Wieder zurück in Port Saint Louis du Rhône

Seit zwei Wochen sind wir nun wieder zurück auf unserer Wildkatze. Jetzt müssen wir uns „nur“ noch um eine Adesso kümmern. Aber die Liste der noch verbleibenden Arbeiten ist noch sehr sehr lang. Liste ist eigentlich falsch, denn eine solche gibt es nicht. Guy hat es nicht so mit Listen…er habe alles in seinem Kopf, sagt er 😉 Respekt, denn ich bin definitv ein „To-Do-Listenmensch“

Die Arbeit ruft also wieder aber im Gegensatz zu den ersten paar Wochen, hatten wir jetzt endlich gutes Wetter. In Short und T-Shirt und normalen Windverhältnissen arbeitet es sich dann doch angenehmer. Arbeit bleibt Arbeit, das ist klar, aber die Moral ist deutlich besser.

So konnte Guy auch ein paar Baustellen in Angriff nehmen, die vorher, wegen dem Starkwind und Regen nicht möglich waren. 

So zum Beispiel die Installation des Radargerätes.

Innerlich war ich richtig gestresst, denn mir war schleierhaft, wie Guy dieses grosse unhandliche Ding nach oben auf seine Halterung befördern und befestigen wollte. Hier wäre ein Oktopus mit 8 Armen hilfreich gewesen.

Aber irgendwie schaffte er es und nach einer gefühlten Ewigkeit, verkündete Guy mir von oben, dass das Radargerät jetzt nicht mehr runterfallen könnte…Ich war froh, als auch er wieder an Deck war. Natürlich war die Arbeit damit nicht erledigt, denn danach hiess es wieder hoch um die Kabel durch den Mast zu ziehen und anzuschliessen. Bis heute, schätze ich, dass ich Guy mindestens schon ein Dutzend Mal in den Mast gezogen habe.

Eine weitere Bausstelle, die Guy inzwischen in Angriff genommen hat, ist die Installation unseres Wassermachers. Da das Herzstück des Wassermachers sich draussen im Ankerkasten befindet, mussten wir uns auch hier gedulden bis das Wetter besser war. Andere Bestandteile wie die Salzwasseransaugpumpe und verschiedene Ventile und Filter, müssen aber tief unten im Rumpf unter der Wasserlinie montiert werden. Hier sitzt Guy in einem dieser berüchtigten „Löcher“, auch Bilge genannt, um alles auszumessen.

Er ist dauernd am „Sich Verbiegen“ und Rein und Rausklettern. Ich denke, zusätzliche Fitnessübungen kann er sich im Moment sparen. Bis jetzt hällt auch der Rücken…hoffentlich bleibt das so…

Nach und nach bringen wir auch weitere grosse Geräte an Bord, so zb die Klimaanlagen. 

Diese hat Guy inzwischen an ihren Platz befördert, aber mit dem Anschliessen und dem Verlegen der Kabel und des Schlauches, will er warten, bis die wichtigeren Baustellen erledigt sind.

Ein weiterer To-Do Punkt auf der imaginären Liste, war die Installation der zwei Fussrasten oben im Mast. Die sind sehr hilfreich, wenn ganz oben an der Spitze (auf 23m) Arbeiten anstehen, zb wenn das Ankerlicht defekt wäre. Denn dann kann man sich hier abstellen, was ein Arbeiten in dieser Höhe erheblich vereinfacht. Aber bevor sie „hilfreich“ sein können, müssen sie installiert werden. Auch das erledigte Guy wieder mit Bravur 🙂

Vor 3 Tagen haben wir dann ziemlich spontan entschieden, eine kleine Probefahrt zu unternehmen. Das Wetter war richtig sommerlich, fast windstill und da unsere Stegnachbarn den Tag draussen in der Bucht verbrachten, hatten wir es einfacher um von unserem Liegeplatz hier abzulegen. Denn ein grosser Nachteil hier am Katamaransteg ist, dass die wirklich keinen Zentimeter verschenken wollen und so die Katamarane so nach wie möglich aneinander legen. Entweder muss man jedes Mal zum Ablegen abwarten bis der Wind günstig ist oder man ist auf die Hilfe des Hafenmeisters angewiesen und dann bleibt es trotzdem sehr eng. 

Wir sind nur kurz bis raus an der Digue de St Louis vorbei bis in den Mouillage de Carteau motort, haben ein bischen getestet ob der Autopilot richtig funktionniert und wie das Boot reagiert. Es ging nicht darum einen relaxen Segelausflug zu machen, sondern nur um einen ersten Eindruck zu bekommen. 

Es war schon gut das Boot einmal „bewegt“ zu haben, bevor wir morgen nachmittag unseren Termin zum Rauskranen haben. Denn morgen ist ein weiteres Eckdatum in unserer ganzen Planung. Ab morgen kommt die Zeit, wo wir „draussen“ am Trockendock stehen. Die erste Phase hier im Hafen von Port Saint Louis neigt sich also dem Ende zu. Im Grossen und Ganzen waren es wirklich 4 sehr anstrengende Wochen und wir sind froh, dass die nächste Etappe beginnt. Die wird zwar ziemlich sicher nicht viel entspannter, aber es ist eine weitere Etappe. Es geht weiter, die nächsten Baustellen können in Angriff genommen werden (Borddurchlässe, Coppercoatanstrich, Edelstahlarbeiten, Lithiumbatterieneibau usw. 

Ehrlich gesagt, bin ich echt aufgeregt für morgen…dabei bin ich ja eher Statist und kann Guy nur minimal unterstützen. Ich hoffe nur, dass der Wind, so wie jetzt  auch vorausgesagt, uns behilflich vom Steg wegschiebt und dass alles mit dem Rauskranen reibungslos klappt. Hoffentlich mache ich mir nicht die ganze Nacht einen Kopf…

Gestern haben wir auch unsere kleine Wohnung bezogen. Denn während den nächsten Wochen wo Adesso auf dem Trockenen steht, haben wir weder Wasser, noch Strom an Bord. Ausserdem werden im Innenraum ein paar Baustellen gleichzeitig sein, so dass ein Leben auf Adesso einfach unmöglich wäre…oder soll ich vielleicht eher sagen, unzumutbar. Daher haben wir uns dazu entschlossen eine Wohnung zu mieten, wo wir uns dann abends zurückziehen können und ich auch die Möglichkeit habe, uns etwas halbwegs normal zuzubereiten.

Und damit werde ich jetzt auch beginnen, denn Guy kommt bald zurück und freut sich bestimmt schon über eine gute Dusche und ein Abendessen.

Bis dann…haltet uns für morgen die Daumen, dass alles mit dem Rauskranen klappt…

Raymonde

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