Wie schon in meinem letzten Blog geschrieben, meinte es der Wettergott, am Tag der Ankunft meiner Mutter, wieder gar nicht gut mit uns. Ein heftiges Gewitter zog in der Nacht über Menorca hinweg, mit starkem lang anhaltendem Regen. Dies hatte dann natürlich wieder zur Folge, dass viele Strassen überschwemmt und unbefahrbar waren und viel Chaos herrschte. Als Guy mich mit dem Beiboot rüber nach Es Castell brachte, hatte es zwar aufgehört mit Regnen, was uns etwas Positiver stimmte. Aber als ich am Taxistand ankam, musste ich leider feststellen, dass kein Taxi anwesend war. Dies überraschte mich umso mehr, weil ich am vorigen Tag extra die Taxifahrer gefragt hatte, ab wann ich sicher hier einen Taxi auffinden würde. Ich versuchte telefonisch jemanden zu erreichen, doch es lief nur ein Band…auf spanisch… Ich wusste, dass meine Mutter sehr enttäuscht sei, wenn ich sie nicht am Flughafen abhole, aber wenn ich kein Taxi auftreiben kann…hmm… Kurz bevor ich Guy anrufen wollte, er solle mich wieder abholen, erreichte ich endlich jemanden in der Taxizentrale. Man versprach mir, es käme so schnell wie möglich ein Taxi…Ich war ein bischen skeptisch… „so schnell wie möglich“… was auch immer das heisst… aber nach ungefähr 10 Minuten kam wirklich ein Taxi die Strasse runter… ufff… ich lag noch gut in der Zeit, denn der Flug meiner Mutter hatte Verspätung. Unterwegs erklärte mir der Fahrer, dass ein Unfall mit mehr als 15 Fahrzeugen die ganze Hauptstrasse blokiert hätte und daher kein Taxi rechtzeitig vor Ort war. Überall stand noch Wasser und Fahrstreifen waren noch teilweise unbefahrbar. Doch alles gut, ich war noch rechtzeitig in der Ankunftshalle. Als meine Mutter ankam, strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie froh angekommen zu sein, denn anscheinend war der ganze Flug sehr unangenehm wegen massiven Turbulenzen. In Es Castell angekommen, holte ich uns noch schnell ein paar Croissants, bevor Guy uns mit dem Beiboot abholte. Nach dem Frühstück zeigte ich meiner Mutter unsere neue Adesso und ihre neue Koje. Dann liess ich ihr Zeit um mal in Ruhe auszupacken und anzukommen.
Am Abend hatte sich das Wetter beruhigt, so dass wir nach Es Castell fuhren um den Tag in einem Restaurant gemütlich ausklingen zu lassen.

Hier gibt es ein paar nette Restaurants und die Hafenpromenade läd definitiv zu einem Verdauungsspaziergang ein.


Jetzt Ende Oktober ist es schon ruhig geworden. Viele Shops und einige Restaurants hatten schon geschlossen, aber in der Hauptsaison ist Es Castell ein beliebter Ferienort mit vielen kleinen Verkaufsständen entlang der alten Mauern.
Am nächsten Tag wütete leider wieder Starkwind über uns hinweg, so dass wir weiterhin geschützt in der Cala Teulera vor Anker und auf Adesso blieben.
Am folgenden Tag beruhigten sich die Wellen auf der Nordseite, so dass wir beschlossen, in eine andere Ankerbucht zu wechselen. Schliesslich sollte meine Mutter doch noch etwas von Menorca zu sehen bekommen. Alternativ hätten wir auch einen Tagesausflug nach Mahon machen könnten, aber erstens wäre die Fahrt mit dem Beiboot ziemlich unangenehm geworden wegen der Windwellen aus Süd und zweites hätten wir am kommenden Tag keinen Segelwind mehr gehabt und wenn Wind, dann voll auf die Nase. So entschieden wir uns also bis in die Bucht Arenal de Son Saura zu segeln. Es war ein angenehmer Segeltag und meine Mutter genoss die Fahrt vorne in der gemütlichen Sitzecke auf Adesso. Dies ist auch mein Lieblingsplatz, wenn wir unterwegs sind und wir nicht gerade hart am Wind segeln. Wir waren nur zwei Boote in der Bucht und verbrachten hier einen angenehmen Abend und eine ruhige Nacht. Am nächsten Tag entschieden wir uns den Küstenweg Richtung Cala Pudent zu erkunden. Guy brachte meine Mutter und mich rüber zum Strand, zog es aber selbst vor an Bord zu bleiben, weil am Nachmittag wieder Starkwind mit über 25 Knoten vorausgesagt waren. So machte ich mich mit meiner Mutter auf den Weg. Es war ein richtig schöner Küstenweg, mit immer wieder tollen Ausblicken, überall dichte Vegetation.


