Rückreise nach Luxemburg mit Afrikafeeling

Am Mittwoch morgen, nach dem Frühstück, verabschiedeten wir uns von Guy und machten uns auf den Weg Richtung Frankreich. Ich hatte den Aufenthalt meiner Mutter so geplant, dass ich mit ihr zusammen nach Luxemburg zurückfahren würde. Denn wir hatten sowieso geplant unseren Wagen spätestens Anfang April nach Luxemburg zu bringen um ihn dann die Saison über, wenn wir mit Adesso unterwegs sind, dort stehen zu lassen. Sie fand die Idee sofort gut, denn so brauchte sie den Flieger nur einmal zu nehmen. Aber das war nicht der einzige Grund, denn ich hatte noch einen weiteren Besichtigungshöhepunkt eingeplant. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit spricht meine Mutter davon an einer Safari in Afrika teilzunehmen, aber irgendwie hatte sie nie den Mut ihren Wunsch in die Wirklichkeit umzusetzen, was ich sehr schade finde. Dass sie jetzt mit über 80 Jahren noch einmal diese Reise antreten wird, wage ich zu bezweifeln. Daher kam mir die Idee, auf der Rückfahrt, die „Réserve africaine de Sigean“ zu besichtigen. Sie war sofort begeistert, als ich ihr von meiner Idee erzählte und so reservierte ich sofort Tickets online und machte mich auf die Suche nach einer netten Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe des Parkes. In Peyrac-de-mer wurde ich fündig und buchte eine chambre d’hôte für eine Nacht. Wir haben uns bewusst früh auf den Weg gemacht um noch genügend Zeit zu haben um Peyrac-de-mer und seine Umgebung zu erkunden. Der alte Dorfkern mit der alten Kirche und den vielen schmalen Gassen war wirklich sehenswert.

Peyrac-de-mer liegt am Étang de Bages-Sigean in der Landschaft Corbières Maritimes. Ein abgetrennter Teil dieses Salzsees, der Étang du Doul, wurde seit dem 14. Jahrhundert bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Saline zur Meersalzgewinnung genutzt. Der Salzgehalt ist doppelt so hoch wie im Mittelmeer. Heute ist dieser kleine Salzsee ein Vogelparadies. Man kann ihn auf bequemen Wegen umrunden wobei man teilweise das Wasser über Holzwege überquert. 

Überall kann man Spuren der Vergangenheit entdecken und Vögel beobachten. 

Das Gebiet gehört zum Naturpark Narbonne und besitzt eine authentische Mittelmeervegetation. 

Obwohl der Mistral mit über 30 Knoten wütete, liessen wir uns nicht abschrecken und machten einen ausgiebigen Spaziergang an den Salinen und dem Binnensee entlang bis zum Kiteclubhaus.

Wegen des starken frischen Nordwindes, kühlten wir langsam aber sicher immer mehr aus, so dass wir uns entschieden ins Dorf zurück zu kehren, um uns bei einem kleinen Drink etwas aufzuwärmen. Wir mussten feststellen, dass nur ein einziges Lokal geöffnet hatte, also fiel die Wahl nicht schwer. Uns dämmerte es aber so langsam, dass die Restaurantsuche sich womöglich dann auch schwieriger gestalten würde als angenommen. Bei meiner Planung hatte ich nur herausgefunden, dass es hier 5 Restaurants gibt und da wir mitten in der Woche hier waren, stellte ich mir keine weiteren Fragen. Es gäbe ja dann genug Auswahl, war mein Faszit. Genau das war aber leider eine Fehleinschätzung, denn jetzt mussten wir feststellen, dass alle Restaurants und Bars hier im Ort in der Nebensaison Montags und Mittwochs abends geschlossen haben…ALLE! Na super… ja, dann müssen wir halt am Abend nochmal bis nach Sigean fahren… 

