Vor einer Woche sind wir kurz nach Sonnenaufgang hier auf der Insel Paxos angekommen. Wir hatten eigentlich kein festes Ziel hier in Griechenland als wir in Kalabrien gestartet sind. Wir wollten den bestehenden Wind bestmöglich nutzen, um so viel Strecke wie möglich unter Segel zurückzulegen. So entschieden wir uns, nach der Hälfte der Strecke, Kurs auf die vorgelagerte Insel Paxos zu nehmen. Wir hatten schon oft gehört und gelesen, dass Paxos und Antipaxos sehr beliebte Segelreviere sind, mit sehr überfüllten Buchten in der Hauptsaison. So hatten wir noch ein bischen Hoffnung, dass jetzt Mitte Juni noch etwas weniger los ist. Als wir jedoch im Nordwesten der Insel um die Ecke bogen, sah Guy die unzähligen Segelmaste schon von Weitem. Als wir uns der Bucht Lakka näherten, bekamen wir fast einen Schock bei diesem Anblick.

Dies ist eine sehr beliebte Ankerbucht, wenn nicht die beliebteste hier auf Paxos, weil sie Schutz vor fast allen Wind-/Wellenrichtungen bietet. Im Sommer sollen bis zu 120 Boote in dieser Bucht gezählt worden sein. Guy entschied sich trotzdem langsam bis ins Innere der Bucht reinzufahren, denn bis jetzt hatte er immer noch irgendwo eine Lücke für uns gefunden. Aber diesmal entschieden wir uns ziemlich schnell, ohne Ankerversuch, wieder raus zu fahren. Die Boote standen alle kreuz und quer und vermeindliche Lücken, waren sehr trügerich, denn sobald sich mehr Wind einstellt, „organisiert“ sich das Ankerfeld neu…und wir dann mittendrin…nein, darauf hatten wir keine Lust. Es war uns zu eng, zu viele Boote, zu viele Leute…nein…schnell wieder raus…
Auf der Suche nach einer anderen Ankermöglichkeit, fuhren wir an der Ostseite Richtung Süden und entdeckten dann schnell die kleine, total idyllische Bucht Orkos. Hier standen schon zwei Segelboote, aber es gab noch ein kleiner Platz für Adesso auf sandigem Boden.


Mir gefiel es hier sehr gut: herrliches Wasser, eine kleine naturbelassene Bucht, ein stilvolles Häuschen, wo man das Dach um den Baum herum gebaut hat, was ich total süss fand… Guy meinte aber nur schlicht: „das kann ja nicht dicht sein…“
Wir verbrachten ein paar schöne Stunden hier, aber leider wurde der Wind am Nachmittag immer stärker, so dass wir sehr nahe an die Felsen gedrückt wurden. Wir entschieden uns, kein Risiko einzugehen und in eine andere Bucht zu wechseln. Unser Anker fiel schlussendlich in der Bucht vor dem kleinen Ort Loggos. Ich schreibe „schlussendlich“, denn an diesem Tag haben wir unseren Ankerrekord aufgestellt. Ganze 7x haben wir an diesem Tag, unserem ersten Tag hier in Griechenland, geankert, umgeankert, die Bucht gewechselt, geankert, Anker hielt nicht, weil nur Felsplateau am Boden war, dann wieder Anker hoch, weiter in die nächste Bucht, geankert, Anker greift nicht, wieder hoch, umgeankert, Anker hällt…super!, Tauchcheck: Anker liegt nur ein paar Meter neben dem Anker des Nachbarbootes (denn wieder stehen alle Boote kreuz und quer), also wieder Anker hoch, umgeankert, Anker hällt…super…ufff…nee, nicht uff, als der Wind am Nachmittag wieder stärker wird und wieder alle Boote sich anders drehen, wahrscheinlich wegen den Strömungen hier, entschieden wir uns, sicherheitshalber, noch einmal umzuankern um mehr Distanz zu den anderen Booten zu haben…denn wir wollten ruhig schlafen und vorher, ohne uns Gedanken machen zu müssen, gemütlich essen gehen. 7x umankern an einem Tag, das hatten wir so bis jetzt auch noch nicht und wir hofften wirklich, dass das nicht so weiter geht hier. Wir waren froh angekommen zu sein (obwohl wir uns aber noch nicht „angekommen“ fühlten, dafür war der erste Tag, nach den 2 Tagen Überfahrt, einfach zu stressig) und genehmigten uns ein Abendessen im Restaurant.


