Nachdem ich meine Mutter zum Flughafen begleitet hatte und wieder in Portisco angekommen war, dauerte es nicht mehr lange und der Anker ging hoch. Unser Ziel, die Bucht Grande Pevero Beach, weiter nördlich an der Ostküste Sardiniens entlang.

Hier waren wir längere Zeit das einzige Boot und so genossen wir die Ruhe und die Spaziergänge durch die Dünen.
Wir haben uns dazu entschlossen, die nächsten Wochen Sardinien entgegen den Uhrzeigersinn zu besegeln. Noch ein bischen unklar waren wir uns, ob wir noch einmal Zeit im Maddalena Archipel verbringen wollten oder nicht. Dagegen sprach, dass wir hier schon vor einigen Jahren mit dem Charterboot unterwegs waren und dass jetzt genau die Pfingstferien angebrochen sind und somit sicher mehr Trubel auf den Inseln sein wird. Dafür sprach, dass es uns schon früher sehr gut gefallen hat und dass später in der Saison mit Sicherheit noch mehr los sein wird. So haben wir uns schlussendlich dazu entschlossen eine Woche im Maddalena Archipel zu verbringen. Nachdem ich uns online den „Permisso“ für dieses Naturschutzgebiet besorgt habe (den aber schlussendlich keiner kontrolliert hat…), machten wir uns auf den Weg zu der etwas entfernteren Insel Santa Maria und erhofften uns in der Cala de Santa Maria einen ruhigen Ankerplatz zu finden.

Dieses Foto (abends) verfälscht die Realität ein bischen, denn tagsüber kehrte hier definitiv keine Ruhe ein. Viele kleine Motorboote aber vor allem die Touristenfähren die durch die Bucht rasten, sorgten für Hektik und erstickten jede Idylle im Keim. Und das bezeichnen sie dann Naturschutzgebiet! Am Strand lagen die Sonnesuchenden wie Sardinen nebeneinander… wir zogen es daher vor, weit im hinteren Teil der Bucht zu ankern. Doch so gegen 18 Uhr verliess ein Boot nach dem anderen die Bucht und so ergriffen wir die Gelegenheit und fuhren mit Adesso ganz weit nach vorn bis kurz vor den Strand und verbrachten so noch einen sehr angenehmen Abend und eine ruhige Nacht vor Anker. Am Morgen, während des Spaziergangs mit Chico kam ich ins Gespräch mit einer Italienerin, die in Amerika lebt aber hier gelegentlich nach dem Rechten in ihrem Elternhaus schaut… sie erzählte mir, dass ihr Mann gar nicht mehr mitkommen will, weil er diese Entwicklung mit den Touristen nicht mehr ertragen kann. Sie würde die frühen Morgenstunden geniessen und dann auf ihrem Grundstück verschwinden bis die letzte Fähre wieder abgelegt hat. Ja, das kann ich wirklich gut nachvollziehen! Hier gibt es nur eine handvoll Häuser und null Infrastruktur und tagsüber geht es hier zu wie auf einer Kirmes…
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Ostseite der Insel Budelli und fanden hier den erhofften ruhigen idyllischen Ankerplatz.



Hier verbrachten wir zwei sehr schöne angenehme Tage. Wir erkundeten die Umgebung mit dem Beiboot und liessen die Eindrücke auf uns wirken.



Hierher kamen tagsüber natürlich auch viel Motorboote, aber da die Bucht grossflächiger war, verteilten sich alle besser. Und abends kehrte dann wieder die Ruhe ein…herrlich.
Morgens konnte ich mich wieder nicht sattsehen an diesem wundervollen Sonnenaufgang.

Obwohl das Wasser erst knappe 22 Grad (warm) ist, genoss ich es, morgens ein kleine Runde schwimmen zu gehen. Herrlich… danach dann ein bischen Sonne tanken und aufwärmen…

Am nächsten Tag kündigte sich wieder schlechteres Wetter an mit Gewittern, Regen und stärkerem Wind. So machten wir uns auf den Weg in eine gut geschütze Bucht, südlich von der Insel Caprera, nach Porto Palma. Diese Bucht hat weitaus weniger Charme und auch kein türkises Wasser, aber hier liegt man unter solchen Bedingungen einfach besser geschützt vor Anker.
Hier nutzte ich die Gelegenheit zu zwei ausgiebigeren Spaziergängen. So machte ich mich morgens mit Chico auf den Weg zu der Festung Poggio Baccà. Von hier aus hatte ich einen tollen Blick über die ganze Bucht.

