Au revoir Île de beauté, Bonjour Menton

oder…unsere letzten Ankerstopps an der korsichen Nordküste

Der Norden von Korsika bietet sehr viele schöne abwechslungsreiche Ankerbuchten…vorausgesetzt, es herrschen ruhige Wetterbedingungen. Über eine Woche hatten wir das Glück, dass Wind und Wellen in unserer Törnplanung fast vernachlässigbar waren. Hier auf der Nordseite gibt es zwar immer ein bischen Schwell aus West, aber bei einer Höhe von 10-30 cm, bleibt es angenehm auf Adesso, nur leichtes auf und abschaukeln. Einziger Wehmutstropfen: die Wellen der vorbeirauschenden Motorboote und Jetskis! grrr:-(

So hatten wir ein bischen die Qual der Wahl, welche Ankerbuchten wir ansteueren werden… Luxus pur 😉

Bevor wir uns allerdings auf den Weg in die nächste naturbelassene Ankerbucht machten, stand erst einmal Einkaufen in Saint-Florent auf dem Programm. Hier ankerten wir in der grossen Bucht Rade di Fornali direkt neben dem Hafen und vor dem langen Sandstrand. Die Altstadt liegt direkt am Hafen und besteht nur aus ein paar verwinkelten Gassen. An der Hafenpromenade reihen sich vor allem Restaurants, Bars und Shops aneinander. Tagsüber waren die Strassen wirklich überfüllt mit Touristen und nirgendwo sonst haben wir bisher ein grösseres Angebot an Buchtentaxis, Tourifähren und Tagesboote, die man mieten kann, gesehen. Hier war wirklich richtig viel los. Der Katamaran „Bella Vita“ gehört hier schon fast zum „Ambiente“ dazu, denn jeden Abend fährt er mit feierfreudigen Touris zum Sonnenuntergang eine Stunde lang aus der Bucht raus Richtung offenes Meer um dann gegen 22Uhr mit Live-DJ und Diskomusik wieder in den Hafen zurückzukehren… und das bekommt wirklich jeder mit… aber das Konzept scheint aufzugehen, denn jeden Abend war das Boot gerammel voll mit Leuten. Von Saint-Florent habe ich leider nicht viele Fotos, denn an dem ersten Tag hatte ich mein Handy auf Adesso vergessen und am zweiten Abend war ich wohl zu faul…oder nicht inspiriert. Hier aber zwei Fotos die ich beim Morgenspaziergang mit Chico gemacht habe…

Keine Ahnung wie lange das Segelboot schon hier liegt, wir tippen darauf, dass es hier wohl vor Anker lag während des starken Mistrals der letzten Wochen und der Anker dann wohl nicht gehalten hat 😦

Nach zwei Tagen sehnten wir uns wieder nach einer trubelfreien Ankerbucht. Wir segelten bis zur Bucht Plage de Traves, eine sehr schöne naturbelassene Bucht mit mehreren kleinen Sandstränden. 

Das Wasser hier hatte wieder diese herrlich türkise Farbe und war inzwischen auf über 28 Grad erwärmt. Ein Genuss! Tagsüber war viel los, viele kleine Motorboote besuchten diese Bucht, aber gegen 17-18Uhr machten sie sich wieder alle auf den Heimweg und übrig blieben nur ein paar Segelboote. Uns gefiel es hier sehr gut und so verweilten wir ganze 3 Tage hier vor Anker. Da sich die Richtung der Wellen/Strömung in der 3. Nacht leicht veränderte, hatten auch vermehrt Feuerquallen den Weg in „unsere“ schöne Bucht gefunden. So entschieden wir, dass es wohl wieder an der Zeit für einen Buchtenwechsel wäre. Wir segelten nur ein paar Seemeilen weiter bis in die Bucht Collu di Griffiu. Hier waren wir abends das einzige Boot in der Bucht und auch tagsüber blieb es hier sehr ruhig. 

Denn im Gegensatz zu der vorherigen Bucht, gab es hier keinen schönen Sandstrand, sondern nur einen Kieselstrand an dem sich leider auch ziemlich viel Plastik und Treibgut jeder Art angesammelt hat. Mit Chico erkundete ich den Küstenweg bis zur Ponta di Solche.

Inzwischen war schon wieder fast eine Woche vergangen und so entschieden wir uns, den Nordostwind zu nutzen um weiter bis nach Île Rousse zu segeln. Hier ankerten wir im Osten von der Plage de l’île rousse. 

Hier war dann wieder Trubel angesagt, vor allem der Strand war tagsüber richtig gut besucht. Wir nutzen hier aber wieder die Vorzüge einer Stadt… Restaurantbesuch, Croissants am Morgen, frisches Obst und Gemüse einkaufen usw.

Beim Petit Thai hat es uns sehr gut gemeckt und es war sehr angenehm Abends durch die Gassen zu schlendern. Île Rousse ist auch sehr touristisch, versprüht aber in unseren Augen wesentlich mehr Charme als Saint-Florant.

Die letzten Tage haben wir uns immer wieder etwas genauer die Wettervorhersagen angeschaut, denn so langsam wird es Zeit uns von Korsika zu verabschieden um Kurs Richtung französiches Festland zu nehmen. Wir hatten so um den Dreh geplant, dass wir zwischen Mitte und Ende August „rüber“ segeln wollten, damit wir ohne Zeitdruck die Côte d’Azur erkunden können bevor wir weiter an der Küste entlang bis nach Spanien in unseren Winterhafen segeln würden. Da in unmittelbarer Zukunft wieder Mistral vorausgesagt wird, beschlossen wir das noch ruhige Wetter zu nutzen um noch einen letzten Ankerstopp in der schönen Bucht Anse de l’oscelluccia einzulegen, wo wir ja schon einmal vor Anker lagen. Ich genoss wieder das Schnorcheln und das Wandern an der Küste entlang bis zum Leuchtturm von Revellata. Die Aussicht hier ist einfach atemberaubend schön.