Die Sicht auf die Bucht und Adesso waren aber besser als mein Moussaka und Guy’s Thunfisch… auch hier hat es sich leider wieder bestätigt, dass ein Restaurant in der ersten Reihe nicht die beste Wahl ist. Als wir später noch einen Verdauungsspaziergang durchs Dorf machten, entdeckten wir ein paar kleinere Tavernen, die wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen wären. Naja..vielleicht das nächste Mal, sollten wir noch einmal nach Loggos kommen.
Am nächsten Morgen fuhr Guy mich noch einmal kurz zum Supermarkt, damit ich uns noch ein bischen Obst und Gemüse besorgen konnte…leider ziemlich überteuert wie ich fand, aber hier auf der kleinen touristischen Insel, ist wohl alles teuerer…
Dann fuhren wir weiter die Ostküste runter bis zur grösseren Bucht Kipiadi. Hier ankern wir jetzt schon seit 3 Tagen, denn sie bietet guten Schutz vor den stärkeren NW-Winden die sich hier immer am Nachmittag einstellen. Die Umgebung ist sehr schön, alles schön grün, kein Hotel, keine Strandbar, nur ein paar kleine Häuser hinter den Bäumen und Hecken versteckt. Während des Tages tummeln sich ein paar Leute auf dem naturbelassenen weissen Kieselstrand, aber abends ist es sehr ruhig. Ich war sehr positiv überrascht, dass es hier so grün ist. Guy meinte, „sieht ja fast aus, wie auf einer Alm“. Diese Kombination von türkis-blauem Wasser (wie wir es bis jetzt hauptsächlich auf Ibiza und Formentera genossen haben) und der grünen dicht bewachsenen Küste mit immergrünen Wäldern aus Zypressen, Pinien- und Olivenbäumen und vielen mediterranen Pflanzen, das finde ich echt super! Hier ein paar Eindrücke von meinem kleinen Morgenspaziergang.





Leider habe ich bis jetzt noch keinen richtigen Küstenweg entdeckt. Es gibt hier eher nur kleine Wanderwegabschnitte, die vom Strand hoch auf einen grösseren befahrbaren Weg führen. Südlich von unserer Ankerbucht Kipiadi, liegt der bekannte Ort Gaios. Hier gibt es eine kleine vorgelagerte Insel die dem Hafen einen natürlichen Schutz bietet. Wie in dieser Gegend üblich, muss man römisch-katholisch anlegen am Steg, dh. Anker werfen und dann rückwärts mit dem Heck zum Steg fahren um dann die Leinen anzubringen. Das ist definitv nicht unsere erste Wahl, denn das Risiko ist schon echt hoch, dass jemand unseren Anker beim Ablegen mit rausreisst und dann knallt das Boot hinten an den Steg. Ausserdem liegen diese Liegeplätze meistens genau gegenüber der Restaurants und Bars, so dass es mit der Nachtruhe schwierig werden könnte. So haben wir es vorgezogen, hier in der Bucht vor Anker zu bleiben und die 15 Minuten Fahrt mit dem Beiboot in Kauf zu nehmen.



Gaios ist ein netter schöner Ort, mit sehr vielen Restaurants und noch mehr Souvenirsshops. Es ist sehr touristisch aber trotzdem ein Ort zum Verweilen an dem wir zwei angenehme Abende verbracht haben.
Heute blieben wir den ganzen Tag auf Adesso, denn es hatte sich Ost-Wind angekündigt für heute morgen, der natürlich unangenehme Wellen mit sich brachte. Anfangs wollten wir gestern rüber zum Festland segeln, um dort Schutz zu suchen. Wir entschieden uns dann aber dagegen, denn spätestens am Nachmittag, wenn der NW-Wind sich wieder einstellt, wären wir da wieder ungeschützt gewesen. Also haben wir uns fürs „Ausharren/Aussitzen“ hier in der Bucht entschieden. Gemeldet waren 8-13 Knoten ab 6 Uhr…in der Realität hatten wir schon kurz nach Mitternacht 10 Knoten und dann über mehrere Stunden 17-18 Knoten und auch deutlich mehr als 0,4m Welle! 😦 😦 😦
Nicht angenehm, nicht viel Schlaf, lästig, nervig… 😦
Inzwischen hat sich das Blat wieder gewendet und die Bucht bietet uns wieder ausreichend Schutz, nur der Restschwell kommt noch rein…hoffentlich beruhigt sich das auch noch vor dem Schlafengehen…
Wir wissen noch nicht genau wie lange wir noch hier auf den Inseln bleiben. Eigentlich würde ich schon noch gerne die eine oder andere Bucht besuchen…aber es ist im Moment dauernd ziemlich viel Wind vorausgesagt und die Inseln bieten nicht viele gut geschütze Buchten… der lästige Schwell scheint so hier immer ein Thema zu sein… Daher denke ich, dass wir in den nächsten Tage Richtung Preveza/Lefkada aufbrechen werden… mal schauen…
Dazu dann mehr im nächsten Blog.
Raymonde
Wie immer spannend! Bin neugierig, wie es weitergeht!
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