tag:

Wir segelten alles mit einem scheinbaren Wind von 45 Grad, was aber auch nur möglich war, weil es in diesem, eher geschütztenen Bereich, kaum Welle gab. Den letzten Bogen bis in die Bucht hinein, war nur möglich da der Wind langsam drehte und wir so, ohne Umwege zu unserem Ziel segeln konnten. Es war ein angenehmer Segeltag.

Wir kamen an der Insel Kastos vorbei, dann Atokos, bevor wir in die Bucht von Vathy hineinsegelten. Erst als wir hier im Windschutz der Insel waren, musste Guy auf die Hilfe der Motoren zurückgreifen. In der grossen Ankerbucht vor Vathy angekommen, entschieden wir uns etwas weiter ausserhalb zu ankern, weiter entfernt von der Restaurants, Bars usw.

Prompt verabredeten wir uns mit Karin und Holger von der Rivercafe, die auch unter luxemburgischer Flagge unterwegs sind und hier vor Anker lagen und die wir schon länger kennen, auf ein Glas Cava bei uns auf Adesso. Wie meistens bei solchen Treffen, fehlte es auch dieses Mal keineswegs an Gesprächsstoff. Danach gingen wir aber „getrennte Wege“, da wir zuerst Vathy ein bischen erkunden und uns nach einem Restaurant mit Gyros umschauen wollten…Und wir wurden endlich fündig und bekamen unseren langersehnten Gyros, der zudem auch noch sehr lecker war 🙂
Während unseres Verdauungsspaziergangs am Hafen entlang, kamen wir auch bei der Odysseus Statue vorbei.

Vathy auf Ithaka war nett, hat viele Restaurants und Bars, aber konnte mich jetzt nicht wirklich begeistern als Ortschaft. Höchstwahrscheinlich ist es so beliebt bei Seglern, weil die Bucht wirklich gegen fast jede Windrichtung sehr gut geschützt ist und man hier halt alle Annehmlichkeiten vorfindet. Am kommenden Tag gings weiter, zur Nachbarinsel Kefalonia. Aber dazu mehr im nächsten Blog. Wir erleben im Moment so viel, sammeln so viele verschiedene Eindrücke, besuchen so viele verschiedenen Orte… das muss ich auf mehrere Blogs aufteilen…ich habe echt Probleme mit dem Schreiben hinterher zu kommen… 😉 Also es bleibt spannend…
Raymonde