Aber der Weg war leider nicht wirklich leicht begehbar und ich hatte ein bischen Bedenken, dass meine Mutter umknicken könnte oder dass es ihr zu anstrengend wird. Aber ich muss sagen, „Respekt“, mit ihren 81Jahren hat sie das Gekraksel durchs Geröll wirklich gut gemeistert.

Oberhalb der Bucht legte meine Mutter eine kleine Pause ein ung genoss die Aussicht, während ich noch schnell weiter bis runter zur Cala Pudent wanderte.

Hier konnte ich der Anziehung des türkisen Wassers nicht widerstehen und schwamm eine kleine Runde in dieser herrlichen, fast menschenleeren Bucht.
Zurück am Strand, machte ich dieses schöne Foto mit Adesso vor Anker.

Als Guy uns abholte, wurde es sportlich, denn inzwischen waren die 25 Knoten Wind angekommen. Ich war froh, als meine Mutter heil und trocken wieder auf Adesso angekommen war.
Am nächsten Morgen fuhren wir noch vor dem Frühstück weiter bis in die Bucht von Fornells. Es war nur ein kurzer Schlag von 5 Seemeilen, aber hier würden wir für die nächsten Tage den nötigen Schutz finden…denn natürlich…es waren weiterhin Starkwind und auch Regenschauer angekündigt. Es könnte ja alles so schön und einfach sein…wenn das Wetter mal mitspielen würde… Aber wir machten das Beste draus.
So erkundeten wir am Nachmittag die kleine Ortschaft Fornells und machten gemeinsam einen Spaziergang bis zum Torre de Fornells hoch. Meiner Mutter hat es hier sehr gut gefallen. Hier ein paar schöne Eindrücke.








Ein leckeres Abendessen rundete den Tag perfekt ab. Am nächsten Morgen war es wieder deutlich windiger und meine Mutter entschied einen Tag Pause einzulegen und auf Adesso zu bleiben.

Guy und ich fuhren also alleine rüber um noch ein paar Einkäufe zu erledigen und einen schönen Spaziergang an der Felsküste entlang zu unternehmen.



Am nächsten Tag hiess es Abschied von Fornells nehmen. Meine Mutter genoss die Aussicht während wir, ganz ruhig, nur unter Segel, die Bucht verliessen.

Wir segelten weiter die Küste entlang Richtung Westen bis in die schöne Naturbucht Cala Algaiarens. Dies ist so eine schöne Bucht mit der wir viele sehr unterschiedliche Emotionen verbinden. Hier haben wir vor zwei Jahren super tolle Tage verbracht und leider auch, die schlimmste Nacht unseres Seglerlebens bis jetzt. Denn hier überraschte uns ja vor 2 Jahren dieses schlimme Unwetter, welches auf Korsika unzählige Totalschäden an Booten verursacht hatte. Auch hier in der Bucht waren ja damals zwei Boote gestrandent und eines in den Felsen zerschellt. Keine schönen Erinnerungen… Doch heute hatten wir perfekte Bedingungen…blauer Himmel, ruhiges türkise Wasser…einfach schön.
Meine Mutter war begeistert… so sehr, dass sie sich sogar traute ins Wasser zu steigen 😉
Am nächsten Tag fuhr Guy uns wieder mit dem Beiboot zum Strand, denn ich wollte ihr die schöne Landschaft im Hinterland zeigen. Ich kenne hier die schönen versteckten Ecken… Erinnerungen kamen hoch…all die schönen Spaziergänge morgens mit Chico… ich habe sie genossen…und vermisse sie … 😦






Meine Mutter war auch begeistert und mir gefiel es, dass es ihr gefiel 🙂
Es war ein schöner Tag den wir abends gemütlich an Bord ausklingen liessen. Gerne wären wir noch länger hier in der Bucht geblieben oder hätten gerne noch weitere schöne Buchten und Orte auf Menorca besichtigt, aber da weiterhin Südwind angekündigt war, kam die Erkundung der Südseite leider nicht in Frage. Hier bot keine Bucht den nötigen Schutz. Also entschieden wir uns den Südwind zu nutzen um am kommenden Tag Richtung Mallorca aufzubrechen. Die erste Überfahrt für meine Mutter… 😉 aber das hatten wir auch so mit ihr geplant, denn ihr Rückflug nach Luxemburg geht von Mallorca aus. Aber dazu mehr im nächsten Blog…
Raymonde