Cabrera – Menorca

Im Moment sind wir schon wieder voll in unserem Bootsalltag angekommen und auch schon wieder am „Schlechtwetter Abwettern“…

Als wir vor zwei Tagen hier in der Cala Teulera auf Menorca angekommen sind, genossen wir noch herrlich sommerliches Wetter, aber seid heute mittag hat der Mistral wieder die Regie übernommen. 

Noch drei Tage soll der Starkwind anhalten… so die Wetterprognose…

Also perfektes Wetter um einen weiteren Blog zu schreiben.

Wie in meinem letzten Blog erwähnt, haben wir am 15.5 unsere Leinen in der Sant Carles Marina definitv gelöst. Kleine Info am Rande: wenn jemand neugierig ist, wie der Hafen so aussieht und ein paar Eindrücke und Infos über La Rapita haben möchte, dann schaut mal auf unserem Youtube Kanal Katamaran Adesso vorbei. Hier der Link zu unserem Ràpita-Video:

Unser erstes Ziel war die Insel Cabrera, ein Naturschutzgebiet im Süden von Mallorca gelegen. Zum Nationalpark gehören sowohl die Inselgruppen rund um Cabrera wie auch die umgebenden Meeresgebiete. Diese machen 98% der Fläche aus und der Park ist somit der zweitgrösste maritime Nationalpark im Mittelmeerraum. Zum Archipel gehören die Hauptinsel Cabrera, die Inseln Conillera und 17 weitere kleine Inseln. 

Wir hatten mit ungefähr 26 Stunden für die Überfahrt gerechnet, denn die Wettervorhersagen waren vielversprechend, was Wind und Welle betrafen. Beides sollte sich dann aber schnell als weniger vorteilhaft herausstellen: die Wellen waren unangenehm kurz und krabbelig und der Wind war deutlich schwächer. Also blieb uns nicht viel anderes übrig als die Hilfe des Motors in Anspruch zu nehmen. Hier mussten wir dann rasch feststellen, dass wir nicht wirklich schnell vorankämen…so als wäre die Handbremse gezogen… ja, der Bewuchs an unserem Unterwasserschiff war dann wohl doch bedeutend schlimmer als erhofft. Eigentlich hatten wir vor noch 1-2 Nächte in der Bucht vor La Ràpita zu ankern um das Unterwasserschiff ein bischen frei zu schrubben und von dem gröbsten Bewuchs zu befreien, aber da wir nur ein kleines Wetterfenster hatten, mussten wir entweder sofort los oder wir hätten mindestens eine weitere Woche warten müssen. 

Ein absoluter Höhepunkt während der Überfahrt war „unsere Delfinshow“ 😉 . Während einer guten viertel Stunde begleiteten uns eine Gruppe von mindestens 10 Delfinen… so schön…und zwei blieben sogar noch deutlich länger an unserer Seite!

Die Nacht war anstrengend und schlaflos. Nach 30 Stunden hatten wir die 140 Seemeilen dann endlich geschafft. In Cabrera muss man sich an einer Boje festmachen, da Ankern verboten ist. Die Boje hatte ich schon im Voraus für 3 Nächte reserviert, denn ohne Vorausbuchung, darf man hier nicht übernachten. Ich war froh und glücklich angekommen zu sein und freute mich schon darauf diese Insel zu erkunden. Obwohl wir ziemlich geschlaucht und müde von der anstrengenden Überfahrt waren, entschieden wir uns für eine erste kurze Erkundungstour und spazierten noch am Nachmittag bis zum Castell hoch. 

Das Castell wurde im 14 Jahrhundert errichtet und steht 72 Meter über dem Meeresspiegel. Dank einer schmalen steinigen Wendeltreppe kann man noch höher hinaufsteigen. Die Aussicht war traumhaft und atemberaubend.

Wir waren begeistert von diesen ersten Eindrücken und freuten uns schon auf den kommenden Tag und die weitere Inselbesichtigung.

Am nächsten Morgen stand ein ausgeprägter Spaziergang zum Leuchtturm Far de n’Ensiola auf dem Programm. Wir spazierten an der Bucht entlang und konnten uns nicht sattsehen, denn hinter jeder Kurve, tauchte die nächste beeindruckende Aussicht auf.

Überall konnten wir Eidechsen erblicken die sich in der Sonne erwärmten oder über unseren Weg huscheten.

