Girolata – Calvi

Im Moment eignen sich die Wetterbedingungen wieder perfekt zum Blogschreiben 😉

Wir ankern seit gestern hier in der Bucht vor der Plage de l’Alga und haben hier gefühlt den besten Schutz vor dem sehr ausdauernden LIBECCIU, einem stürmischen SW Wind. Anfangs glaubte ich, ein Teil des MISTRAL, der aktuel auch wieder für heftig Wind an der französischen Küste sorgt, würde hier an der korsischen Westküste umgelängt. Aber gestern abend hat uns unsere Kellnerin in Calvi aufgeklärt, dass dies der Libecciu sei, ein typischer Wind hier auf Korsika. Also habe ich ein bischen gegoogled und folgendes Bild bei ESYS.ORG gefunden, welches die verschiedenen korsischen Winde zusammenfasst.

Erst am Sonntag soll dem Libecciu die Puste ausgehen, bis dahin werden wir ziemlich sicher hier in unserer kleinen aber gut geschützen Bucht vor Anker bleiben.

Also habe ich auch wieder ein bischen mehr Zeit für einen neuen Blog…

Den letzten verfasste ich als wir noch in der Cala di Tuara im Golfo de Girolata lagen. Diese naturbelassene Bucht ist nur per Boot oder zu Fuss erreichbar, denn sie ist nicht ans Strassennetz angeschlossen.

An der Flussmündung grast eine Herde Kühe im Flussdelta und beim Morgenspaziergang mit Chico bin ich einem einzelnen, meiner Einschätzung nach, uralten Wildschwein begegnet, das genauso aus Schreck erstarrte, als es uns entdeckte, wie umgekehrt.

Es wollte so schnell weglaufen, dass seine Hinterbeine im Sandboden „durchdrehten“ und es das Gleichgewicht verlor und auf die Seite fiel. Aber es kam wieder eigenständig auf die Beine und verschwand in den Hecken. 

Diese Bucht versprühte Ruhe pur und es war für uns etwas schwer vorstellbar, was sich letztes Jahr am18. August hier alles abgespielt hat. Dies ist nämlich eine der Buchten gewesen die besonders hart von der Gewitterfront letztes Jahr heimgesucht wurde. Die Bilder gingen ja wochenlang durch die Presse von verwüsteten und gestrandeten Schiffen im Golfo de Girolata und eben dieser Bucht.

Am Strand, den Felsen und in den Posidoniawiesen, konnten wir keine grösseren Spuren dieser Verwüstung mehr entdecken, aber im Sandbereich der Bucht entdeckten wir noch viele Segelfetzen, GFK-Teile, Seilfetzen, lange Holzpanele, ein Toilettenschlauch, Kleiderreste und sogar einen richtig grossen massiven Eisenanker wie er oft auf alten Schiffen zu sehen ist. Es war ein beklemmendes Gefühl zu wissen wieviel Panik, Hoffnungslosigkeit, Trauer hier geherrscht haben müssen. 

Es war wahrscheinlich alles andere als einfach die Spuren dieser ganzen Verwüstung zu beseitigen. Als wir uns der Bucht näherten sahen wir einen Helikopter der grosse Säcke vom Strand abtransportierte. Guy geht davon aus, dass nach jedem Sturm immer wieder neue Teile an den Strand gespült werden, die dann, in regelmässigen Abständen, abtransportiert werden…

Wir hoffen, dass wir von so einem hefitgen Gewitter in Zukunft verschont bleiben… das will man nicht erleben müssen!

Von der Bucht von Tuara waren es nur 1,5 sm bis nach Girolata. Am späten Nachmittag, als die Sonne so langsam tiefer stand, fuhren wir mit dem Beiboot nach Girolata, denn in Seglerkreisen ist Girolata ja sehr bekannt und ein „Muss“, wenn man hier an der Westküste unterwegs ist. 

Auch Girolata ist nur per Boot oder zu Fuss erreichbar. Es gibt nicht viel zu entdecken. Zur Festung kann man nicht hochspazieren, die ist wohl in Privatbesitz. Es gibt einen kleinen Weg nach oben von wo wir einen schönen Ausblick übers Meer Richtung Naturschutzgebiet La Scandola und die Festung hatten. 

Auf der anderen Seite hatten wir einen schönen Ausblick auf die Bucht von Girolata mit seinem Hafen.

Hafen ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn er besteht nur aus zwei Anlegestegen, davon einer für Touriboote. Der grösste Teil der Boote liegt eng aneinander in einem grossen Bojenfeld. Die Hafenboys hatten auf jeden Fall genug zu tun, denn dauernd kamen neue Boote an, denen sie ihren Bojeplatz zuweisen mussten. Wir zogen es jedoch vor in der Bucht von Tuara vor Anker zu liegen, denn die Bojenpreise für Katamarane waren echt übertrieben und wir bevorzugen auch die Ruhe und Abgeschiedenheit der Bucht. In einem kleinen unscheinbaren Holzhäuschen entdeckten fir das Schild „Pizza au feu du bois“ Teig selbstgemacht und so zögerten wir nicht lange und bestellten zwei Pizzas. Es ist total touristisch hier, viele (überteuerte) Restaurants, aber was uns sehr gut gefallen hat, war die „Einfachheit“. Die Häuser sind authentisch, nur aus Stein und Holz, kein Schnickschnack…Das versprühte dann wieder Charme. Während des Essens, entschieden wir uns dafür Chico frei laufen zu lassen, denn hier gab es unzählige frei laufende Hunde, gefühlt so viele Hunde wie Zweibeiner, und eine Kuh, die gemütlich am Strand entlang spazierte während wir unsere Pizza verkosteten.