Doch dann entdeckten wir einen kleinen Supermarkt und schöpften Hoffnung, dass wir da vielleicht etwas zum Abendessen finden würden. Als wir uns so umsahen und diskutierten, ob und was wir kaufen könnten, fragte der nette Verkäufer, was wir dann benötigen. Wir schilderten ihm unser Problem mit dem Abendessen und er bestätigte uns dann auch noch einmal, dass im Moment Mittwoch abends wirklich alles geschlossen hätte. Aber… der Bäcker wäre geöffnet, da könnten wir uns frisches Baguette holen und bei ihm im Supermarkt, gäbe es lecker Käse und Aufstriche aus der Region. Gute Idee…gesagt, getan… Beim Bäcker fanden wir dann nicht nur frisches Baguette sondern auch noch leckere Törtchen zum Nachtisch und im Supermarkt nicht nur Käse und Aufstrich, sondern auch noch eine Flasche Rotwein aus der Region. Ok, also Hunger würden wir heute abend jetzt keinen mehr erleiden müssen 😉

In der chambre d’hôtes du moulin angekommen, wurden wir dann auch sehr nett von dem Eigentümer begrüsst. Er zeigte uns unser Zimmer und die gemeinsame Küche, was perfekt war, denn so hatten wir auch noch das nötige Geschirr zur Verfügung. Unserem gemeinsamen Dinner stand also nichts mehr im Wege 😉

Da meine Mutter es bevorzugte in unserem Zimmer zu essen und nicht im Gemeinschaftsraum, machte ich es uns so gemütlich wie möglich. Es war zugegeben etwas spartanisch, was dann aber irgendwie auch wieder seinen eigenen Flair hatte.

Mit Hilfe des Handy und des hauseigenen Wifi sorgte ich noch für ein bischen Lounge-Musik während wir gemütlich unsere Leckereien genossen. Schlussendlich war es dann doch ein richtig gemütlicher Abend, den wir bestimmt noch länger in Erinnerung behalten als ein „normaler“ Restaurantbesuch 🙂

Am nächsten Morgen stand dann der Besuch des Safariparks auf dem Programm. Hier ein paar Eckdaten: Die Réserve Africaine de Sigean ist ein ca. 300 Hektar großer, safariparkähnlicher Zoo im Süden Frankreichs in der Nähe von Sigean. Im Park leben viele afrikanische Tiere in großen, naturnahen Bereichen, wo sie sich frei bewegen und ihr natürliches Verhalten zeigen können. Das weitläufige Areal verfügt auf unterschiedlichen Höhenebenen über Savannen und Buschland sowie mehrere Wasser- und Sumpfflächen, eingebettet in die mediterrane südfranzösische Landschaft. Mehr als 3.800 Tiere aus 160 Arten – zu 48 Prozent Vögel, 29 Prozent Reptilien und 23 Prozent Säugetiere – lassen sich dort im Süden Frankreichs seit mehr als 50 Jahren hautnah beobachten.

Die Réserve Africaine de Sigean beteiligt sich an vielen internationalen Projekten der Forschung und Arterhaltung. Als besondere Attraktion gilt die Möglichkeit, den Park auf gekennzeichneten Wegen mit dem eigenen PKW zu erkunden und Tieren wie Zebras, Büffeln, Nashörnern, Straußen, Löwen und Bären so zu begegnen, wie es vergleichbar nur in afrikanischen Nationalparks möglich ist. 

Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf den Weg, denn wir wollten soviel Zeit wie möglich im Park verbringen. Der Park war noch fast menschenleer als wir im Schritttempo unsere Erkundungstour im Wagen durch den ersten Bereich, der Savane, begannen. Das Gebiet ist wirklich sehr gross und überall konnten wir verschiedene Tiere bewundern. Wir schossen natürlich richtig viele Fotos und es fiel mir wieder schwer eine Auswahl zu treffen… Aber die Zebras gefielen mir am Besten. 

Dann fuhren wir weiter ins Gehege der Giraffen, aber leider konnten wir keine entdecken. Wahrscheinlich war es ihnen noch zu kalt und zu windig so früh am morgen. Anschliessend ging es weiter in den nächsten abgetrennten Bereich, in das Gehege der Bären. Die Grösse und Muskelmasse dieser Tiere war schon beeindruckend.

