Oder…auf der Suche nach einer geschützten Bucht
Oder…die Nord-und Nordostseite von Korsika
Es fallen mir so auf Anhieb ein paar Titel für diesen Blog ein. Die Flucht vor dem Libecciu spiegelt aber wahrscheinlich am Besten die vergangenen Tage wieder.
Da dem Libecciu die Puste leider nicht aus ging, im Gegenteil, denn es werden bis 60 Knoten Wind in Böen vorausgesagt, haben wir uns für einen längeren Schlag an der Nordküste entlang bis in den Golfo de Saint-Florent entschieden. Der Anker fiel in der Bucht vor der Plage du petit Lotu wo Guy noch einen guten Platz für Adesso gefunden hat. Die Bucht war mehr als gut besucht, um nicht zu sagen, voll mit Booten. Es ankerten schon so einige Segelboote und Katamarane hier und dazwischen lauter kleine Motorboote. Der Anblick erinnerte mich definitiv an die überfüllten Buchten von Menorca letztes Jahr. Wir hatten aber nicht wirklich die Wahl, denn wir wollten diese Nacht hier übernachten und dann am kommenden Morgen sofort weiter Richtung Cap Corse fahren, damit wir schnellstmöglich, also bevor der Libecciu zu seiner Höchstform aufdreht, in den Schutz der Ostseite. Die plage du petit Lotu ist eine wirklich schöne Bucht, südlich befindet sich auf einer Art Halbinsel ein markanter Felsen von wo aus ich einen schönen Ausblick auf den Golf de Saint-Florent hatte.


Ich spazierte am Küstenweg entlang bis zur Plage du Lotu an der sich unzählige sonnenhungrige tummelten. Von hier aus hatte ich eine schöne Aussicht auf unsere Ankerbucht.

Kaum zu glauben, aber am Abend waren wir dann das einzige Boot in der Bucht, aber leider kam trotzdem ein ziemlich unangenehmer Schwell in die Bucht rein, so dass Adesso dann doch ziemlich unruhig hin und her wackelte und wir des öfteren aus dem Schlaf gerissen wurden.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg Richtung Cap Corse. Die Fahrt war zwar grösstenteils unter Motor, aber doch relativ angenehm, denn NOCH waren die Wellen harmlos. Eine schroffe Felsenküste prägt die Nordseite des Cap Corse. Wir kamen an dem kleinen Dorf Barcaggio vorbei bevor wir Kurs auf die gleichnamige Bucht nahmen.

Wir entschieden uns hier einen Zwischenstopp von ein paar Stunden einzulegen, denn noch wehte ein frischer Südwind an der Ostküste, der aber im Laufe des Nachmittags abflauten soll. Wir planten aber erst gegen 18-19 Uhr weiterfzuahren, wenn auch die Wellen sich wieder ein bischen beruhigt haben.
Es hat mit hier sehr gut gefallen und es war schade, dass wir nicht länger bleiben würden. An der Küste verlief der sentier des douaniers den ich mit Chico bis zur Ostspitze entlang wanderte. Wow, toller Ausblick auf die Insel Giraglia, imposante grüne Felsformationen, dichter Pinienwald und schöne Dünen im Hinterland.





Sollte sich die Gelegenheit bieten, würde ich gerne noch einmal in dieser Bucht ankern und dann vielleicht auch das kleine Dorf besuchen.
Gegen 18 Uhr haben wir uns dann auf den Weg Richtung Ostseite gemacht und relativ schnell, nachdem wir den Cap umrundet hatten, „begrüssten uns“ die Wellen. Ich war froh, dass es nur knappe 3 Meilen waren die wir gegen die Wellen motoren mussten bis in unsere nächste Bucht in der Rade de Santa Maria. Hier gab es nur ein paar grössere Sandflecken, aber wir fanden eine passende Stelle und steckten ausreichend Kette, denn in dieser Nacht sollte es mit dem Starkwind losgehen. Auch diese Bucht versprühte viel Charme. Wir ankerten in der Nähe eines ziemlich verfallenen alten Wehrturms, der inzwischen ganz vom Meer umspült ist.

Hier ging ich nicht mehr an Land, denn ziemlich schnell zogen dunkelen Wolken auf, der Wind wurde zusehens stärker und dann hörten wir es auch schon in der Ferne donnern. Eigentlich waren gar keine Gewitter vorausgesagt, aber dem war dann nicht so. Wir schliefen diese Nacht ohnehin nicht viel, aber als gegen 4 Uhr die Gewitterfront immer näher kam und die Wellen in der Bucht immer ruppiger, zogen wir es vor, den Anker zu lichten und weiter an der Ostseite entlang Richtung Süden zu fahren.
Es war eine sehr unangenehme Fahrt, stockdunkel, Windböen über 40 Knoten fast auf die Nase, unangenehme Welle, Gischt die überall an Adesso hochspritzte… Ich wartete sehnlichst auf die Dämmerung und den Sonnenaufgang, denn es ist ein ungutes Gefühl zu wissen, dass wir hier in der Nacht unter Motor unterwegs sind und überall Fischernetze ausliegen können, die wir aber in der Dunkelheit unmöglich erkennen können. Aber es ging alles gut…ufff. Eigentlich wollten wir eine grössere Strecke Richtung Süden zurücklegen, da weiter südlich die Auswirkungen des Libecciu weniger ausgeprägt seien, aber da wir gegen die Wellen und den Wind hätten motoren müssen, entschieden wir uns gegen 6 Uhr ziemlich spontan in der Bucht Marine de Pietracorbara zu ankern.