Danach gings mit dem Beiboot wieder zurück zu Adesso.

Am kommenden Morgen starteten wir relativ zügig nach dem Frühstück, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis es hier ungemütlich wird. Es war stärkerer SW Wind angekündigt gefolgt von Wellen, die dann genau in die Bucht reinkommen. Unter Segel machten wir uns auf den Weg Richtung Norden. Hier segelten wir an der Halbinsel des Naturschutzgebietes La Scandola mit seinen imposanten Felsformationen vorbei.

Gerne hätten wir hier in einer Bucht geankert und diese Ruhe, Natur und Abgeschiedenheit genossen, aber im ganzen Naturschutzgebiet ist Ankern zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang verboten und tagsüber herrscht hier leider keine Ruhe, weil unentwegt Touriboote hier vorbeikommen. Also beschlossen wir den SW Wind zu nutzen und so segelten wir sehr flott Richtung Pointe de la Revellata. Unser Anker fiel in der Bucht de l’Anse de l’Oscelluccia, eine sehr schöne naturbelassene Bucht.

Der Wind war inzwischen auf über 20 Knoten aufgefrischt, in Böen über 25, aber hier hatten wir wirklich sehr guten Schutz vor den Wellen. Wir blieben 2 Nächte hier vor Anker. Am zweiten Tag machte ich mich auf den Weg Richtung Leuchtturm.

Der schmale Wanderweg schlängelt sich an der Küste entlang und ich genoss die herrliche Aussicht über die Weite des Meeres bis nach Calvi.

Kurz vor dem Cap befindet sich auch das ozeanische Forschungszentrum von Calvi.

Am Leuchtturm angekommen, setzte ich mich auf einen Felsvorsprung und genoss einfach nur diese herrliche Aussicht.

Am nächsten Morgen segelten wir weiter bis in die Bucht von Calvi, denn wir wollten unbedingt Calvi einen Besuch abstatten. Begeistert segelten wir an der Altstadt vorbei. Sie trohnt richtig auf dem Felsen. 

Ich schoss viele Fotos um sicher zu sein, dass ein richtig gutes dabei ist, was bei dem Wellengang nicht so einfach war 😉

Hier die Sicht auf Calvi, von der Hafenseite aus. Leider kann man nicht dicht an der Stadt oder am Hafen ankern, weil sich hier ein riesiges Bojenfeld befindet. Aber auch hier entschlossen wir uns dazu lieber vor Anker zu gehen, denn der Preis der Bojen für Katamarane ist definitiv übertrieben (zumal es an einer Boje kein grosser Unterschied macht ob sie von einem Segelboot oder einem Kat belegt ist) und das Bojenfeld bot auch keinen grösseren Schutz vor den lästigen Wellen.

Also ankerten wir weiter hinten in der Bucht, was aber zur Folge hatte, dass es die ganze Zeit ziemlich ungemütlich an Bord war. Am späten Nachmittag machten wir uns mit dem Beiboot auf den Weg Richtung Hafen um Calvi zu erkunden. Guy hatte schon vorsichtshalber sein T-Shirt gar nicht angezogen, denn gegen Wind und Welle, war es unmöglich trocken anzukommen. Es gab zwar auch einen Bootstaxiservice, aber 40 Euro Hin-und Zurück erschienen uns dann auch wieder mehr als übertrieben. Also lieber ein bischen auf die Zähne beissen und nass werden und mit dem eigenen Beiboot dahinfahren…

Wir spazierten als erst bis zur Altstadt hoch und stellten dann aber ziemlich schnell ernüchternd fest, dass es hier nicht viel zu sehen gibt und dass viele Häuser in sehr schlechtem, baufälligen Zustand sind.

Wir wurden bei unserer Erkundungstour auf ein kleines Restaurant aufmerksam und entschlossen uns da zu Abend zu essen. Es war nicht schlecht, aber ich hatte mehr erwartet…

Anschliessend schlenderten wir noch ein bischen durch die Gassen unterhalb der Festungsmauern bevor wir uns wieder zurück zu Adesso machten. Wir waren uns beide einig, dass wir uns irgendwie mehr von Calvi, vor allem von der Altstadt, erwartet hatten. Unser Fazit: Calvi sieht definitiv besser von weit als von nah aus… Wir wissen noch nicht, ob wir noch einmal, aber dann bei ruhigerem Wetter, nach Calvi zurückkehren, denn hier gibt es sicherlich alles was das Herz begehrt: grosser Supermarkt, viele Restaurants, Shops mit vielen Leckereien aus der Region…

Am kommenden Morgen entschlossen wir uns, nach einer ziemlich schlaflosen Nacht (Wind, Wellen, Musiklärm vom Camping), wieder eine ruhige naturbelassene Bucht anzulaufen. Hier in der Cala de l’Alga fanden wir dann den erhofften Schutz vor den Wellen… herrlich wieder in ruhigem Wasser zu ankern 🙂

Ob wir morgen weiter fahren und wohin genau, das müssen wir noch entscheiden…hängt von der Ausdauer des Libecciu ab.

Bis dann.

Raymonde

2 Kommentare

  1. Ech deelen deng Aschätzung vu Calvi: schön von weit…
    An Plage vun Alfa, an déi ganz Hallefinsel doriwwer, ass richteg flott an ursprünglich. Mir hun dee ganzen Tour vun der Strooss aus ze Fouss gemaach gehat.
    Merci fir äre Blog! Do liewe schéin Erënnerungen nees op!

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