Dann fuhren wir weiter in das Gehege der Löwen. Im Vergleich zu den anderen Areals, fand ich das der Löwen deutlich kleiner. Sie versammelten sich alle an einem zentralen Holzgerüst mit Liege-, Spiel- und Kratzmöglichkeiten. Alle schienen noch im „Schlafmodus“ zu sein, denn grosse Aktion fand keine statt.

Nach ungefähr 1 1/2 Stunden waren wir am Ende der PKW-Endeckungsrunde angekommen. Ein bischen Safarifeeling ist während der ganzen Besichtigungstour schon aufgekommen. Wir hätten sofort noch einmal durchfahren können, denn man darf während des Tages so oft man möchte, mit dem PKW die Besichtigungsrunde wiederholen, was ich wirklich toll finde! Wir entschlossen uns aber dazu, jetzt erstmal den zweiten Teil des Parks, den man zu Fuss erkundet, zu besichtigen, um dann vielleicht am späten Nachmittag noch einmal mit dem Wagen eine zweite Runde zu fahren.

Der angelegte Wanderweg durchquert ein riesiges Gebiet was wiederum in verschiedene zooähnliche Areale aufgeteilt ist. Hier hat man dann die Gelegenheit viele Tiere näher zu beobachten als vorher während der PKW-Tour. Man merkt, dass das Wohl der Tiere hier sehr grossgeschrieben wird, denn die verschiedenen Gehege sind deutlich grösser als sonst in „normalen“ Zoo’s.

Der Ausblick über die Weite der Savane hat mir sehr gut gefallen.

Ein weiteres Highlight war die „Grande Volière“. Diese Freiflughalle wurde im Juli 2018 eröffnet und bietet Platz für zahlreiche Vogelarten, die typisch für afrikanische Feuchtgebiete und Flusslandschaften sind. Die Voliere ist etwa 1 Hektar groß und simuliert ein Feuchtgebiet mit Schilf, Erlen und Tamarisken.

Als wir dann am Affengehege vorbeikamen, mussten wir enttäuscht feststellen, dass noch kein einziger Affe in die frische Luft wollte. Alle bevorzugten sie noch die Wärme und den Windschutz im Innern ihres Nachtgeheges. 

Dann spazierten war zum absoluten Höhepunkt unseres Parkbesuches, nämlich der Fütterung der Flamingos. Diese leben alle frei, zusammen mit ein paar Pelikans, frei auf dem Etang de Bages und dessen Umgebung. 

Wir waren eine halbe Stunde früher an der Fütterungsstelle und staunten nicht schlecht, als wir die Menge an Flamingos sahen, die schon geduldig ausserhalb des Wassers warteten. Die müssen über eine innere Uhr verfügen, oder der Magen fing an zu knurren…auf jeden Fall stiegen immer mehr aus dem Wasser, eine richtige Prozession, einer nach dem anderen. 

Wow…was für ein Anblick.

Noch nie hatte ich so viele Flamingos auf einmal gesehen und vor allem noch nie so nah!Diese Farben und das ganze Geschnattere…Genial!

Die Fütterung dauerte knappe 20min, zuerst bekamen die Pelikane ihre Fische, dann die Flamingos ihre getrockneten Krebse, Larwen und kleine Garnelen und schlussendlich die Gänse, Störche und Möwen die Überreste.

Der Zoomitarbeiter erklärte uns, dass sie vorher, am Anfang des Jahres, geschätzt über 1000 Flamingos, bei jeder Fütterung beobachteten, die aber jetzt nach und nach zum Brüten in andere Gebiete weggeflogen seien. Er schätzte den Bestand im Moment auf ungefähr 300-400 Tiere. Hier wäre auch der einzige Platz, wo die Flamingos so zutraulich wären, denn dieselben Tiere würden ein ganz anderes Verhalten zeigen, wenn sie sich an anderen Orten in der Umgebung befänden. Da hätten sie dann wieder ihre normale Scheu vor dem Menschen…was natürlich sehr gut ist. Aber irgendwie hat es sich in all den Jahren so in Flamingokreisen „rumgesprochen“, dass ihnen hier in der Reserva africaine keine Gefahr droht und sie vollstes Vertrauen in die Pfleger hier haben können. Schon bemerkenswert!