Die Bucht bot uns zwar anfangs noch keinen wirklichen Schutz vor den Wellen, aber wir wussten, dass es im Laufe des Tages allmählich besser werden würde. Bis dahin mussten wir halt ausharren. Wir entschieden uns dazu den Höhepunkt des Starkwindes hier abzuwettern, überzeugten uns, dass der Anker perfekt eingegraben war und steckten ausreichend Kette. Um es sofort voraus zu sagen, es hielt alles und nichts ging kaputt… aber die Nacht war heftig! Der Wind war sehr böig und erreichte Spitzen von 60 Knoten!!! Da war an Schlaf definitiv nicht zu denken. Es sollte noch den ganzen Tag dauern, bis sich das Ganze gegen Abend etwas beruhigte…also „nur“ noch Böen von 35-40 Knoten…
In der kommenden Nacht fanden wir ein bischen mehr Schlaf, aber erholt stand keiner von uns beiden morgens auf. Am Strand befand sich eine kleine Bar die auch Frühstück anbot und so entschloss ich mich Guy mit den ersten französischen Croissants zu überraschen, denn bis jetzt hatte sich die Gelegenheit dazu auf Korsika noch nicht geboten. Wir liessen uns das Frühstück gut schmecken und waren auch ein bischen erleichtert, das Schlimmste jetzt hinter uns zu haben. Als wir noch am Überlegen waren, wo wir als nächstes hinfahren sollten, machte uns die Crew der Malaike, ein schweizer Ehepaar, das wir schon vorher kennengelernt hatten, den Vorschlag uns gemeinsam mit der Crew der Idefix, die wir auch schon längere Zeit kennen, in einer Bucht etwas weiter südlich zu treffen und dann gemeinsam zu abend zu essen. Gesagt, getan und so ankerten wir kurze Zeit später in der Bucht von Lavasina.

Den Abend liessen wir gemeinsam bei einem leckeren Abendessen im benachbarten Dorf Erbalunga ausklingen und an Gesprächsstoff happert es bei so einem Wiedersehen ja nie 😉


Danach machten wir noch mit Chico einen kleinen Spaziergang durch das kleine, aber charmante Dorf und genossen die Abendstimmung.

Am nächsten Tag beschlossen wir weiter nach Bastia zu segeln.
Wir segelten an der Citadelle vorbei und ankerten in der Bucht Anse de Porto-Vecchio südlich des alten Hafens.


Wir hatten schon viel über Bastia gehört und gelesen, dass die Stadt einen Besuch wert sei und wurden nicht enttäuscht. Der alte Hafen und die vielen kleinen Gassen mit den vielen Restaurants, Bars und Shops laden zum flanieren ein.

Wir stiegen bis zur Citadelle hoch und wanderten durch die vielen engen Gassen mit den alten Häusern und Kirchen.



Anschliessend spazierten wir an der Festung entlang wieder zurück zum alten Hafen.

Hier ein paar Eindrücke der Altstadt hinter dem Hafen.



Wir blieben 2 Nächte hier vor Anker und liessen uns abends von den vielen Restaurants inspirieren. Wir hatten beide wieder mal Lust auf exotische Küche und so gab es einmal mexikanisch und am zweiten Abend Thai….lecker Curry 🙂
Es hat uns wirklich gut in Bastia gefallen, aber wie fast an allen Ankerplätze auf der Ostseite, war auch hier das Wasser nicht wirklich ruhig. Hier herrscht dauernd Schiffsverkehr und der Schwell kommt immer von irgendwo hier an der Ostseite an. Dieses mehr oder wenige dauernde Geschaukel motivierte uns schlussendlich am kommenden Tag die Segel Richtung Elba zu setzen, denn wieder zurück an die Nordseite war keine Option, denn hier betrug die Wellenhöhe noch immer 2-3m… und die Wetterprognosen kündigen schon wieder den nächsten Starkwind aus SW an…
Nach dem Frühstück lichteten wir den Anker und segelten am Halbwindkurs Richtung Elba. Au revoir Corse..

Ciao Italia…

Hier auf Elba gibt es wesentlich mehr Buchten und so erhoffen wir uns in den kommenden Tagen mehr Schutz vor den Wellen und somit weniger Gewackel am Ankerplatz… hoffentlich…
Mehr von Elba…im nächsten Blog.
Raymonde
Schön, dass eine „Flucht“ auch so schöne Eindrücke mit sich bringen kann.
LikeLike
Dir erliewt jo richteg vill….wierklech mega! De Wand war natierlech richteg hefteg, mä d’Sonn ass trotzdem um Rendez-vous gewiecht. Mir sinn elo zu Alderney ( Channel islands); Sauwierder- Reen- gro- 25-30 Kniet Wand mat Rafallen.. net immens! An de Rescht vun der Woch gesäit net besser aus🤷♀️!
LikeLike