Nachdem Sandra abgereist war, mussten wir uns entscheiden, ob wir noch länger auf Sardinien bleiben oder uns auf den Weg Richtung Menorca begeben würden. Da die kommenden 3 Tage guter Segelwind vorausgesagt war, zuerst aus Nordwest um Richtung Südsardinien zu segeln, dann aus Südost um Kurs Richtung Menorca zu nehmen, beschlossen wir nicht länger auf Sardinien zu verweilen, sondern diese Gelegenheit zu nutzen. Wir waren uns bewusst, dass die nächsten Tage sehr sportlich, um nicht zu sagen, anstrengend werden würden, denn wir hatten richtig viel Strecke zu bewältigen. Doch wir wollten auch nicht riskieren, zu spät in Menorca anzukommen, denn der Flug meiner Mutter nach Menorca war schon fest gebucht. Unsere erste Etappe war von Portisco bis zur Bucht Porto Istana, wo wir dann am nächsten Tag, sofort früh morgens bei Dämmerung, den Anker lichteten. Sobald wir etwas weiter von der Isola Tavolara entfernt waren, hatten wir guten Segelwind und waren richtig schnell unterwegs, sogar schneller als erwartet.
Gegen Mitternacht entschieden wir uns spontan einen Zwischenstopp südlich des Capo Ferrato einzulegen um ein paar Stunden zu schlafen. Am nächsten Morgen wartete eine sehr tolle Überraschung auf uns. Als ich die Tür zum Cockpit aufmachte, erblickt ich dieses wunderschöne Geschöpf.

Mit ihren grossen Augen beobachte die Waldohreule jede einzelne meiner Bewegungen aber entschied sich erstmal nicht weg zu fliegen, sondern bei uns auf Adesso zu bleiben. Ich machte Frühstück, deckte den Tisch… und fühlte mich ein bischen beobachtet ;-). Während des Frühstücks blieb sie regungslos sitzen und schaute uns zu… so süss! Erst als wir dann später anfingen, das Boot für unsere Abfahrt klar zu machen, flog sie weg und verschwand in den Pinienhängen entlang der Küste.
Unser heutiges Ziel war eine Bucht an der Südseite, südlich von Pula, von wo aus wir dann nach Sardinien übersetzen wollten. Aber bis dahin, sollte es richtig unangenehm werden. Die Bedingungen rund um den Capo Carbonara und quer durch die Bucht vor Cagliari waren echt heftig. Hohe Wellen, anfangs von der Seite, dann von vorne, (sehr) hart am Wind, immer wieder Böen von über 30 Knoten… eine Salzkruste machte sich wieder auf Adesso breit… ich wieder bähhh…. nein, das macht so keinen Spass…aber jetzt kneifen und umdrehen, war auch keine Option, denn dann waren die letzten beiden Tage „Meilendrummen“ umsonst und wir würden nicht mehr rechtzeitig nach Menorca rüberkommen, bevor wieder Nordwind einsetzt. Also auf die Zähne beissen und weiter…
Als wir den Anker am späten Nachmittag in der schönen Bucht vor der Spiaggia di Su Giudeu fallen liessen, waren wir froh und erleichtert, dass endlich ein bischen Ruhe einkehrt. Doch wir merkten schnell, dass die Bucht leider nicht so geschützt war wie erhofft. Der Schwell fand den Weg bis in die Bucht hinein, so dass wir eine sehr unruhige Nacht hatten. Diese war ohnehin sehr kurz. Denn ziemlich müde und keineswegs ausgeruht, machten wir uns schon gegen 6 Uhr auf den Weg. An der Südseite entlang, mussten wir leider noch motoren. Bis zur Grenze zum Naturschutzgebiet, wo das Fischen nicht erlaubt ist, stand ich mit der Taschenlampe vorne an Deck und versuchte, so gut es geht, Aussschau nach Netzen zu halten. Ich entdeckte keines, was aber nicht heisst, dass auch keines da war…aber alles ging gut, wir fingen uns kein Netz ein… Wir mögen es gar nicht im Dunkeln in Küstennähe zu motoren und vermeiden das auch wenn nur möglich. Aber es geht halt nicht immer, so wie dieses Mal, wo wir einfach so früh los mussten um noch rechtzeitig den Wind an der Südwestseite zu erreichen. Und das klappte, denn sobald wir uns südlich der Insel Sant’ Antioco befanden, hatten wir guten Seitenwind und kamen flott voran.
Als der Wind dann schwächer wurde, hissten wir unser Leichtwindsegel und machten weiterhin gute Fahrt.

Ich finde unseren Code D richtig chic 🙂
Als wir das spanische Gewässer erreichten, war es Zeit die spanische Flagge zu hissen. Die italienische Fahne, oder das, was noch davon übrig ist, hat definitv seinen Dienst erfüllt.

Als wir uns dann Menorca näherten, reichte der Wind leider nicht mehr zum Segeln und wir mussten die letzten paar Stunden motoren. Wir waren aber froh, dass wir den grössten Teil der insgesamt 38 Stunden unter Segel zurücklegen konnten. Wir steuerten sofort die Bucht Cala Teulera, eine uns bekannte Bucht aus der Saison 21-22. Die ist rundum gut geschützt und der ideale Platz um auf die Ankunft meiner Mutter zu warten. Die nächsten Tage verbrachten wir hauptsächlich mit Boot waschen, einkaufen gehen, Koje herrichten usw. So wie vorausgesagt wurde es ungemütlich, denn der Mistral tobte wieder mehrere Tage über uns hinweg. Bevor er wieder zu seiner Hochform auflief, unternahmen wir noch eine kleine Wanderung rund um die Bucht. Hier einige Bilder dieser rauhen Küstenlandschaft.




Als der Starkwind sich nach ein paar Tage wieder etwas beruhigte, fuhren wir mit dem Beiboot nach Mahon. Guy brauchte Panzertape und so kombinierten wir den Besuch im Baumarkt mit einem schönen Tagesausflug in Mahon. Ich finde Mahon, auch Mao genannt, eine wirklich schöne Stadt, die wirklich einen Besuch wert ist.



Das Wetter hatte sich inzwischen ein bischen beruhigt und wir hofften, dass dies bis zur Ankunft meiner Mutter auch so bleiben wird. Aber nein… fast copy paste zur Ankunft von Sandra, wütete auch an dem Tag, wo meine Mutter ankommt, ein Unwetter über Menorca hinweg… aber dazu mehr im nächsten Blog.
Raymonde