In die Festung rein, traute ich mich ehrlich gesagt nicht, zu gross schätzte ich das Risiko ein, hier irgendwo durchzubrechen. Alles ist schon sehr stark zerfallen und die Böden voll mit Rissen, teilweise abgebrochen… Zudem hatte ich ein ungutes Gefühl, denn überall waren Spuren von Wildschweinen. Ich zog es vor denen nicht zu begegnen…keine Ahnung wir friedlich sardische Wildschweine sind???
Eine spätere Erkundungstour führte mich zum kleinen Hafenort Porto Stagnali. Hier glaubt man, die Zeit wäre stehengeblieben. Der Ort besteht entweder aus alten Militärgebäuden oder aus verlassenen Einfamilienhäusern, wo aber nur jedes 3-4 noch bewohnt ist. Die dazwischen sind zugemauert oder verfallen langsam. Eine komische Stimmung…nur zwei Menschen sind mir hier begegnet. Eine (sehr) alte Frau mit ihren Hunden und ein älterer, stark humpelnder Mann, wahrscheinlich ein Kriegsveteran, der sich sehr hingebungsvoll der Restaurierung des Monumentes (Italia in Miniatura) gewidmet hat.
Hier ein paar Eindrücke von Porto Stagnali:




Als das Wetter nach zwei Tagen wieder besser wurde, machten wir uns an der Ostküste von Caprera entlang auf den Weg Richtung Cala Garibaldi. Diese Bucht befindet sich zwischen der Hauptinsel Maddalena und Caprera und hatte mir schon damals super gut gefallen. Die Felsformation hier sind einfach gigantisch und das Wasser herrlich schön.


Wir hatten Glück, denn als wir ankamen, standen nur zwei Boote hinten in der Bucht und so entschieden wir uns, den Anker vor der Cala Serena fallen zu lassen. So schön 🙂 ! Später kamen noch ein paar Boote dazu, aber die meisten ankerten alle tiefer unten in der Bucht. Perfekt…

Natürlich habe ich mich wieder voll ausgetobt und gefühlte 100 Fotos gemacht, die ich natürlich alle toll finde. Hier meine Favoriten:



Noch spektaulärer sind natürlich die Bilder, die Guy mit seiner Drohne geschossen hat…TOP!

Tolle Abendstimmung…

Da es mich aber auch reizte bis zur Festung hoch zu spazieren, bat ich Guy, mich mit dem Beiboot am Strand abzusetzen. Chico blieb dankend bei Guy, den Anstieg hätte er wohl nicht so gerne gemeistert in der Sonne.

Oben angekommen, stellte ich fest, dass sich in der Festung Batteria Arbuticci nun ein Museum über Giuseppe Garibaldi befindet. Und ich hatte Glück, denn heute war italienischer Nationalfeiertag und so freier Eintritt. Perfekt…also nutzte ich die Gelegenheit mehr über Garibaldi, sein Leben, sein Kämpfe und seine Visionen zu erfahren. Etwas, was ich bis dahin wirklich noch nie gehört/gelesen hatte, ist, dass Garibaldi der erste war, der sich in Europa für die Rechte der Tiere und für die Gründung des Tierschutz eingesetzt hat. Natürlich anfangs mit viel Gegenwehr, aber er blieb hartnäckig.



Italien war so das erste Land in Europa, das den Tieren offiziel Rechte zugeteilt hat. Nach und nach folgten dann auch andere Länder diesem Beispiel. Interessant….!
Natürlich genoss ich auch die herrliche Aussicht von hier oben auf die ganze Bucht. Schon impressionant.

Leider hiess es am nächsten Tag wieder Anker hoch. Ich wäre wirklich gerne noch länger hier geblieben. Vielleicht hätte ich dann auch noch das Haus von Garibaldi einmal besichtigt, was sich hier auf Caprera befindet. Aber leider mussten wir wieder einmal dringend Einkäufe tätigen und unser „Permisso“ war jetzt, nach einer Woche, auch nicht mehr gültig. So fuhren wir morgens nach dem Frühstück noch in eine andere Bucht in der sich ein Supermarkt befand, bevor wir dann weiter zur Westseite von Maddalena segelten um hier in der Bucht Bassa Trinita eine kleine Mittagspause einzulegen. Danach gingen wir hier noch ein bischen mit Chico an der Küste entlang spazieren und machten uns anschliessend auf den Weg in Richtung Capo Testa. Hier fiel der Anker dann am späten Nachmittag in der Bucht Santa Reparata. Hier eine tolle Abendstimmung die ich während des Spaziergangs mit Chico im Bild festhielt.

Wie es dann weitergeht, mehr im nächsten Blog.
Raymonde