Als wir oben auf dem Gipfel ankamen, hatten wir einen tollen Panoramablick über die Bucht mit unserem Bojenfeld auf der einen Seite und dem Leuchtturm auf der anderen Seite.

Leider mussten wir dann aber feststellen, dass der restliche Weg bis zum Leuchtturm hoch, gesperrt war. Später fanden wir dann heraus, dass dieser Teil des Weges, sowie viele andere Wege, die weiter ins Innere der Insel hineinführen, nur mit einem Guide begehbar sind und die arbeiten erst ab Mitte Juni, also in der Hochsaison. Schade, denn ich hätte gerne noch mehr von dieser Insel erkundet. So mussten wir uns also mit den Wegen begnügen, die frei zugänglich waren. Wieder unten an der Bucht angekommen, spazierten wir den Weg hoch Richtung Museum. Der Weg führte durch einen Pinienwald und hier stossen wir auf einer Lichtung auf eine Tenne, ein Zeuge der landwirtschaftlichen Vergangenheit der Insel. Hier drehte nach der Getreideernte ein Esel oder Maultier mit einem Dreschbrett seine Runden, um die Spreu vom Korn zu trennen. In der Nähe fanden wir auch das „Secret“, ein Versteck unter den Felsen, in dem in Krisenzeiten und vor allem in der Nachkriegszeit Schmuggelware wie Kaffee, Zucker, Taback oder Alkohol verborgen wurde.

Etwas weiter oben gelangten wir zum Denkmal für die französischen Gefangenen, das im Jahre 1847 von Prinz Joinville errichtet wurde. Damit soll der tragischen Gefangenschaft der napoleonischen Soldaten zwischen 1809 und 1814 gedacht werden.

Am anderen Ende des Pinienwaldes kamen wir zur früheren Weinkellerei in der heutzutage das Völkerkundemuseum untergebracht ist und mussten dann aber leider feststellen, dass dieses auch „noch“ geschlossen war. So spazierten wir weiter zum Jardin Botanique der sich direkt nebenan befand.

Ich muss gestehen, dass ich mir doch etwas mehr erwartet hatte, aber man bekam einen kleinen Einblick in die charakteristische Vegetation des Nationalparks.

Uns hat unsere Erkundungstour insgesamt sehr gut gefallen, aber wir waren doch ein bischen enttäuscht, dass wir nicht mehr auf eigene Faust besichtigen durften. Zurück im „Hafen“ gingen wir noch einmal kurz in den Besucherzentrum. Hier befand sich ein grosser Fernseher mit einer Liveübertragung von SEO BirdLife. 

Eine Livecam war direkt neben einem Fischadlernest mit zwei Kücken installiert worden, so dass man diese 24h live beobachten konnte. Eine tolle Idee!

Wieder zurück auf Adesso liessen wir den Tag gemütlich ausklingen und genossen die angenehme Ruhe hier. 

Am dritten Tag fuhren wir nicht mehr an Land, denn wir hatten ja alles erkundet, was wir besuchen durften. So entschlossen wir uns noch die blaue Grotte zu besichtigen. Mit unserem Beiboot war diese ohne Probleme erreichbar und die Wetterbedingungen waren kein Hindernis. 

Es ist immer wieder spektakulär in so eine Grotte hinein zu fahren und vor allem, weil wir die Grotte ganz für uns alleine hatten. Wieder zurück auf Adesso entschieden wir uns, uns unserem Unterwasserschiff zu widmen. Die Wassertemperatur war definitiv mit knappen 20 Grad noch nicht einladend, aber wir waren uns einig, dass wir auf keinen Fall eine weitere längere Strecke mit diesem Unterwasserbiotop zurücklegen wollten. Da hier das Tauchen mit Tauchflaschen nur an speziellen Tauchspots gestattet ist und nur mit voriger Genehmigung, mühten wir uns so gut es ging mit Schnorchel und Tauchbrille ab. Schlussendlich gelang es uns, wenigstens die Propeller, die Ruderblätter und die Bootsdurchlässe grösstenteils von ihrem Bewuchs zu befreien und die schlimmsten „Ansiedlungen“ zu entfernen. Aber sauber ist unser Unterwasserschiff noch lange nicht! 😦