Ich hätte noch stundenlang hier verweilen und die Flamingos bestaunen können, aber wir hatten noch mindestens einen Drittel der Erkundungstour vor uns.

Schon von Weitem entdeckte ich die Giraffen. Sie waren gerade dabei genüsslich ihre Salate zu verspeisen. Total süss dieses Foto wie ich finde.

Dann gibt es auch noch ein Terrarium indem man Echsen, Schlangen, Schlidkröten, Chamäleons und viele weitere Tiere beobachten kann.

Total flink und putzig waren auch diese Äffchen die sich ihr Gehege gemeinsam mit einem Krokodil teilten. 

Einer schlich sich immer wieder von hinten an und kniff dem Krokodil in den Schwanz. Dieses liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen.

Als wir am Schluss der Parkrunde ankamen, genehmigten wir uns als erstes eine kleine Stärkung. Auch hier muss ich meiner Mutter wieder den grössten Respekt aussprechen, denn sie hat wirklich gut durchgehalten und tapfer den ganzen Weg gemeistert. Während sie sich noch ein bischen auf einer Bank ausruhte, lief ich schnell noch einmal zum Affengehege um nachzuschauen, ob die sich inzwischen nach draussen getraut hatten. Ja, schon von Weitem konnte ich sie erkennen… also schnell wieder zurück und dann mit meiner Mutter zusammen noch einmal zum Affengehege. 

Inzwischen war es schon 15 Uhr vorbei, so dass uns nur noch eine knappe Stunde bis zur Schliessung des Parks übrig blieb. Für eine ganze PKW-Runde würde es nicht mehr reichen und so entschieden wir uns, als krönender Abschluss, noch einmal schnell durchs Bären-und Löwengehege zu fahren.

Wir staunten nicht schlecht als wir hier ankamen, denn die Bären blokierten die Einfahrt. 

Da hier kein Durchkommen möglich war, fuhren wir zuerst noch einmal bei den Löwen vorbei und dann wieder zurück zum Bärengehege. Jetzt waren die Bären weg und wir sahen, dass sie alle einem weissen Parkjeep folgten… Kurze Zeit später wussten wir warum… es gab Futter und vorher haben sie in der Einfahrt auf die Pfleger mit ihrer wertvollen Fracht gewartet… ähnlich den Flamingos 😉

Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck, machten wir uns dann auf den Weg nach Lunel, wo wir nach 1 1/2 Stunden  in „unseren“ Ibis eincheckten. Den Abend liessen wir dann, nach einem rundum gelungenen Tag, bei einem leckeren Fish and Chips und einem Café Gourmand ausklingen.

Am nächsten Morgen standen dann die restlichen 800km auf dem Programm Richtung Luxemburg. Wir kamen zügig und ohne Probleme voran, so dass wir schon nachmittags unser Ziel erreichten. Ich war froh, dass alles so gut geklappt hat und vor allem, dass dieser ganze Trip meiner Mutter so gut gefallen hat 🙂

Für mich wurde es nur ein kurzer Aufenthalt in Luxemburg, denn ein paar Tage später ging mein Flug zurück nach Barcelona und dann weiter mit dem Bus nach La Rapitá.

Im Moment sind wir noch immer hier in unserem Winterhafen und warten ungeduldig darauf, dass die restlichen Garantiearbeiten abgeschlossen werden. Aber es fehlen immer noch ein paar wichtige Ersatzteile und jetzt stehen die Osterfeiertage vor der Tür, so dass wir uns wohl oder übel mit dem Gedanken abfinden müssen, dass es wohl noch (hoffentlich nur ein bischen) länger dauern könnte…  und diese Ungewissheit, wann wir denn jetzt (endlich) in die Saison starten können… das nervt! 😦

Ich hoffe, dass es dann bald News gibt, von denen ich euch im nächsten Blog berichten kann.

Raymonde

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