Die zweite Etappe unserer Umbauarbeiten ist angebrochen. Adesso steht jetzt im Trockendock von Port Navy Service. Genau vor einer Woche hatten wir unseren Termin zum Rausheben. Schon mehrere Tage im voraus schaute ich immer wieder die Wettervorhersagen und hoffte, dass der Starkwind ausblieb. Dieses Mal meinte der Wettergott es aber gut mit uns, denn wir hatten sehr angenehmes Wetter und die kleine Brise am Nachmittag, kam genau aus der richtigen Richtung, so dass sie uns beim Ablegen behilflich war. Guy meisterte dies natürlich wieder total souverän und erntete prompt die Bewunderung unserer Stegnachbarn. Genauso problemlos legte er etwas später unsere Adesso sanft gegen die Mauer an der Rampe. Ich war stolz auf ihn…wie so oft…und erleichtert, dass das alles so gut geklappt hat. Denn ich war innerlich schon echt aufgeregt gewesen und das schon mehrere Tage vorher.
Jetzt hatten wir unseren Teil erfolgreich erledigt, jetzt mussten die Profis ran. Wir mussten nicht lange warten, dann kamen sie mit grossem schweren Gerät angefahren. Behutsam wurde der Anhänger unter Adesso plaziert und als alles optimal passte, begannen sie mit dem „An Land heben“. Schon impressionant das Ganze und natürlich hofften wir, dass alles reibungslos klappt.




Als Adesso an seinem Platz war, wartete allerdings eine schlechte Überraschung auf uns. Am Backbordrumpf entdeckten wir Kratzer!

Oh nein! Wo kamen die denn jetzt her? Ein neues Boot und schon einen Schaden am Rumpf, zwar nicht wirklich schlimm, aber trotzdem. Wir setzten sofort die Zuständigen von Leopard in Kenntnis, die aber sofort alle Schuld von sich wiesen. Sie hätten den Katamaran nur an den Liegeplatz gefahren, den wir reserviert hätten und da die Stelle noch total unbewachsen sei, wäre es klar, dass der Schaden im Hafen entstanden sein muss. Also machte ich mich am kommenden Morgen sofort auf den Weg ins Hafenbüro. Als ich dem Hafenmeister unser Problem schilderte, wisch er anfangs natürlich aus und hinterfragte ob wir auf dem Weg zum Trockendock auch schön in der Mitte des Kanals geblieben wären…grrr… Doch dann gelang es mir aber, ihm relativ schnell, auf Grund der Fotos, deutlich zu machen, dass dieser Schaden wohl nicht das Ergebnis einer einzelnen Grundberührung sei, sondern nur durch regelmässiges, längeres Entlangreiben an einem Felsen oder Ähnlichem entstanden sein konnte. Dann nahm unser Gespräch eine schnelle Wendung, denn er gab zu, dass sie im Hafen schon an einer anderen Stelle entlang des Katamaransteges das Problem hatten, dass Steine sich aus dem Damm gelöst hatten, nach unten gerollt sind und so die Liegeplatztiefe nicht mehr gewährleistet war. Dies wäre aber noch nie an der Stelle vorgekommen, wo unser Katamaran gestanden hätte. Ja super…jetzt sieht es aber ganz so aus… 😦
Da er die Befugnis nicht hätte, zu entscheiden, wie das jetzt weiter gehen soll, musste ich eine Mail mit den Beweisfotos und meinem Belangen an den Hafenchef schicken. Der würde sich dann bei mir melden. Natürlich verlor ich keine Zeit und verfasste meine Mail mit allen Infos und Beweisfotos. Wie gut, dass wir fliessend Französisch beherrschen! Zu meiner Erleichterung dauerte es nicht lange und wir bekamen eine positive Antwort. Der Hafen würde seine Verantwortung übernehmen, denn sie könnten nicht ausschliessen, dass dieser Schaden an unserem Liegeplatz, während den Starkwindtagen entstanden sei. Sie würden die Reparaturkosten übernehmen. Ich muss gestehen, obschon wir natürlich „not amused“ sind, dass dieser Schaden überhaupt passiert ist, waren wir erleichtert, dass wenigstens keine zusätzlichen Kosten auf uns zukommen würden. Es ist klar, dass wir Glück im Unglück hatten, denn hätten wir Adesso jetzt hier nicht an Land gesetzt, hätten wir diesen Schaden natürlich jetzt nicht entdeckt, sondern irgendwann irgendwo später in einer Bucht beim Schnorcheln…
In dieser Woche war Guy wie immer total fleissig und hat sich vor allem der weiteren Elektroinstallation gewidmet. Dies ist die erste und wichtigste Baustelle hier an Land. Vorher war das nicht möglich, da wir an Bord lebten und Strom brauchten. Erst jetzt waren Arbeiten wie der Wechsel der Batterien, der Einbau des Wechselrichers usw. möglich.


Als die Batterien endgültig an ihrem Platz installiert waren, war eine wichtige Etappe geschafft und Guy abends sichtlich zufrieden mit seiner Arbeit. Darauf stossen wir natürlich mit einem kalten Rosé de Camarque an. Während Guy sich den ganzen Tag voll auf seine Arbeit konzentriert, versuche ich ihm in dem Sinne zu helfen, dass ich ihm so gut es geht „den Rücken frei halte“ von all dem Drumherum: Essen zubereiten, Einkaufen gehen, Putzen, Waschen, Lieferungen abholen, zum Container und Bootszubehörladen fahren, Verkaufsanzeigen aufsetzten und aufhängen (so zb die Original Bleibatterien die wir ja nicht weiter nutzen können) usw. Und manchmal, so wie jetzt, nehme ich mir Zeit um einen Blog zu schreiben.

Natürlich ist die Aussicht beim Blogschreiben hier „etwas anders“, ich würde mal sagen gewöhnungsbedürftig. Aber obschon hier so viele Leute gleichzeitig am Arbeiten und Werkeln sind, auch jetzt am Pfingstwochenende, hällt sich die Lärmbelästigung noch in Grenzen. Ab Morgen soll der Wind wieder aufkommen, mal schauen, wie es dann mit der Staubentwicklung sein wird. Hoffentlich nicht zu unangenehm. Ich bin wirklich froh, dass wir für den Zeitraum des Werftaufenthalts eine kleine Wohnung gemietet haben, denn das ermöglicht uns abends, doch ein bischen besser (wenn auch nicht ganz) abschalten zu können. Aber vor allem ist es so möglich unter guten hygienischen Bedingungen zu duschen und normal Essen zuzubereiten. Mittags bringe ich uns meistens ein belegtes Baguette mit oder bereite, so wie heute ein Kartoffel, Reis- oder Nudelsalat vor.

Unter etwas campingartigen Bedingungen geniessen wir dann unser Mittagessen hier auf Adesso. Da wir aktuel kein Wasser an Bord haben, muss ich in die Sanitäranlagen zum Spülen. Die laden aber definitv nicht zum Verweilen ein und noch weniger zum Geschirrspülen. 😦 So versuche ich das Geschirr auf ein Minimum zu reduzieren und setzte immer alles dran, nichts irgendwo abzustellen. Nur spülen und schnell wieder in „unseren Eimer“. Wenn ich mir vorstelle, auch hier duschen zu müssen, dann graust mir wirklich der Gedanke…Doch es sind etliche Boote bewohnt…aber ich bin wirklich froh über unsere kleine Mietwohnung…ich bin erleichtert dass wir uns diesen „Luxus“ gegönnt haben.
Wie es jetzt hier weitergeht, welche Baustelle die nächste sein wird…im nächsten Blog.
Raymonde