Wir hatten lang überlegt, was unser nächstes Ziel sein könnte, welche Bucht den besten Schutz bieten würde und kamen dann zu der Schlussfolgerung, dass eine Überfahrt nach Menorca die beste Alternative wäre. Also machten wir uns früh morgens, sofort in der Morgendämmerung auf den Weg. Hier entstand dann diese einzigartige Momentaufnahme:

Unsere Abfahrt stand unter Beobachtung 😉

Kurz huschten wir durchs Bild der Livecam und Adesso erschien im Hintergrund..  Einfach genial wie ich finde 🙂

Es lag Saharastaub in der Luft und der Himmel blieb den ganzen Tag ziemlich düster. Leider hatten wir auch dieses Mal wieder kein Glück mit dem Wetterhoroskop (wie Guy die Wettervorhersagen inzwischen nennt), denn anstatt Wind von seitlich-achtern, bekamen wir den Wind direkt auf die Nase… also wieder Motorsegeln… Als er dann auch noch kontinuierlich an Stärke zunahm, entschieden wir uns zu einer Planänderung und änderten den Kurs Richtung Mallorca. Es hätte keinen Sinn gemacht noch weitere Stunden gegen den Wind anzumotoren um dann erst nach Mitternach in Menorca anzukommen. Nein, dazu hatten wir definitv keine Lust.

Unser Anker fiel dann 3 Stunden später in der Bucht Cala Agulla. Wir verbrachten zwar keine ruhige Nacht hier, denn es war recht schwellig, aber es war trotzdem die richtige Entscheidung. Am nächsten Morgen, machten wir uns dann nach dem Frühstück auf den Weg Richtung Menorca und jetzt mit konstantem Nordwestwind. Wir machten gute Fahrt, teilweise über 8 Knoten Speed. Das macht dann schon viel mehr Spass, denn die Wellen kamen auch angenehm von seitlich-achtern.

Als wir hier in Menorca in der Cala Teulera ankamen, staunten wir nicht schlecht über die Anzahl der Boote die hier schon vor Anker lagen. Einen Platz für Adesso hatte Guy dann aber noch entdeckt und so viel unser Anker kurze Zeit später auf 5m Tiefe.  Den Abend liessen wir gemütlich im Restaurant Nikki in Es Castell ausklingen.

Am nächsten Tag nutzte ich das sonnig warme Wetter um Wäsche zu waschen und für ein bischen Frühjahrsputz auf Adesso. Guy kümmerte sich währendessen um die Pflege unseres Solaredelstahlgerüsts.

Am Nachmittag wollte ich von dem „noch“ sommerlichen Wetter profitieren um einen Spaziergang an der Küste entlang zu machen. Im Frühling waren wir ja bis jetzt noch nie hier auf Menorca gewesen und so konnte ich eine ganz neue Landschaft und Vegetation mit einer grossen Farbenpracht bewundern.

Für diese rauhe Küstenlandschaft mit ihren bizarren Felsformationen kann ich mich jedes Mal aufs Neue begeistern.

Ich genoss die Ruhe und diese schöne unberührte Landschaft.

Wieder zurück auf Adesso, war es dann erstmal vorüber mit der Gelassenheit, denn der Wind hatte bedeutend aufgefrischt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Boote drifteten und es stressig im Ankerfeld wurde. Nach ein paar Stunden war der Spuck dann wieder vorbei, der Wind hatte sich beruhigt und jeder lag wieder sicher am Anker. Die Nacht war dann fast windstill und sehr erholsam, was wir sehr begrüssten. Seid heute Mittag ist es aber vorbei mit der Ruhe und dem schönen Wetter, denn die Vorboten des Mistral haben Menorca erreicht. Bis einschliesslich Samstag soll es jetzt windig und ungemütlich bleiben. Daher haben wir uns ja auch für diese Ankerbucht entschieden, weil diese wirklich sehr guten Wind-und Wellenschutz bietet. Nur der Ankergrund aus Geröll und Schlamm läst zu wünschen übrig. Doch wir haben Vertrauen in unseren Rocnaanker, der uns bis jetzt noch nie im Stich gelassen hat. Unsere Aufmerksamkeit gilt daher eher den anderen Booten…Hoffentlich wird der Buchtenchaos bei den vorhergesagten 30 Knoten Wind nicht zu heftig…

Sollten die Wetterprognosen sich bestätigen, dann könnten wir am Sonntag Richtung Sardinien starten… WENN sie sich bestätigen… Dazu dann mehr im nächsten Blog.

Raymonde

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