Nach zwei Tagen war es dann soweit, es wurde Zeit Richtung französisches Festland aufzubrechen. Wir entschieden uns den ersten Tag vom Mistral zu nutzen, wo wir laut Wetterbericht, ideale Segelbedingungen für die 90 Seemeilen Überfahrt Richtung Menton vorfinden: 10-12 Knoten Seitenwind (der schnellste und angenehmste Kurs) und Wellen von 0,5-1m. Perfekt.

Wir rechneten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von minimum 5 Knoten und so entschieden wir uns dazu, im späten Nachmittag aufzubrechen um dann morgens so gegen 10-11 Uhr an unserem Ziel anzukommen. 

Ich war ein bischen wehmütig als wir Korsika immer weiter im Dunst verschwinden sahen. Wir haben tolle Buchten entdeckt und viele schöne Tage hier genossen. Der erste Teil unserer Überfahrt verlief eigentlich perfekt. Wir hatten so tolle Bedingungen, dass Adesso ohne Anstrengung mit über 6 Knoten bei angenehmen 10 Knoten Wind durchs Wasser rauschte und wir am Bug sassen und den Sonnenuntergang genossen. 

Bis Mitternacht war es wirklich sehr angenehm und ich dachte schon, dass dies die schönste Überfahrt ist, die wir bis jetzt hatten. Aber, wie Guy immer zu sagen pflegt: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“! Leider verschlechterten sich die Bedingungen dann stündlich. Der Wind wurde immer stärker und die Wellen immer höher. Erschwerend dazu hatten wir inzwischen eine starke Strömung gegen uns, die Adesso seitlich versetzte, was wiederum unseren Windwinkel verschlechterte, so dass wir den Wind jetzt mehr von vorn als von der Seite abbekamen. Es wurde zusehens unangenehmer. Als der Wind gegen 3 Uhr in der Nacht schlussendlich über 20 Knoten erreichte, blieb uns nichts anderes übrig als das Grosssegel zu reffen. Wir sind immer sehr konservativ unterwegs, zumal Nachts, und hatten daher sowieso schon das 1. Reff im Grosssegel eingebunden und wären somit auf der sicheren Seite gewesen bis zu einer Windstärke bis 20 Knoten. Bei einem vorhergesagten Wind von 10-12 Knoten und in Böen bis maximal 15-16 Knoten, eigentlich perfekt. Leider war dies nicht der Fall 😦

Ich hasse es, wenn Guy unter diesen Bedingungen raus aufs Vorschiff muss, um ein weiteres Reff einzufädeln. Ich hatte all meine Mühe Adesso im Wind zu behalten, die Wellen und die Strömung versetzten uns immer wieder zur Seite, so dass das Reffen so noch länger dauerte. Guy bekam auf dem Vorschiff regelmässig eine Seewasserdusche ab…er tat mir leid…ich verfluchte die Wettergeister…

Aber alles ging gut und vollgepumpt mit Adrenalin waren wir jetzt beide hell wach und erleichtert, dass Adesso jetzt etwas ruhiger durch die Wellen rauschte. Leider sollte der Wind die ganze restliche Nacht so stark bleiben und die Wellen wurden dementsprechend leider auch immer unangenehmer. Erst als wir noch ungefähr 15 Seemeilen vor der französischen Küste waren, bemerkten wir so langsam, dass es „ruhiger“ wird. Ufff! 

Wir hatten uns für Menton entschieden, weil dieser Küstenabschnitt am wenigsten vom Mistral betroffen ist. Hier erhofften wir uns den besten Schutz in den nächsten Tagen. Aber dies ist nicht der einzige Grund, Menton ist eine super tolle sehenswerte Stadt, die wir nur ungern „ausgelassen“ hätten. Gegen 8 Uhr fiel unser Anker vor der Plage des Sablettes vor umwerfender Kulisse 🙂

Ich schnappte mir sofort mein SUP und paddelte mit Chico für eine kleine Gassirunde an Land. Wir waren beide richtig erschöpft und erleichtert endlich angekommen zu sein. Nach dem Frühstück fielen wir recht schnell in die Koje. Nach ein paar Stunden Schlaf fühlten wir uns wieder besser und konnten diesen herrlichen Ausblick richtig geniessen. Am Abend machten wir uns auf Erkundungstour durch die vielen engen Gassen der Altstadt. Ich war begeistert von dieser speziellen Stimmung hier. 

Gestern war das Wetter noch hochsommerlich, aber heute stehen wir unter dem Einfluss des Mistral. Regelmässig ziehen Gewitterfronten vorbei, immer wieder Regenschauer und es ist spürbar frischer geworden…also wieder ein perfekter Tag für diesen Blog 😉

Morgen soll der Mistral seinen Höhepunkt erreichen, dann aber (hoffentlich) schwächer werden. Wir stellen uns morgen noch auf einen regnerischen, windigen Tag ein, aber da wir hier bis jetzt richtig gut geschützt vor Anker liegen, bin ich optimistisch, dass das auch morgen und heute Nacht der Fall sein wird… Cross Fingers… Voraussichtlich werden wir noch ein paar Tage hier in Menton bleiben, vielleicht segeln wir am Mittwoch-Donnerstag weiter Richtung Antibes…

Aber dazu mehr, im nächsten Blog.

Raymonde

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